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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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schien. Als die Benommenheit von ihm wich, bemerkte der Sohn der Shinzawai, daß das Gesicht über im hohl war. Die Rückseite war wie eine Schießscharte angelegt, mit Löchern in den Augenhöhlen, so daß ein im Verborgenen auf der Lauer liegender Mann jeden beobachten konnte, der unter dem Gebetstor hindurchschritt – gleichgültig, ob er kam oder ging.
    Wäre Hokanu nicht so außer Atem gewesen – und durch den Attentäter noch immer in Lebensgefahr –, hätte er am liebsten laut aufgelacht. Nicht einmal die Religion vermochte sich im Kaiserreich dem Spiel des Rates zu entziehen. Offensichtlich hatten frühere Lords der Minwanabi hier Beobachter stationiert gehabt, die den Landsitz lange vor ihrer Ankunft vor Besuchern warnen oder auch nur die zufällig auf der Straße vorbeiziehenden Händler und Reisenden ausspähen konnten. Doch welche List auch immer einst von dieser Stelle ausgegangen sein mochte – jetzt konnte Hokanu die Gunst des Augenblicks nutzen. Er packte den Stützbalken, der die Maske in ihrer Nische festhielt, zog sich in die leere Höhlung dahinter und warf dann durch die Augenlöcher einen Blick nach draußen.
    Die Stute und der Wallach tänzelten immer noch nervös herum, mittlerweile durch den Führungszügel hoffnungslos miteinander verheddert. Eines der Pferde hatte anscheinend gegen einen Stützpfeiler ausgetreten, denn in einer der Karyatiden, die den Eingangsbogen trugen, war deutlich eine Delle in der Form eines Pferdehufes zu erkennen. Plötzlich drehten sich die Tiere gleichzeitig in eine Richtung; der Wallach schnaubte. Dann starrten beide in die Nacht, angespannt, die Ohren lauschend nach vorn gerichtet. Vom Verhalten der Pferde gewarnt, sah Hokanu Bewegung in den Schatten auf der anderen Seite des Gebetstors.
    Dunkel gekleidete Gestalten schlichen dort in breiter Formation heran. Die vorderen drei trugen Bögen; zwei weitere folgten als Rückendeckung. Doch zur großen Erleichterung des Mannes, den sie jagten, ließen sie ihre Blicke nur über die unteren Ecken und Winkel des Gebetstors schweifen.
    Die Stute entdeckte die Männer früher als der Wallach. Sie warf ihren Kopf mit solcher Wucht zurück, daß der Zügel riß, und raste mit einem Schnauben auf der Straße davon. Die Angst trieb sie zum Galopp, ihr Instinkt wies ihr die Richtung nach Hause zum Stall. Die schwarzgekleideten Männer wichen vor ihr zur Seite und formierten sich danach neu. Der Wallach, wesentlich träger als die Stute, beäugte die Männer, die Ohren und den Schwanz wachsam aufgestellt. Dann schüttelte er den Kopf, daß die Mähne flog, rieb sich an einem Träger der eingedellten Karyatide eine juckende Stelle an seinem Hals und trottete schließlich einige Schritte davon, um am Straßenrand zu grasen.
    In der dunklen, klammen Höhlung des Gebetstors wurde es vollkommen still. Die Bestürzung versetzte Hokanu einen Stich. Seine Lungen lechzten nach dem anstrengenden Lauf immer noch nach Luft, und jeder Versuch, ruhiger zu atmen, machte ihn sofort gefährlich benommen. Vor eine unangenehme Entscheidung gestellt, entschied er sich, lieber entdeckt zu werden und zu kämpfen, anstatt das Bewußtsein zu verlieren und seinen Feinden die Möglichkeit zu geben, ihn bewußtlos gefangenzunehmen.
    Die fünf Angreifer hörten ihn sofort. Sie erstarrten wie Hunde, die ein Wild aufgestöbert hatten, und richteten ihre Blicke auf das Versteck ihrer Beute. Dann streiften zwei ihren Bogen von der Schulter. Die übrigen drei nahmen Verteidigungspositionen ein, während die ersten beiden am Gebetstor hochzuklettern begannen.
    Hokanu drehte sein Schwert um und schleuderte es wie einen Speer. Die Waffe traf den kräftigeren der beiden Männer von oben in die Kehle, fuhr hinter seinem Brustbein entlang und durchbohrte sein Herz. Zum Schweigen gebracht, bevor er auch nur einen einzigen Schrei ausstoßen konnte, fiel er mit einem dumpfen Geräusch zu Boden; der Wallach am Straßenrand zuckte erschreckt zusammen und hob den Kopf. Eher unbewußt nahm Hokanu wahr, daß das Pferd nervös um einen Pfeiler auf der anderen Seite des Gebetstores herumtänzelte. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, sich wieder hinzuwerfen und in Deckung zu gehen, als drei Pfeile auf sein Versteck zuzischten. Einer grub sich mit einem trockenen Geräusch in einen Balken, die anderen beiden rissen Splitter aus dem Ohr der Glücksmaske, bevor sie sich in das Fachwerk bohrten. Hokanu griff nach dem Messer, das er schon die ganze Zeit in seinem

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