Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
Traditionshüter unterrichtet hatte, bevor man seine Hände endgültig verstümmelte. Jade hatte eine herrliche Stimme und brachte zwei Klassen die traditionellen Weisen der Shalador bei. Meistens jedoch kümmerte sich Jade um die geschäftlichen Angelegenheiten des Ladens.
Und Lizzie, die Sceltie-Hündin, die den Musikladen zu ihrem Platz erkoren hatte, kümmerte sich um alle.
»Da bist du ja, Enkelsohn«, sagte Yairen. »Laithan hat mir ein wenig seiner Zeit geschenkt, damit ich die Trommel anhören konnte, die von der Insel Scelt stammt. Jetzt bist du dran, damit ich mir auch die Metallflöte anhören kann.«
»Ich glaube, unsere traditionellen Lieder klingen nicht gut auf der Scelt-Flöte«, sagte Laithan, »aber die Volkslieder aus Dena Nehele passen zum Tonumfang des Instruments. Jade hat schon fast alle Musikstücke sortiert, die angekommen sind. Ich sehe mal nach, ob es etwas gibt, das speziell für diese Flöte geschrieben wurde.«
Ranon nahm die Flöte in die Hand. Sie war kleiner und nur halb so dick wie die shaladorische, aber die Grifflöcher waren die gleichen. Vorsichtig platzierte er seine Finger und spielte einen Ton.
Es klang anders als die Shalador-Flöte, schärfer. Aber trotzdem angenehm. Er versuchte sich an einem traditionellen Lied der Shalador, dann an einem Volkslied aus Dena Nehele. Laithan hatte Recht, die Volkslieder klangen besser als die Musik seines Volkes.
»Hier«, sagte Laithan, als er mit einigen Notenblättern zurückkam. »Versuch eines von diesen.«
Ranon sah sich die Notenblätter an. Volkslieder, riet er. Eines sehr lebhaft, das andere eher ruhig. Er wählte das ruhigere Stück – und verstand, warum das Volk der Shalador sich in der Musik aus Scelt wiedererkennen könnte.
Hell und doch bittersüß. Ein Klang, der an den Gedanken vorbeischlüpfte und das Herz ansprach.
»Klingt gut«, sagte er ein paar Minuten später und legte die Flöte auf den Ladentisch.
»Ein Geschenk«, antwortete Laithan, »zusammen mit den Noten.«
»Laithan …«
»Dafür, dass du ein- oder zweimal im Monat hier spielst.« Laithan lachte. »Mach nicht so ein Gesicht, Ranon. Du musst ja nicht alleine auftreten. Ich habe eine der Flöten für mich behalten, weil ich mich auch mit dieser Musik vertraut machen möchte. Ein Abend mit den Klängen der Shalador und einer mit Musik aus Scelt, um unser Volk während der Wintermonate zu unterrichten und zu unterhalten.« Er streckte die Hand aus. »Abgemacht?«
Ranon schlug ein. »Abgemacht.« Dann ließ er Flöte und Notenblätter verschwinden und sah seinen Großvater an. »Würdest du gerne – «
* Ranon!*
Der Hund klang panisch. *Khollie? Was ist los?* Als sich Ranon vom Tresen abgewandt und den ersten Schritt getan hatte, war Lizzie schon aus der Tür geschossen und rannte die Straße hinab.
* Ranon!*
Mehr als Panik. Er hörte nur noch schreckliches Entsetzen. Ranon sprang aus dem Herzschlag und rannte im Laufschritt die Straße hinunter, während er einen engen, doppelten Opal-Schild um sich herum schuf – die Art von Schild, die ein Kriegerprinz auf dem Schlachtfeld trug.
Im Laufschritt rannte er auf den Tumult nahe des Ältestenparks zu, war sich aber jedes Details seiner Umgebung
bewusst, der Gefühle der Verwirrung, die sich langsam in Wut verwandelten, die ein mentales Sirren hinterließ, das so dicht und stark war, dass man es beinahe hören konnte. War sich bewusst, wie Wynne und Kharr die Kinder, die zur Lesestunde gekommen waren, zusammentrieben, damit sie verteidigt werden konnten. War sich bewusst, wie Vae, Darcy und Lizzie knurrend und schnappend um etwas herumsprangen, das immer wieder versuchte, sich vom Ältestenpark und der Menschenmenge zu entfernen.
*Ranon?*, rief Archerr. *Was im Namen der Hölle ist da los?*
*Ich weiß es nicht.* Ranon ging langsamer, während er mit den Augen die Straße absuchte. *Die Scelties benehmen sich alle seltsam. Vielleicht ist ein Ferkel oder ein Huhn davongelaufen, und sie spielen ein Spiel, um es wieder einzufangen. * Aber ein Tier würde er sehen oder hören, wenn es zwischen den drei Scelties gefangen wäre. Und es bot auch keine Erklärung für Wynnes und Kharrs Verhalten – oder warum er Khollie nicht entdecken konnte.
Dann sprang Vae den leeren Raum in der Mitte des Sceltie-Dreiecks an und traf etwas mit der Kraft ihres Purpur-Juwels.
Ein Sichtschild brach und gab den Blick auf einen fremden Krieger frei.
Ranon blieb einen Moment stocksteif stehen, bevor er sich an den Tag
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