Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
erliegen.«
Gray schauderte. Ranon teilte das Gefühl.
»Jetzt komm«, sagte Ranon. »Wir müssen packen und verschwinden.«
»Ranon?« Gray trat nervös von einem Fuß auf den anderen.
»Was ist?«
»Du hast sie nicht zu diesem Treffen eingeladen – also wer von uns beiden sagt es Vae?«
»Was wolltest du mir mitteilen, Powell?«, fragte Talon, sobald sie alleine im Arbeitszimmer des Haushofmeisters standen.
»Bist du dir bewusst, dass Theran Kermilla durch die ganze Stadt kutschiert, sie den Adelsfamilien hier vorgestellt hat und…« Powell räusperte sich und war plötzlich angestrengt damit beschäftigt, Rechnungsbücher ordentlich aufeinanderzustapeln, bevor er sie verschwinden ließ.
»Und …?«, drängte Talon. Als Powell nicht antwortete, begann hinter seinem Widerwillen, ihn zu verstehen, heißer Zorn zu brodeln. » Er hat sie als unsere Königin vorgestellt?«
»Nicht direkt«, sagte Powell. »Ich glaube, er hat sie als Königin aus Dharo vorgestellt und es nicht korrigiert, wenn jemand die falschen Schlüsse zog.«
»Was für ein Spiel spielt er hier?« Was für ein Spiel habe ich ihn spielen lassen? Cassidys Schmerz – und die Tatsache,
dass dieser so stark geworden war, dass sie hatte fliehen wollen – war genauso ihm zuzuschreiben wie Theran.
Powell seufzte. Er rief ein paar Seiten Papier herbei und reichte sie Talon. »Kermilla stand der Sinn nach einem Einkaufsbummel. Theran hat dem Händler befohlen, ihre Ausgaben anzuschreiben, da sie nicht genügend Münzen bei sich hat, um für solche ungeplanten Ausgaben aufzukommen. Das hat sie jedenfalls behauptet.«
»Das heißt, letztendlich zahlt Theran ihre Rechnungen von dem Schatz, den Lia für die Familie versteckt hat.«
»Nein. Theran hat dem Händler gesagt, alle Ausgaben Kermillas würden vom städtischen Zehnt an die Königin gedeckt. «
» Was?«
»Kermilla hat an einem einzigen Tag mehr ausgegeben als Cassidy in all den Wochen, die sie hier ist.« Powell hielt inne. »Die Händler verlangten eine Bestätigung der Erlaubnis, Kermillas Einkäufe vom Zehnt abzuziehen. Ich habe ihnen gesagt, ich würde es sie wissen lassen, sobald ich die Möglichkeit hätte, mit der Königin zu sprechen. Die Händler, die in Grayhaven geblieben sind, wissen sehr wohl um die Gefahren, die von einer Königin ausgehen können. Indem ich ihnen keine unmittelbare Bestätigung gegeben habe, sind sie gewarnt, bei weiteren Geschäften vorsichtig zu sein.«
Talon lief einige Minuten im Raum auf und ab, während Powell die Landkarten verstaute, die er für Cassidy gesammelt hatte.
»Wir gestehen der Stadt ihr Geld zu«, sagte Talon. »Theran kann die Hälfte des Zehnts nach seinen Wünschen einsetzen. Die andere Hälfte fließt in die Stadtkasse, um die Wachen zu bezahlen und die Stadt zu erhalten. Ich bespreche das mit Cassidy, aber ich werde sie bitten, meine Entscheidung zu akzeptieren und das Geld aufzugeben.«
»Im Austausch für was?«, fragte Powell.
Talon schüttelte den Kopf. Im Austausch für nichts. Jedenfalls für nichts, das er mit Powell besprechen wollte.
Er verspürte eine respektvolle Berührung an seiner ersten inneren Barriere. »Ranon ist auf dem Weg nach unten. Der Junge hat seine Sachen schnell gepackt.«
»Er will weg von hier.« Powell rieb sich die linke Hand. »Und ich auch.«
Talon seufzte. »Ich habe Theran großgezogen. Ihn so gut unterrichtet, wie ich konnte. Habe versucht, an den Alten Traditionen festzuhalten, auch wenn ich fühlen konnte, wie sie von Generation zu Generation schwächer wurden. Ich habe um seine Sicherheit gekämpft. Ich habe für seine Sicherheit getötet. Du weißt nicht, wie sehr es mich verletzt, zu sehen, wie er sich Kermilla hingibt. Ich weiß nicht, ob die Tatsache, dass ich ihn sein ganzes Leben über vor den verdorbenen Königinnen beschützt habe, ihn blind dafür werden ließ, was für eine Art Königin Kermilla ist. Oder ob er tief in seinem Inneren spürt, dass etwas nicht in Ordnung ist, sie aber verteidigt, weil er nicht zugeben kann, dass er sie falsch eingeschätzt hat. Ich weiß es einfach nicht – aber heute frage ich mich, ob der Tod der Männer, die zum Schutz der Blutlinie der Grayhavens ihr Leben gegeben haben, vielleicht umsonst war.«
Er schüttelte den Kopf und hob eine Hand zum Zeichen, dass er keine Antwort wollte.
Einen Augenblick später betrat Ranon den Raum – und Talon ging hinaus.
Kapitel elf
TERREILLE
T alon*, sagte Cayle. *Wir haben die Pferde in die
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