Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
Leiche. Shira auch nicht.
»Archerr und Shaddo suchen einen Ort, um den Leichnam unterzubringen, bis Talon aufwacht«, sagte Ranon. »Als Hauptmann der Wache ist das jetzt seine Aufgabe, Lady.«
»Ranon hat Recht«, sagte Powell. »Und als Talons Stellvertreter ist es Ranons Entscheidung, was mit dem Feind geschieht, nicht die deine, Lady.«
Vielleicht hätte sie Einwände erhoben, aber in diesem Moment erschien Shira an der Türschwelle. Sie hatte die Arme um sich geschlungen.
»Ich weiß nicht«, sagte Shira und betrat den Raum. »Er lebt. Sein Herz schlägt, und er atmet. Sein Hals ist vielleicht gequetscht, aber ich kann nicht spüren, dass etwas gebrochen
ist. Aber er ist nicht da. Ich kann ihn nicht aufwecken, nicht mit meiner Heilkunst, nicht mit der Kunst des Stundenglases. Vae sagt…« Ihre Stimme brach, und Ranon sah, wie sie all ihre Kraft zusammennahm, um weiterzusprechen. »Vae sagt, manchmal zwingen Menschen verwandte Wesen, bei ihnen zu leben. Es ist beinahe unmöglich, die Katzen zu kontrollieren, wenn sie groß werden, weil sie wild sind und so riesig. Die Wölfe sind, genau wie die Katzen, zu wild. Und die Pferde, Einhörner und Drachen sind groß. Aber Scelties sind klein, also versuchen Menschen manchmal, sie mitzunehmen. Und ma-manchmal zieht sich ein Sceltie an einen Ort zurück, tief in ihm, wo die Menschen ihn nicht finden, wohin sie ihm nicht folgen können.«
»Was geschieht dann?«, fragte Cassidy.
Tränen füllten Shiras Augen. »Entweder er kommt zurück … oder er stirbt.«
»Was können wir tun?« Ranons Stimme war rau. »Shira, was können wir tun?«
Sie schüttelte den Kopf. »Wir warten. Vae und Nachtnebel haben gesagt, wir sollen ihm dein Hemd lassen, weil es deinen Geruch an sich trägt. Sie glauben, das tut ihm jetzt gut.«
Sie verließ den Raum.
*Ranon?*, rief Archerr leise.
*Ja?*
*Wir wussten nicht, wo wir ihn sonst ablegen sollen, also haben wir die Leiche ins Heilerinnenhaus gebracht.* Archerr zögerte. *Halte Shira von hier fern. Shaddo und ich haben uns mal genauer angesehen, was Nachtnebel mit diesem Bastard angestellt hat und … Halte Shira von hier fern. Cassidy auch.*
*Könnt ihr ein Schild um das Heilerinnenhaus legen, um die Leute auszusperren?*
*Kann ich. Habe ich schon getan. Ich bleibe lieber nicht länger mit … dem … da drin, als ich muss.* »Warum sollte Kermilla das tun?«, fragte Cassidy. »Warum? «
»Komm mit, Cassie«, sagte Gray sanft. »Komm jetzt mit.«
Ranon sah zu, wie Gray Cassie aus dem Zimmer führte.
*Ranon?*, rief Janos.
Mutter der Nacht. *Wo bist du? Geht es dir gut?*
*Uns geht es gut. Reyhana und ich sind gerade von einem Ausritt zurückgekommen und … Könntest du Kief sagen, er soll uns gehen lassen? Er hat uns in einem Stall eingesperrt und beharrt darauf, dass wir nicht gehen dürfen, bis du sagst, die Gefahr sei vorüber.*
An einem anderen Tag wäre es vielleicht lustig gewesen. *Wir hatten ein paar Schwierigkeiten, Prinz Janos. Khollie wurde verletzt.*
*Wie schlimm?*
*Das wissen wir noch nicht. Hier sind meine Befehle an dich und Kief: Ihr beide bringt Reyhana zurück in die Residenz. Ich will, dass ihr euch alle drei mit einem Schild schützt, hast du das gehört?*
*Ja, Sir. Ich habe es gehört.*
Und er hörte den Kriegerprinzen in der Stimme seines Bruders.
»Ich bin in meinem Arbeitszimmer, wenn du mich brauchst.« Powell berührte ihn am Arm – eine Geste voller Verständnis –, bevor er Cassidy und Gray aus dem Zimmer folgte.
»Burne und ich reiten zur Hauptstraße und sehen nach, was getan werden muss«, sagte Spere.
Ranon nickte.
»Jaego war auf der Straße und hat wahrscheinlich Rogir alarmiert, aber nimm mit, wen du kannst, um auf Patrouille zu gehen. Sieh zu, dass die Landengemeinschaft auch alarmiert wird. Ich weiß nicht, welches Spiel die Schlampe versucht hat, zu spielen, aber wir geben ihr keine zweite Chance.«
»Ich kümmere mich darum«, sagte Cayle.
»Und du, Ranon?«, fragte Spere.
»Shaddo, Archerr und ich halten das Königinnen-Viertel. Wenn Talon aufwacht …«
Das würde noch Stunden dauern. Und alles, was sie tun konnten, war warten.
Talon presste zwei Finger gegen den Kopf des toten Kriegers, dann trat er schaudernd einen Schritt zurück.
Fühlte sich an wie Kieselsteine in einem Beutel Brei. Es wäre weniger verstörend gewesen, wenn der Kopf durch den Schlag der Macht explodiert wäre. Das hatten sie auf dem Schlachtfeld alle das ein oder andere Mal getan. Aber die
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