Die Schwarzen Roben
wieder gibt es Gerüchte über eine Intrige gegen den Kaiser.«
Hokanus Gesicht verhärtete sich. »Ich werde dasein. Doch nach meinem Bad, und wenn deine Dienerinnen die Möglichkeit hatten, deine äußere Erscheinung aufzufrischen.« Bedrohliche Politik mochte der Grund hinter dem Besuch der Lady der Xacatecas sein; doch Hokanu wollte verflucht sein, wenn er die Möglichkeit verstreichen ließ, daß Mara von der Einsicht und dem scharfen Verstand der früheren Herrscherin der Xacatecas profitierte.
Die prächtigen Gewänder, die Mara zu Ehren ihres Gastes angelegt hatte, ließen sie wie ein Gespenst erscheinen. Sie betrat den Raum mit kleinen, gesetzten Schritten, aber nicht um besonders zierlich zu erscheinen, sondern weil sie so schwach war. Der Glanz ihrer Smaragde und des Jadeschmucks überwog den ihrer Augen, und die Verbeugung vor der großen Frau, die in violettgoldfarbenen Roben auf sie wartete, fiel zwangsläufig knapp aus. Mehr Ehrerbietung hätte mit einem Kniefall auf dem Boden geendet, und ihr störrischer Stolz hinderte sie daran, sich von einem Diener begleiten und stützen zu lassen.
Als Lady Isashani von den Xacatecas sich von den Kissen erhob, rauschte eine Unmenge vorzüglicher Seide, und der Duft ihres Parfüms verteilte sich im Raum. Ihre Augen waren tiefbraun und auf exotische weise schräg: Die rotbraunen Haare hatten silbrige Strähnen, und in dem Thyza-Puder, mit dem sie ihre ausdrucksvollen Wangenknochen betonte, mußten Stückchen von gemahlenem Perlmutt sein. Die kleinen Partikel schimmerten hin und wieder im Licht und verstärkten den Milch-und-Rosen-Charakter der Haut, die sich durch eine magische Beschwörung den Glanz der Jugend bewahrt hatte. Die Witwe der Xacatecas, berühmt für ihre Schönheit, gefürchtet wegen ihres scharfen Verstandes und anerkannt als unnachahmliche Manipulatorin, beeilte sich, Mara mit einem leichten Griff unter den Ellenbogen zu stützen.
»Ihr seid ganz offensichtlich nicht gesund, meine Liebe.« Ihre Stimme hatte etwas Feinkörniges, Ausgereiftes, wie der Ton eines alten, geschätzten Instruments, das Generationen von Spielern überstanden hatte. »Und Formalitäten sind zwischen Freundinnen überflüssig.«
Mara ließ sich dankbar in die tiefen Kissen fallen. Ihre eigene Stimme klang trocken wie geriebener Sand, als sie die Unterhaltung mit den althergebrachten Begrüßungsworten eröffnete, die man jemandem von höherem Rang schuldete. »Willkommen in meinem Haus, Lady. Geht es Euch gut?«
Isashani neigte den Kopf, und ein freches Lächeln zauberte Grübchen auf ihre Wangen. »Ich danke der Guten Dienerin für die unverdiente Höflichkeit«, antwortete sie. In ihrer Stimme lag aufrichtige Freude über Maras Umkehrung ihrer Stellung. Wenn sie Mara auch an Alter und Erfahrung überlegen war, so war sie doch nur eine frühere Herrscherin, Mara aber die Gute Dienerin des Kaiserreiches. »Es geht mir gut, aber Ihr seht aus wie Hwaet-Schleim, den das Vieh in der Sonne vergessen hat. Meine Liebe, eßt Ihr denn gar nichts mehr?« Es überraschte Mara nicht, daß Isashanis Worte so direkt waren wie ein Speerstoß; diese Unverblümtheit hatte schon viele Gegner des Hauses Xacatecas aus dem Konzept gebracht, Gegner, deren Verstand zuvor von der verführerischen Lieblichkeit der Lady durcheinandergebracht worden war.
Mara senkte den Blick vor dem grellen Leuchten der violetten Seide, in die kostbare Goldfäden eingearbeitet worden waren, und sie wandte ihn auch schnell von dem Tablett voller süßer Leckereien und Obststücke ab, die die Bediensteten zur Erfrischung ihres Gastes gebracht hatten. Sie wich aus. »Ihr seid sicherlich nicht gekommen, um mich über meine gesundheitliche Verfassung klagen zu hören.« Tatsächlich hatte die Nahrungsaufnahme nichts Angenehmes für sie. Ihr Magen war durcheinander und empfindlich von den Nachwirkungen des Gifts.
Die Antwort der Lady war so scharf wie eine Riposte. »Ich bin sicherlich nicht gekommen, um Eurem beleidigten Schmollen zuzusehen und es zu unterstützen.«
Mara zwang sich, nicht zusammenzuzucken. Bei jeder anderen Person hätte sie einen solchen Tadel als Beleidigung und Angriff auffassen müssen; doch in den Augen Isashanis lag tiefe Sympathie, die sie wie ein Hieb traf, weil sie aufrichtig war. Sie seufzte, und der harte Knoten, der sich seit ihrer Fehlgeburt in ihrem Innern gebildet hatte, löste sich etwas. »Es tut mir leid. Ich habe nicht gewußt, daß meine Stimmung so offensichtlich
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