Die Schwarzen Roben
Todes.«
»Nein«, winselte Korbargh. »Nein. Ich kann nicht mehr sagen. Nicht einmal, wenn Ihr mich hängen würdet und die Götter meinen Geist in Schande vom Rad des Lebens stoßen würden.«
»Ich werde Euch hängen«, sagte Arakasi schnell, »es sei denn, Ihr redet; das ist gewiß. Aber eine Klinge kann einem Mann sehr, sehr weh tun, bevor schließlich ein Seil dazu benutzt wird, ihn zu töten. Es geht nicht mehr um Ehre oder Schande, Korbargh, sondern um ein schnelles, gnädiges Ende oder lange, qualvolle Schmerzen. Ihr kennt die Drogen, die den Tod angenehm machen.« Er berührte mit der Messerspitze ganz leicht den fetten Oberarm seines Gefangenen. »Und Ihr wißt auch, welche Drogen noch auf Euren Regalen stehen – Drogen, die dafür sorgen, daß Ihr Euch lange Zeit vor Schmerzen krümmt und windet, bis endlich der Tod eintritt, Drogen, die Euer Schmerzempfinden erhöhen, die verhindern, daß Ihr bewußtlos werdet, und die Euch das Gefühl geben, daß die Zeit unendlich langsam verstreicht.«
Die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen, hing Korbargh in seinen Fesseln.
Arakasi tippte gedankenverloren mit einem Finger auf die Messerspitze. »Ich habe alle Zeit der Welt, aber ich werde keine Zeit damit vergeuden, mir Euer Schweigen anzuhören.«
»Meine Frau –« begann der verzweifelte Giftmischer.
»Wenn Eure Frau nach Hause kommt, bevor Ihr mir erzählt habt, was ich wissen will, wird sie Euer Schicksal teilen«, unterbrach ihn Arakasi. »Euer Leibwächter wird sterben, noch bevor er einen Schritt über die Türschwelle getan hat, und Ihr werdet zusehen, wie ich meine Methoden an Eurem Weib ausprobiere. Ich werde Ihr Drogen einflößen, die verhindern, daß sie das Bewußtsein verliert, und dann werde ich ihr die Haut in Streifen abziehen!« Als der große Mann voll panischer Angst zu schluchzen begann, fragte Arakasi: »Wird Euer Lehrling, der Zwerg, Euer Haus einsacken, oder wird er dafür sorgen, daß Ihr und Euer Weib angemessen bestattet werdet?« Er zuckte mit den Schultern. »Er wird alles stehlen, was sich irgendwie verkaufen läßt, das wißt Ihr genau.« Er sah sich im Raum um und fügte hinzu: »Wenn ich mir überlege, wo Ihr wohnt und was für eine Kundschaft Ihr habt, kommen mir große Zweifel, daß irgend jemand Euren Tod schnell der Stadtwache melden könnte. Es ist gut möglich, daß niemals ein Priester für Euch und Eure Frau ein Gebet sprechen wird.«
Korbargh knurrte irgend etwas Unverständliches, und Arakasi verstummte. Er trat vor, packte den Saum der Robe seines Gefangenen und schnitt einen Stoffstreifen ab. Das Gewand war zwar nicht aus Seide, aber es war überaus fein gewoben und am Saum mit Stickereien verziert. Fachmännisch legte und drehte Arakasi den Stoffstreifen zu einem Knebel zusammen. Doch bevor er Korbargh damit knebeln konnte, begann der große Mann zu keuchen und zu jammern.
»Seid Ihr denn ein Narr? Wenn Ihr mich schon knebelt, noch bevor Ihr überhaupt mit Euren unmenschlichen Foltermethoden angefangen habt, wie kann ich Euch dann sagen, was Ihr hören wollt, selbst wenn ich mich dazu entschließen sollte zu reden?«
Arakasi ließ sich von Korbarghs Gejammer nicht ablenken, sondern rammte ihm wortlos den Stoffstreifen zwischen die Zähne. Der große Mann wand und sträubte sich, konnte aber nicht verhindern, daß Arakasi die Enden des Knebels mit einem Seemannsknoten festband. »Ich bin alles andere als ein Narr«, sagte er mit samtweicher Stimme.
Arakasi wandte sich von dem gefesselten, geknebelten Mann ab und stürzte die Treppen hinauf. Als er zurückkehrte, hatte er mehrere Phiolen in der Hand, die er Korbargh nacheinander einzeln unter die Nase hielt. »Tai-Gi-Wurzeln, um das Schmerzempfinden zu erhöhen«, begann er. »Ein Pulver aus gemahlener Jinab-Rinde, das einen Mann eine Woche lang wach hält. Sinquoi-Blätter, die dafür sorgen, daß die Zeit langsamer vergeht. Ihr werdet schon bald entdecken, daß ich all diese Substanzen genausogut kenne wie ein Heiler. Und den Umgang mit einem Messer hat mich ein absoluter Meister gelehrt. Wenn die Schmerzen beginnen, werdet Ihr noch nicht einmal Gelegenheit zum Schreien haben. Und falls Ihr Euch wünschen solltet, Euch diese Qualen doch zu ersparen und lieber zu reden – diese Chance habt Ihr bereits vertan.« So sanft, daß seinem Gefangenen kalte Schauer über den Rücken liefen, öffnete der Supai Korbarghs Robe. Er entblößte einen dichtbehaarten Bauch, der vom Genuß von zuviel San-Wein kündete,
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