Die Schwarzen Roben
gemacht. Der Neuankömmling fand genug Platz neben ihm und teilte ihm flüsternd die Neuigkeiten vom Landsitz der Acoma mit.
Die Augen geschlossen, den Kopf gegen ein Faß gelehnt, sah es so aus, als würde der Supai schlafen; Holzkohle hatte seine Fingernägel schwarz gefärbt, und er hatte Schorf am Kinn. Er roch, als hätte er sich seit vielen Tagen nicht gewaschen. Doch seine Ohren hörten nur zu gut. Nach einem Augenblick, während seine Gedanken rasten, murrte er schläfrig, rollte auf die Seite und antwortete so leise wie möglich.
»Ich werde an der Flußgabelung nicht von Bord gehen. Tragt der Kontaktperson auf, einen Gruß an unseren Herrn und unsere Herrin zu überbringen. Wenn ich benötigt werde, soll das Netz mit dem Juwelensetzer neben dem Trophäenhändler in Sulan-Qu Kontakt aufnehmen. Ihr werdet den Laden an dem Harulth-Schädel auf dem Hinweisschild erkennen.«
Der Bote drückte kurz zur Bestätigung die Hand des Supai. Dann machte er ein Geräusch, als würde er sich ekeln, beugte sich zu den nächstbesten Passagieren und begann, für eine obskure Priesterschaft von Lulondi, dem Gott der Bauern, zu werben.
»Verschwinde, Abschaum«, blaffte das belästigte Opfer. »Ich mag kein Gemüse, und die Fliegen auf dieser Reise reichen auch ohne Euer Gemecker!«
Der Bote verbeugte sich, wobei er unachtsam seinen Ellbogen gegen das Knie einer Bäuerin stieß. Sie verfluchte ihn und trat mit dem Fuß gegen sein Schienbein.
Die Störung erweckte die Aufmerksamkeit des Bootsmeisters. »Ihr da! Seid endlich ruhig, sonst lasse ich euch über Bord werfen!«
Die Bauersfrau protestierte laut. »Dieser Abschaum hier bettelt. Hat er überhaupt für seine Reise bezahlt?«
Der Barkenmeister fluchte, stampfte zu ihnen und blickte düster auf den sich ehrerbietig verbeugenden Mann, auf den die Bäuerin mit dem Finger zeigte.
»Du da! Schmutziger, verseuchter Kerl! Hast du einen Centi für die Reise?« Der Barkenmeister hielt die Hand auf; er schwitzte vor Ärger.
Der Mann murmelte mitleiderregend vor sich hin. »Um der Güte Lulondis Segen willen, ich bitte Euch, laßt mich bleiben.«
Der Bootsmeister runzelte die Stirn und schnippte mit den Fingern. »Ich werde dir den Segen Lulondis sofort erteilen.« Auf sein Zeichen erhoben sich zwei Ruderer von ihrem Ruheplatz an der Reling. Sie hatten Muskeln wie Ringer, als sie auf krummen Beinen vortraten und sich vor ihrem Bootsmeister verneigten. »Schmeißt ihn über Bord«, befahl der Mann angeekelt. »Und nicht allzu sanft. Er dachte, er könnte als blinder Passagier mitfahren.«
Die Ruderer grinsten breit. Sie schnappten sich das Opfer an den Handgelenken, hoben den Mann hoch und warfen ihn über Bord.
Er landete mit einem Klatschen im schmutzigen Wasser, das so hoch aufspritzte, daß der Unterstand des Obstverkäufers naß wurde, der an der Bordwand befestigt war. Die Sklaven stießen ihn mit den Paddeln weg, und die Barkenmannschaft, die Passagiere an Deck und die Zuschauer am Ufer lachten, als der Unglückselige sich von seiner Robe befreite und wie ein Wassernagetier zum trockenen Ufer schwamm.
»Lulondis Segen, allerdings«, grunzte der Barkenmeister. Er drehte sich um, in Gedanken schon wieder ganz bei seinen Geschäften, und trat über den schnarchenden Arakasi, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen.
Zwei Tage später verließ Maras Supai die Barke in Sulan-Qu. Unbemerkt schritt er am Ufer entlang. Die Straßen waren nahezu verlassen, die Geschäfte in der Mittagszeit geschlossen. Die wenigen Herumtreiber schliefen entweder im Schatten der Fenstermarkisen oder Balkone, oder sie stocherten auf der Suche nach etwas Eßbarem im Abfall in der Gosse herum. Arakasi ging zum Haus der Sieben Sterne, einem Freudenhaus, das hauptsächlich von wohlhabenden Edlen mit einem etwas außergewöhnlichen Geschmack besucht wurde. Unter einem mit küssenden Putten verzierten Bogen einer Hintertür klopfte er in einem vorgeschriebenen Rhythmus. Die Tür öffnete sich, und eine unglaublich fette Frau voller Perlen-und Corcara-Ketten zog ihn ins Innere des Gebäudes.
»Bei den Göttern«, murmelte sie mit einer Stimme, die so tief wie die eines Mannes war, »müßt Ihr immer nach Abfall stinken, wenn Ihr kommt? Wir haben Kunden, die Anstoß daran nehmen könnten.«
Arakasi strahlte sie an. »Nun, Bubara, sagt mir nicht, Ihr hättet das ganze Badewasser mit Kekali-Blättern und Citrus schon so früh am Tag aufgebraucht?«
Die Puffmutter grunzte. »Wohl kaum. Die
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