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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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markerschütternden Schrei aus.
    »Den Namen«, drängte der Supai unerbittlich.
    Und dann sprudelten Worte über Korbarghs Lippen, gaben ihm die Informationen, die er suchte.
    »Ilakuli«, wiederholte Arakasi, »ein Gerüchteverbreiter, der in der Straße der Sorgenvollen Träume zu finden ist.«
    Der Gifthändler antwortete mit einem kaum merklichen Nicken. Er hatte zu schluchzen begonnen. »Ich glaube, er war ein Hamoi Tong.«
    »Ihr glaubt es?« Arakasi seufzte, als würde er ein Kind verbessern. »Ich weiß es.«
    »Was geschieht jetzt mit meiner Frau?«
    »Vielleicht werden die Tong sie finden. Aber Ihr kanntet das Risiko, als Ihr zugestimmt habt, ihnen etwas zu verkaufen. Ich allerdings werde schon einige Stunden verschwunden sein, wenn sie zurückkehrt; in dieser Hinsicht wird ihr also nichts geschehen.« Mit einer einzigen schnellen Bewegung hob Arakasi die Hand und schnitt Korbargh die Kehle durch.
    Er machte einen Satz zurück, als das Blut aus dem Gefangenen herausspritzte und er sich zum letzten Mal in diesem Leben aufbäumte. Blitzschnell löschte Arakasi die Öllampe, und eine gnädige Dunkelheit senkte sich über den Raum und verbarg das Gemetzel.
    Arakasi arbeitete in der Dunkelheit weiter. Seine Hände zuckten krampfartig. Er schloß Korbarghs Robe und zog die Schärpe zu, damit die junge Frau des Giftmischers von den allzu blutigen Einzelheiten dieser nächtlichen Befragung verschont bliebe, wenn sie am Morgen zurückkehrte. Der Supai schnitt den Leichnam von seinen Fesseln los und legte ihn auf den Boden, als ob er sich ausruhen würde. Was das Blut anging, konnte er nichts tun. Denn bei der Suche nach der Lampe hatte er festgestellt, daß es in diesem Haushalt kein vorbereitetes Waschwasser gab. Er wischte seine Finger daher so gut es ging an einem Wandteppich ab; ansonsten hätte nur noch eine Gebetsmatte als Handtuch dienen können. Und dann, in einer Ecke von Korbarghs Schlafzimmer, gab er schließlich dem Drang nach, den er schon seit einiger Zeit bekämpfte: Er kniete sich vor einem halbvollen Nachttopf hin und erbrach sich heftig.
    Er würgte noch lange, nachdem sein Magen schon längst leer war. Schließlich verließ er durch ein Fenster Korbarghs Haus. Er verspürte nicht das geringste Verlangen, noch einmal die kleine Empfangshalle zu durchqueren.
    Die Straßen waren fast völlig verlassen, der Aufruhr hatte sich längst gelegt. Einige wenige Nachzügler hasteten nach Hause, schattenhafte Gestalten lauerten in den dunklen Gassen. Ein zitternder, verdreckter Priester besaß sicher nichts, was sich zu rauben lohnte, und so blieb Arakasi unbehelligt. Der kühle Nachtwind in seinem Gesicht half ihm, sein Gleichgewicht wiederzufinden. Ein kurzer Halt an einem reichverzierten Teich im Eingangsbereich eines Hauses, bei dem es sich höchstwahrscheinlich um ein Bordell handelte, ermöglichte es ihm, sich die Hände zu waschen. Unter seinen Fingernägeln klebte noch immer geronnenes Blut, doch im Augenblick war sein Magen nicht stabil genug, sie mit dem Messer zu säubern. Er lief los, und um die Alpträume zu vertreiben, die in Korbarghs Empfangshalle ihren Anfang genommen hatten, richtete er seine Gedanken auf die Informationen, die er auf eine Weise erlangt hatte, die ihn selbst anekelte.
    Von Ilakuli hatte er schon gehört; es gab einen Mann in dieser Stadt, der wissen würde, wo er sich herumtrieb. Arakasi eilte weiter durch die Nacht.

    Hokanu rannte. Seine zwei erschöpften Pferde führte er am Zügel neben sich her; sie waren schweißbedeckt und ihre Nüstern so gebläht, daß man die roten Schleimhäute sehen konnte. Die Angst um Mara hielt ihn auf den Beinen, obwohl seine Muskeln und Sehnen längst erschöpft waren. Er trug noch immer den Lendenschurz eines Büßers. Nur seine Sandalen hatte er sich umgeschnürt, als er bei der Herberge kurz angehalten und die Pferde und seine Kleidung abgeholt hatte. Alles andere hatte er in die Satteltaschen des rötlichen Wallachs gestopft und nicht einen einzigen Gedanken daran verschwendet, daß er – halbnackt, schmutzig und schweißbedeckt, wie er war – wie ein Bettler aussah.
    Alle seine Gedanken kreisten um das Rezept für das Gegenmittel, das die letzte Hoffnung barg, seine Frau zu retten.
    Nebel lag über den Niederungen und verlieh den Bäumen und Wegmarkierungen im Zwielicht kurz vor der Morgendämmerung ein geisterhaftes Aussehen. Das Gebetstor zu Ehren Chochocans ragte aus dem weißen Dunst hervor wie etwas, das dem Geisterland

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