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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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ist.«
    »Es genügt nicht, daß es Euch leid tut.« Isashani streckte eine perfekt gepflegte Hand aus, nahm einen Teller und füllte ihn mit Obst. »Eßt, oder ich werde Eure Zofen kommen lassen und dafür sorgen, daß sie Euch geradewegs ins Bett stecken.«
    Das würde sie tatsächlich tun, dachte Mara, und ihre perfiden Zofen würden möglicherweise gehorchen, ohne darüber nachzudenken, ob der Wunsch ihrer Herrin damit vielleicht nicht übereinstimmte. Isashani übte ihre Autorität wie ein gereizter Kommandeur auf dem Feld aus, und die Leute in ihrer Gegenwart neigten dazu, nach ihrer Pfeife zu tanzen und erst hinterher darüber nachzudenken, was sie getan hatten. Da Mara sich nicht stark genug fühlte, um mit ihr zu streiten, begann sie, an einer Jomach zu knabbern. Auch sie konnte direkt sein. »Was führt Euch hierher?«
    Isashani warf ihr einen abschätzenden Blick zu; dann, als wäre sie sicher, daß Maras innere Stärke nicht so angegriffen war wie ihre körperliche Verfassung, schenkte sie sich etwas Chocha aus der Kanne auf dem Tablett ein. »Lord Jiro von den Anasati hat Kontakt mit dem ältesten unehelichen Sohn meines verstorbenen Mannes aufgenommen.« Ihre Stimme war jetzt hart wie barbarischer Stahl, etwas, das gar nicht zu ihrer zerbrechlichen Schönheit paßte.
    Mara legte gedankenlos die halb aufgegessene Jomach auf den Teller zurück. Sie runzelte die Stirn. »Wenaseti«, sagte sie; es klang wie eine leise Frage.
    Ein vornehmes Nicken ihres Gastes bestärkte sie, daß dies der Name des Bastards war; Isashani lächelte anerkennend. Daß Mara den Namen kannte, war beeindruckend, da der verstorbene Lord Chipino Konkubinen und Kurtisanen gesammelt hatte wie erlesene Weine. Seine Bastarde waren so zahlreich wie Ungeziefer, und obwohl alle gleichberechtigt vom Haus Xacatecas aufgezogen worden waren, unterschieden sie sich in Wesen und Eigenschaften wie das Wetter. Der alte Lord war nur zu bereit gewesen, seine Laken mit Frauen ihrer Schönheit oder ihres Verstandes wegen zu teilen, und obwohl keine der von ihm geschwängerten Frauen Isashanis vorrangige Stellung als Lady und Ehefrau hatte gefährden können, waren einige durch diese Zurücksetzung so verbittert, daß sie ihre Sprößlinge mit Vorbehalten gegen die Xacatecas aufgezogen hatten. Der gegenwärtige Erbe Hoppara verließ sich auf die scharfe Auffassungsgabe seiner Mutter in den Belangen der Familienpolitik, um die Menge der Geschwister und verwandten Bastarde in Schach zu halten.
    »Es ist unser großes Glück«, ergänzte Isashani mit einem Blitzen in den Augen, »daß Wenaseti seinem Geschlecht gegenüber ein loyaler Sohn ist. Jiro wurde zurückgewiesen.«
    Die Falten auf Maras Stirn glätteten sich noch nicht, und auch das Glitzern in Isashanis Blick wurde nicht weicher. Als Stellvertreter des Kaiserlichen Oberherrn Lord Frasai hatte Lord Hoppara von den Xacatecas eine zentrale Stellung am Hof des Kaisers inne. Seine Jugend machte ihn auf einem solchen Posten verletzbar; seine feste, beharrliche Entschlußkraft und seine schnelle Auffassungsgabe stützten häufig Lord Frasais beeinflußbares Wesen, wenn es darum ging, rechtzeitig zu handeln, um die immer wiederkehrenden Versuche der Traditionalisten abzuwehren, die Reformen zu behindern und das abgeschaffte Amt des Kriegsherrn wieder einzuführen.
    Lord Hopparas Entfernung aus seinem Amt hätte den Verlust einer Schlüsselstellung bedeutet – einen gefährlichen Schritt näher am mit Mühe verhinderten Bürgerkrieg. Etwas in Isashanis Miene warnte Mara.
    »Es gab ein Attentat«, sagte sie.
    Isashanis Gesicht wurde so reglos wie Porzellan. »Mehrere.«
    Mara schloß die Augen. Sie fühlte sich zutiefst geschwächt, niedergedrückt von einer plötzlichen Müdigkeit. Angesichts der sich wie ein Ring aus blanken Klingen um sie schließenden Gefahr sehnte sie sich danach, den großen Kampf aufzugeben und ihre Hoffnungen und Bemühungen auf das Überleben der Acoma zu beschränken. Doch sie war die Gute Dienerin des Kaiserreiches und nicht mehr das unerfahrene Mädchen, das aus dem Dienst im Tempel Lashimas gerissen worden war, um die Herrschaft über ein bedrohtes Haus zu übernehmen. Die Feinde des Kaisers waren auch die Feinde der Acoma; sie war so etwas wie der Dachstuhl, der das gesamte Gewicht des Daches trug. Um die Herrschaft des Kaisers zu schwächen, mußten Jiro und seine Verbündeten zuerst einmal jegliche Unterstützung verhindern.
    Sofort danach folgte der Gedanke, daß die

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