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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Mädchen und Jungen müssen gut riechen.« Sie schob ihren schwabbeligen Arm durch einen Vorhang, und ein nacktes, taubstummes Kind, dessen Haut die Farbe von Chocha-la-Bohnen hatte, eilte heraus und verbeugte sich vor ihr.
    Sie gab Arakasi ein Zeichen und nickte.
    Der kleine Junge sah den schmutzigen Besucher an, legte den Kopf schief und grinste erfreut, als er ihn wiedererkannte. Ohne sich um den Geruch zu scheren, ergriff er die holzkohleverschmierte Hand und führte den Supai davon.
    Arakasi fuhr dem Jungen durch die Haare und holte aus einer verborgenen Tasche ein Cho-ja-Bonbon. Der Junge lächelte und zeigte eine bemitleidenswert große Lücke, wo in seinem Alter eigentlich hätten Zähne sein sollen. Er gab ein leises Stöhnen der Zufriedenheit von sich und neigte immer wieder die Stirn bis zu den Fäusten nach unten, um so seinen Dank auszudrücken.
    Arakasi gab ihm noch zwei Münzen. »Jemand sollte dir etwas zum Anziehen kaufen«, murmelte er und hielt den Jungen am Ellenbogen fest, als dieser sich unterwürfig auf den Boden werfen wollte. Er tätschelte wieder den Kopf des Jungen und winkte ihn davon, da er diesen Weg schon viele Male gegangen war und wußte, welches Zimmer er suchte.
    Er ging den Korridor entlang, berührte eine bestimmte Schnitzerei, die eine verborgene Tür entriegelte, und stieg die schmalen, im Dunkel liegenden Stufen zu einem kleinen Raum unter dem Dachvorsprung hinauf, während der Junge hinter ihm die geliebten Geschenke an sich preßte und sich viele unbemerkte Minuten lang auf den schönen Teppichen herumdrückte.
    In dem engen Zimmer, das wegen der von der Mittagssonne aufgeheizten Schindeln glühend heiß war, wühlte Arakasi in einer Reihe verschiedener Kisten mit Kleidungsstücken aller Art, von mit Perlen versehenen glitzernden Roben bis zum Kittel eines Feidarbeiters. Er wählte eine orange-violette Livree und ein Paar staubige Sandalen mit einem Loch in der Spitze des linken Schuhs. Dann warf er seine ungewaschenen Gewänder in eine andere Kiste, die aussah, als enthielte sie Bettlerlumpen, und ging nur mit dem befleckten Lendenschurz bekleidet den Weg zurück, um es sich in der Badewanne der Puffmutter gutgehen zu lassen.

    Eine Stunde später rutschte er in den Amtsräumen der Geldverleihergilde auf den Knien herum, eine Bürste und einen Eimer in der Hand. Der Nachmittagsbetrieb war wieder aufgenommen worden, und obwohl er übermäßig lang brauchte, um die Fliesen um den Schreibtisch des Angestellten am Gang zu reinigen, sagte niemand etwas dazu. Die Kaufleute pflegten ihn mit einem Tritt aus dem Weg zu scheuchen, wenn sie kamen und gingen, besonders wenn sie mit der Zahlung geliehener Gelder in Rückstand geraten waren oder ihr Wunsch nach einem Kredit einem Unglück entsprungen war: Möglicherweise war eine Karawane an Banditen verlorengegangen, oder eine Seidenlieferung war durch Nässe verdorben.
    Die Auseinandersetzungen wurden in der Hitze des Nachmittags gewöhnlich feuriger, und niemand bemerkte, daß der Diener mit sich redete, während er die Fliesen schrubbte.
    Nur der Buchhalter hörte es, der den Kopf zur Seite neigte, während er Ziffern abschrieb.
    »… muß die Hundescheiße wegmachen«, grunzte Arakasi. »Es sollte verboten werden, daß die Schoßhündchen der großen Ladys in den Straßen ihre Haufen machen dürfen.« Er schniefte, verfluchte seinen schmerzenden Rücken und fuhr in genau demselben Singsang fort. »Beleidigt meine Nase, dieser Gestank. Und hast du gemerkt, ob der rote Junge irgendwelche Nachrichten für verdammtes Geld rausgeschmuggelt hat? Noch mal Scheiße in meinem Waschwasser, und ich habe keine Lust mehr, den Eimer nachzufüllen.«
    Der Buchhalter strich sich den Schweiß von der Stirn, nahm eine Tafel von der Ecke seines Tisches und machte sich eine Notiz. Dann schob er sie zu einem anderen Stapel mit Tafeln, die voller radierter Stellen und Kreidestaub waren. Er trat mit dem Fuß so kräftig zu, daß er dem Mann, der die Fliesen schrubbte, einen harten Schlag in die Rippen versetzte. »Hier, du. Mach die da sauber.«
    Arakasi zupfte an seiner Stirnlocke und preßte die Nase auf die nassen Fliesen. »Wie Ihr wünscht, Herr, wie Ihr wünscht.« Er nahm die Tafeln, schlurfte davon, um einen Lappen zu holen, und begann mit der ihm aufgetragenen Aufgabe. Sein Gemurmel hörte nicht auf, und auch der Tonfall blieb gleich, selbst als er zu der Tafel mit der verschwommenen Bemerkung kam. Angesichts der Symbole und verschlüsselten

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