Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
ihren Geschäften nachgingen, alarmiert aufblickten, als sie die Fremden bemerkten – und sich wieder entspannten, als sie erkannten, dass diese in seiner Begleitung unterwegs waren. Er sah auch, wie die Dorfwachen herankamen, um sich die Fremden anzusehen – trotz der Tatsache, dass Ranon und Gray mit ihm unterwegs waren.
»Wird dieses Dorf oft angegriffen?«, fragte Ranon, als Gray vor dem Schaufenster eines Buchladens stehen blieb und beinahe zitternd vor Erregung auf die Auslage starrte.
»Nein«, erwiderte Daemon. »Aufgrund der Nähe zur Burg kümmere ich mich um alle Schwierigkeiten, die hier auftreten, wenn der Hof der Königin nicht damit fertigwird.«
»Aber alle Männer sind kampfbereit.«
»Das liegt in unserer Natur, Ranon.«
Die Tür öffnete sich, und Sylvia trat heraus. Sie trug ein ärmelloses Hemd, das in einer knielangen Hose steckte, und Sandalen. Ihr kurzes schwarzes Haar war so offensichtlich absichtlich zerzaust, dass man es schon wieder keck nennen konnte, und außer ihrer mentalen Signatur deutete nichts auch nur im Geringsten darauf hin, dass sie die Königin von Halaway war.
Daemon trat neben Gray, der sich vom Schaufenster abgewandt hatte und Sylvia einen schnellen, abschätzenden Blick zuwarf, bevor er ihr ein strahlendes Lächeln schenkte.
»Guten Nachmittag, Lady«, sagte Gray.
Sylvia legte die Stirn in Falten. »Du kommst mir irgendwie bekannt vor.«
»Darf ich vorstellen, Prinz Jared Blaed Grayhaven und Prinz Ranon«, sagte Daemon. »Sie sind zu Besuch aus Dena Nehele. Gentlemen, das hier ist Lady Sylvia.«
Gray sah ihn stirnrunzelnd an. »Du hast sie nicht als Königin vorgestellt.«
Beweis genug, dass Gray wesentlich empfänglicher war als sein Cousin, wenn es darum ging, Kastenzugehörigkeit zu erkennen.
Er warf Sylvia einen raschen Blick zu, die ihm mit einer winzigen Bewegung zunickte. »Du hast Recht. Das habe ich nicht. Lady Sylvia herrscht über Halaway und zieht es vor, in ihrem Heimatdorf als Privatperson aufzutreten, solange kein Grund zur Förmlichkeit besteht.«
Gray strahlte Sylvia an. »So will es Cassie in Eyota auch haben. Die Shaladorianer kommen ganz gut damit zurecht, weil sie es gewohnt sind, dass ihre Königinnen unter ihnen leben. Ich glaube, Cassie ist glücklicher dort, wo wir jetzt wohnen, als sie es in Grayhaven war.«
Beim Feuer der Hölle, dachte Daemon, als er Lady Sylvias leicht erstaunte Miene sah, und schluckte den Drang herunter, laut aufzulachen. Der ernste junge Kriegerprinz, der gekommen war, um ihn um ein Darlehen zu bitten, hatte sich in einen zweibeinigen Welpen verwandelt.
»Ich habe vor kurzem noch jemand namens Grayhaven getroffen«, sagte Sylvia.
»Jared Blaed und Theran sind Cousins«, erwiderte Daemon.
Sylvias Lächeln wurde härter. »Und, wie versteht sich Theran mit Vae?«
»Ach, Vae lebt jetzt bei Cassie und mir«, sagte Gray. »Genauso wie Khollie, aber nur, weil Ranon und Shira bei uns in der Königlichen Residenz wohnen.«
»Nun ja, das macht die Lesestunde sicher einfacher, wenn ihr euch abwechseln könnt.«
»Lesestunde?«
O nein, Sylvia, dachte Daemon. Aber er würde sie nicht aufhalten.
»Ihr habt keine Lesestunde?«, fragte Sylvia mit großen Augen. Als Gray den Kopf schüttelte, öffnete sie die Tür zum Buchladen und rief jemandem drinnen zu: »Habt ihr ein
paar Ausgaben von Rettungseinsatz für Einhorn oder Sceltie rettet den Tag ?« Sie wandte sich wieder an Gray. »Wie viele Scelties leben bei euch?«
»Im ganzen Dorf sind es dreizehn Stück«, sagte Gray und blickte zu Daemon.
Hast endlich bemerkt, dass hier etwas vor sich geht, was Jungchen? Natürlich war es viel zu spät, um etwas dagegen zu unternehmen , aber es war immer gut, wenn ein Mann erkannte, dass er in Schwierigkeiten steckte.
»Was?« Sylvia steckte den Kopf in den Laden, dann zog sie ihn wieder heraus. »Ah, gut. Sie haben auch ein paar Ausgaben von Der Drache und das gefährliche Abenteuer .«
»Ich glaube nicht …«, setzte Ranon an.
»Ein Geschenk«, sagte Sylvia. »Genießt euren Besuch, Gentlemen. Prinz Sadi.«
Daemon sah ihr nach, als sie davoneilte und ein paar Meter hinter dem Buchladen ein Geschäft betrat. Er atmete laut aus. »Wenn wir schon hineingehen, gibt es noch ein paar andere Bücher, die ihr unterhaltsam finden könntet.« Die Tracker-und-Schatten -Romane waren für die meisten Leser einfach Abenteuer- oder Geheimnisgeschichten, aber jeder, der mit einem Sceltie zu tun hatte, fand sie nebenbei auch sehr
Weitere Kostenlose Bücher