Die Schwarzen Roben
geheiratet hatte, bewies wieder einmal seine innere Stärke. »Beginnt mit Eurer Arbeit, Heiler«, sagte er. »Näht zusammen, was Ihr könnt, und um der Liebe der Götter willen, gebt mir nichts mehr von dieser Wein-Mischung. Ich möchte bei vollem Bewußtsein sein, wenn meine Lady aufwacht.«
»Dann rückt die Lampe zurecht«, murmelte der Heiler. »Ich werde so schnell machen, wie ich kann.«
»Bester Diener, hierbei kann ich vielleicht helfen«, erklang eine ruhige Stimme aus Richtung der Tür.
Der Heiler zuckte überrascht zusammen, die Hände schon beinahe bei seinen Instrumenten. Lujan ließ in anfänglicher Verärgerung beinahe Hokanus Bein los. »Ich habe den Wachen auf dem Gang doch erklärt, daß ihr Lord nicht gestört werden darf. Unter keinen Umständen.« Er drehte sich halb um und holte schon Atem, um den nachlässigen Soldaten zur Rede zu stellen, als er entsetzt innehielt.
Der verhutzelte Mann in der derben, braunen Robe, der am Rande des Lampenscheins stand, war kein Diener, sondern ein Priester Hantukamas, des Gottes des Heilens. Lujan hatte bereits einmal einen gesehen – an dem Tag, als Keyokes Leben gerettet worden war, trotz vieler im Kampf erlittener Verletzungen und einer gefährlichen Beinamputation. Er erkannte den Orden des Fremden an dem rasierten Halbkreis am Hinterkopf und an dem kompliziert geflochtenen Zopf, der von seinem Nacken hing. Da ihm klar war, wie schwierig es war, die Dienste eines solchen Priesters für sich zu gewinnen, warf sich Lujan zu Boden wie der niedrigste Küchenjunge, um für seine gedankenlose Anrede zu büßen.
»Vergebt mir mein schlechtes Benehmen, guter Priester. Ich begrüße Euch im Namen meiner Mistress. Mein ungehobeltes Verhalten ist nur eine armselige Spiegelung der Ehre dieses Hauses.«
Der barfüßige Priester trat lautlos vor. Sein sonnengebräuntes Gesicht ließ nicht darauf schließen, daß er sich gekränkt fühlte, und mit tiefem Mitgefühl berührte er den Soldaten an der Schulter. »Ihr wärt ein schlechter Wächter, wenn Ihr nicht dafür sorgen würdet, daß Euer Herr und Eure Herrin unbelästigt bleiben, jetzt, wo beide verletzt sind.«
Lujan preßte sein Gesicht weiterhin gegen den Boden. »Guter Priester, wenn Ihr gekommen seid, um zu helfen, spielen meine Gefühle gegenüber den Bedürfnissen des Lords und meiner Lady keine Rolle.«
Jetzt runzelte der Priester die Stirn, und ein besorgter Ausdruck trat in das Gesicht, das gewöhnlich gelassen war. Er bückte sich und bedeutete Lujan mit einem festeren Griff an der Schulter, sich aus seiner unterwürfigen Haltung zu erheben. »Im Gegenteil«, meinte er nachdrücklich. »Vor dem Angesicht meines Gottes sind der Geist und die Gefühle eines jeden Menschen gleich. Euer Fehlverhalten sei Euch vergeben, ehrbarer Soldat. Geht jetzt. Überlaßt mich meiner Aufgabe mit Eurem Herrn und wacht an der Tür mit größer Wachsamkeit.«
Lujan salutierte dem Priester kurz mit der Faust über dem Herzen und verschwand wie befohlen. Der Heiler deutete eine knappe Verbeugung an und wollte ebenfalls den Raum verlassen. Doch der Priester hielt ihn zurück, als er an Hokanus Bett trat. »Mein Novize ist noch ein Junge und zu müde von der Reise, um mir zu assistieren. Er schläft, doch wenn ich meinem Gott dienen will, brauche ich Hilfe.«
Der Priester stellte seine Tasche ab. Er nahm die schweißnassen Finger des verletzten Mannes in seine Hand und blickte Hokanu in die Augen. »Sohn meines Gottes, wie geht es Euch?«
Hokanu nickte schwach; es war alles, was er zustande brachte.
»Es geht mir gut genug. Gesegnet sei Euer Gott und Chochocans Gunst, daß er Euch zu diesem Haus führte.« Er holte schwerfällig Luft und zwang seine Stimme, trotz der Schmerzen nicht zu zittern. »Wenn ich vorschlagen darf, möchte ich Euch bitten, nach meiner Lady zu sehen. Sie braucht Euch dringender als ich.«
Der Priester verzog die Lippen. »Nein. Ich behaupte, daß es nicht so ist« – er hob die Hand und wehrte Hokanus Proteste ab –, »und ich treffe die Entscheidungen. Ich habe die Gute Dienerin bereits gesehen. Ich bin hergekommen, um ihr zu helfen, denn die Anhänger meines Gottes anerkennen ihre Liebe zu ihrem Volk und die Opfer, die sie ihm bringt. Doch sie wird auch ohne den Segen Hantukamas gesunden. Ihr habt das Gegengift noch zum richtigen Zeitpunkt gebracht.« ,
Hokanu schloß die Augen; seine Erleichterung war beinahe greifbar. »Ich bin dankbar, daß es ihr wieder bessergehen wird.«
»Es wird
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