Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schwarzen Raender der Glut

Die schwarzen Raender der Glut

Titel: Die schwarzen Raender der Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
Vom Netzwerk:
Das Lächeln ist wieder verschwunden. »Kerstin hat mich aber vorgewarnt, ich solle mir nicht all zu viel Hoffnungen machen. Das dauert, bis solche Anfragen beantwortet werden, und eine andere als eine abwiegelnde Auskunft ist kaum zu erwarten.«
    »An die Presse will . . .« Nun unterbricht sich Berndorf, weil
er nicht weiß, ob er von Schnappaufs Mitarbeiterin als Kerstin sprechen darf, oder ob dies eine Vertraulichkeit ist, die Tamar vorbehalten bleiben muss. Was soll’s. Nun gibt es die eben auch. »An die Zeitungen will Kerstin die Anfrage nicht geben?« Dann sieht er Tamar in die Augen, und damit ist klar, dass er die Dinge so akzeptiert, wie Tamar sie benennt. Die Dinge und die Frauen.
    »Ich weiß nicht, ob das gut wäre«, meint Tamar. »Kerstins Chef wird damit zu weit aus der Deckung geholt. Das wird er nicht wollen, und Kerstin auch nicht.«
    »Es muss auch nicht sein«, antwortet Berndorf. »Mir genügt schon, wenn ich weiß, dass da eine Anfrage läuft.«
    »Wofür genügt Ihnen das?«
    »Für den Fall, dass ich am Albtrauf vorbei muss. Oder dass jemand wieder einen Lastwagen auf die Reise schickt.«
     
    Nackte, rot verschmierte Arme strecken sich ins Licht der Glühbirne, neben einem einsamen Bein liegt ein zwei Handbreit großer blecherner Gendarm hilflos auf dem Rücken, sein Nussknackergesicht bleckend. So behutsam, wie es mit seinen dicken Pratzen möglich ist, untersucht ein breitschultriger Mann, was von der Inszenierung des Vorabends übrig geblieben und nun in Franziskas Besenkammer verstaut ist.
    »Das Bein da ist abgegangen, als ich ihn durch die Tür gezerrt habe«, sagt Franziska entschuldigend, als habe sie Staatseigentum beschädigt.
    »Ich werde die Kaufhäuser anrufen und fragen, ob eine solche Puppe abgegeben worden ist und an wen«, sagt der Mann mit den Rettungsschwimmerschultern. Es ist Hauptkommissar Tomaschewski vom Raubdezernat der Mannheimer Polizei, und er hat sich nicht aufhalten lassen, als Franziska ihn am Morgen anrief und um Rat bat. »Vielleicht gibt es auch freiberufliche Dekorateure oder Fachgeschäfte für Dekorationsbedarf. Wer immer Ihnen diese Bescherung angerichtet hat – ich finde ihn.«
    »Das fällt doch aber gar nicht in Ihr Dezernat«, fragt Franziska.
»Jetzt finden wir erst mal den Knaben«, antwortet Tomaschewski, »und dann unterhalten wir uns über das Dezernat. Kann es übrigens sein, dass diese Sache etwas mit dem Maserati-Fahrer zu tun hat, nach dem Sie sich erkundigt haben?«
    Franziska denkt nach. »Trinken wir erst einmal Kaffee?« Tomaschewski hat genug gesehen und folgt ihr in die Küche, wo er auf der Bank hinter dem Frühstückstisch Platz nimmt. Dabei muss er den Tisch etwas nach vorne rücken.
    Franziska setzt Wasser auf. Dann dreht sie sich zu ihm um. »Ich weiß, wer das inszeniert hat«, sagt sie entschlossen. Und während das Wasser heiß wird und sie schließlich den Kaffee aufgießt, erzählt sie die Geschichte von der Helios Heimstatt, die auch die Geschichte des Polizeireporters Winfried Busse ist und seines noch unklaren Aufstiegs zum Nischenhai auf dem Immobilienmarkt.
    »Vermutlich tritt er aber nicht selbst in Erscheinung«, fügt sie hinzu und schenkt ein. »Es war sein kurzhaarblonder Freund oder Partner, der mich danach angerufen hat.«
    Tomaschewski rührt den Kaffee um und vermeidet es, ihr ins Gesicht zu sehen. »Als Sie mich am Montag angerufen hatten, bin ich neugierig geworden. Ich habe nachgesehen. Aber gegen diesen Busse liegt nichts vor. Doch das ist nur das eine. Das andere ist . . .«
    Er schweigt und rührt weiter in seinem Kaffee.
    »Wir kennen uns lange genug«, sagt Franziska in die Stille. »Reden Sie schon.«
    Der Mann blickt auf. »Sie haben Busse unter Druck gesetzt. Hässliche Leute werden das einen Erpressungsversuch nennen. Sie können ihn nur unter Druck setzen, weil Sie etwas von ihm wissen. Dass er schwul ist, spielt dabei heute keine Rolle mehr. Was also ist es?« Plötzlich lächelt er verlegen. »Ich weiß es nicht. Aber ich weiß einiges über Sie. Sie interessieren mich eben. Und wir kennen alle diese Geschichte über den Mann, der in Ihrer Wohnung von unseren Leuten erschossen worden ist. Auch wenn das lange vor meiner Zeit war. Unsere
Leute glaubten, der Mann habe etwas mit einem Überfall auf die Landeszentralbank zu tun. Der Überfall war am Vortag.«
    »Brian hatte mit dem Überfall absolut nichts zu tun, und ich ebenso wenig«, sagt Franziska leise. »Sogar Ihre Leute haben mir das

Weitere Kostenlose Bücher