Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
lehrreich.
»Sie hat gelacht, als sie den anderen Laden betreten hat«, sagte Gray, als Daemon die beiden Männer in den Buchladen führte. »Warum hat sie gelacht?«
»Du wirst es verstehen, wenn du die Bücher einem der Scelties zeigst«, erwiderte Daemon trocken. Und möge die Dunkelheit Erbarmen mit dir haben.
Er ließ sie allein, damit sie sich umsehen konnten, während er ein paar Bücher aussuchte, von denen er annahm, Cassidy würde sie mögen, weil sie Jaenelle oder Marian auch gefallen hatten. Ranon zeigte nur höfliches Interesse, aber Gray liebte Bücher und Geschichten und blieb immer wieder zurück, um »nur noch ein einziges Buch« anzusehen. Schließlich wählte Daemon ein paar weitere Bücher aus, die sie mit nach Eyota nehmen sollten, und zog anschließend
Gray aus dem Laden, damit sie sich noch ein wenig das Dorf ansehen konnten.
Gray legte bei allem, was er sah, jugendliche Begeisterung an den Tag, außer, seltsamerweise, bei einer Bäckerei, die er nur flüchtig ansah und dann schnell weiterging. Ranons Gefühle waren versteckter und gingen tiefer – vor allem, als Daemon dem Shaladorianer das Musikgeschäft zeigte. Der Laden verkaufte Notenblätter und Instrumente aus allen Territorien Kaeleers sowie Musikkristalle, die Tonzauber in sich trugen.
Er erzählte ihnen nicht, dass dieses Geschäft Jaenelle gehörte, was der Grund dafür war, dass sich hier eine so vielseitige Musikauswahl fand – und dass es ein Nebenzimmer gab, in dem eine kleine Bühne für Auftritte stand. Zweimal im Monat schloss sie sich den Musikern an und sang auf dieser Bühne – und an diesen Abenden blieb nie auch nur ein Stuhl unbesetzt.
Er erzählte von den Auftritten und zeigte ihnen die nahe gelegene Taverne und das Kaffeehaus. Ranon erkannte das Geschäftspotenzial. Gray war eher überwältigt von den kleinen Innenhöfen mit ihren hübschen Blumenbeeten, in denen die Leute im Schatten beisammensaßen.
Als sie sich in einem dieser Höfe mit einem Glas Bier und einem Teller voller Sandwichs an einem Tisch niederließen, hatte Daemon eine recht klare Vorstellung, was für Geschäfte gut nach Eyota passen würden.
»In Ordnung, Gentlemen …«, hob er an.
»Das ist der Junge.«
Beim Klang der weiblichen Stimme erhob sich Daemon und stellte erfreut fest, dass Gray und Ranon ebenso schnell reagierten.
»Tersa«, sagte er voller Wärme, als er ihre Wange küsste. Ihr langes schwarzes Haar war stets so durcheinander wie ihr Geist, aber es tröstete ihn zu wissen, dass sie in diesem Dorf ungefährdet umherlaufen konnte. »Möchtest du dich uns anschließen?«
»Du versuchst mich zu füttern«, sagte sie vorwurfsvoll.
Natürlich tat er das. Auch mit dem Mädchen, das während der Ausbildung zur Schwarzen Witwe bei ihr lebte, vergaß Tersa noch immer zu essen, wenn ihr Geist sich auf seinen eigenen seltsamen Reisen befand.
»Nur ein kleines bisschen«, sagte er und schenkte ihr ein jungenhaftes Lächeln.
Sie versetzte seinem Arm einen leichten, abfälligen Schlag, während sie Ranon einen Blick zuwarf. Dann sah sie zu Gray, und Daemon fühlte, wie sich etwas in ihr veränderte – und sah, wie Gray plötzlich bewegungslos dasaß.
»Er ist es«, sagte Tersa sanft. Sie rief eine Glaskugel herbei, die auf einem geschnitzten Holzsockel ruhte, und stellte sie vor Gray. Dann berührte sie den kleinen Amethyst am Sockel. »Sieh zu.«
Rauch füllte die Kugel, als der Zauber sich entfaltete.
Veränderungen, dachte Daemon. Metamorphosen. Er sah, wie ein Dolch sich verhüllte und dann als kleiner Junge wieder zum Vorschein kam, der keine Gliedmaßen hatte. Das Bild verdunkelte sich erneut und verwandelte sich in einen toten Baum, der auch wieder verschwand und zu einem lebenden Baum wurde, der statt Früchten Dolche trug. Auch dieses Bild verschwand im Nebel und gab dann den Blick auf einen feuerspeienden Drachen frei – einen mächtigen Krieger.
Alle Farbe war aus Grays Gesicht gewichen, als er die ersten zwei Bilder sah – und etwas, das Daemon nicht benennen konnte, füllte seine grünen Augen, als Gray das letzte Bild erblickte.
Die Sequenz wiederholte sich. Als das Bild des Dolchbaumes sich in Nebel hüllte, blieben die Bilder stehen.
»An diesem Punkt stehst du«, sagte Tersa.
»Wie erreiche ich die letzte Stufe?«, fragte Gray, den Blick auf das verhüllte Bild gerichtet.
»Wenn die Zeit kommt, akzeptiere das Feuer, das in dir brennt.«
*Tersa?*, fragte Daemon.
*Vertraue deiner Frau – und vertraue
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