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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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einen Mann getroffen war, dessen Fähigkeiten sich mit seinen messen konnten, wenn es um Täuschung, List und Tücke ging. Denn Jiro hatte nicht nur geschworen, Mara zu vernichten, er war auch noch das gefährlichste Mitglied der Traditionalisten, die den Kaiser zu Fall bringen wollten. Andere mochten in ihrem Widerstand offener sein, doch Arakasi zweifelte nicht daran, daß Jiro sich einen Vorteil dadurch zu verschaffen suchte, daß er andere seine Wünsche aussprechen ließ. Die Fortschritte, die sie in ihrem Bemühen gemacht hatten, einen in Stagnation verfallenen Staat zu ändern, waren in größter Gefahr. Als es Abend wurde, eilte Arakasi durch dämmrige Straßen zum Haus der Sieben Sterne. Er mußte seine Identität erneut verändern und sofort zu seiner Herrin zurückkehren. Denn auch wenn er in seinem Bemühen, die Hamoi Tong auszulöschen, in eine Sackgasse geraten war, hatte er andere beunruhigende Neuigkeiten, die die politischen Angelegenheiten im Kaiserreich betrafen. Noch unangenehmer war seine zufällige Entdeckung, daß Chumaka, der Erste Berater, aus irgendeinem Grunde das Bedürfnis hatte, seine Spuren zu verwischen.
    Welcher von seinen Spionen, fragte sich Arakasi besorgt, war entlarvt worden?

Zehn
    Zwischenspiel

    Mara war unruhig.
    Die Folgen der Vergiftung vergingen ihr zu langsam. Zwei Monate waren seit dem Vorfall verstrichen, und immer noch war sie zu schwach, um reisen zu können. Sie betrachtete die Nachmittagssonne, die Streifen auf den Teppich in ihrem Arbeitszimmer warf, und runzelte die Stirn. Sie sollte in der Heiligen Stadt sein, bei der halbjährlichen Versammlung der Vertrauten und Berater des Kaisers. Die Gesundheit von Frasai von den Tonmargu, dem Kaiserlichen Oberherrn, ließ immer mehr zu wünschen übrig; manche flüsterten hinter verstohlener Hand, daß er langsam senil werde. Die Gerüchte entbehrten jeder Grundlage, doch selbst in seinen starken Jahren als Clanlord hatte der Lord der Tonmargu mit unsicherer Hand regiert, indem er stets versuchte, alle Parteien zufriedenzustellen. Mara machte sich Sorgen. Frasais Autorität bröckelte, und dem Kaiserlichen Kanzler Kamatsu, Hokanus Vater, setzten die Traditionalisten mit Angriffen zu, die nicht nur seinen eigenen Wohlstand bedrohten, sondern auch den seiner Verbündeten und Unterstützer. Nur zu leicht konnte sich die Versammlung dieses Herbstes in ein Schlachtfeld verwandeln.
    Die blutigen Tage, als das Spiel des Rates noch unter einem Kriegsherrn gespielt wurde, lagen noch nicht lange genug zurück, um schon vergessen zu sein.
    Mara schlug mit ihrer kleinen Faust in einer ungewöhnlichen Zurschaustellung von Wut und Verzweiflung auf den Tisch und erhob sich, um auf und ab zu gehen. Daß sie zu schwach war, um ohne die Hilfe eines Stockes zu gehen, ärgerte sie zusätzlich. Die Bediensteten, die sich um sie kümmerten, selbst der Botenjunge an der Tür, wandten ihre Gesichter ab, als sich mit beschämender Offenheit die Gefühle auf dem Gesicht ihrer Herrin widerspiegelten.
    Doch heute war sie zu verzweifelt, um Mühe darauf zu verschwenden, die tsuranische Fassade aufrechtzuerhalten. Wäre Kevin, der midkemische Barbar noch hiergewesen, hätte er sie deshalb sicher aufgezogen. Mara spürte einen Stich an einer Stelle, von der sie geglaubt hatte, daß sie bereits verheilt wäre. »Verflucht sei dieser Mann«, murmelte sie und stampfte zur Betonung mit dem Stock auf.
    Eine sanfte Stimme erklang mit leichtem Tadel aus Richtung der Tür. »Das Kaiserreich wird nicht auseinanderfallen, nur weil es seiner geliebten Guten Dienerin zu schlechtgeht, um an der Ratsversammlung teilzunehmen.« Hokanu trat ein; er trug wenig mehr als eine vom Schweiß der Kampfübungen feucht gewordene Überrobe. Das leichte Humpeln war beinahe ganz verschwunden. Als Mara sich wütend zu ihm umdrehte, hielt er ihre Hände fest. Sie hatte keine Kraft; seine Finger konnten ihre Gelenke mühelos umklammern, so dünn war sie, und er mußte aufpassen, daß er ihr keine blauen Flecken zufügte. Seine Stimme war daher auch viel fester als sein Griff. »Mylady, Lord Hoppara wird darüber wachen, daß die Situation nicht außer Kontrolle gerät. Die Ratsversammlung wird nicht auseinanderbrechen, nur weil du nicht dabei bist.«
    Sie schaute auf, und ihre Augen funkelten. »Hör auf, mich zu behandeln, als wäre ich aus Glas. Du und ich, wir wissen beide, daß die Traditionalisten boshafte Intriganten sind, und nicht einmal die Hälfte dessen, was geschieht,

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