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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Die Gerüche waren von betörender Süße, und Arakasi bedauerte, daß die Läden geschlossen bleiben mußten. Beinahe hätte er lieber den stinkenden Lendenschurz und die Schürze ertragen, die er von den Färbern in Sulan-Qu erworben hatte und immer dann als Verkleidung bevorzugte, wenn er nicht wollte, daß Passanten aus gutem Hause sein Gesicht zu eingehend betrachteten. Der Geruch hätte zumindest seine Wachsamkeit aufrechterhalten. So aber mußte er dagegen ankämpfen, nicht einzuschlafen, denn das hätte tödlich für ihn enden können.
    Die junge Frau rührte sich. Laken glitten von ihrem Körper, und die Seide rauschte leise auf ihrer Haut. Sie war bezaubernd, wie sie in dem dämmrigen Nachmittagslicht dalag, die honigbraunen Locken über die Kissen verteilt. Ein Blick aus jadegrünen schräggestellten Augen heftete sich auf Arakasi. »Ich habe niemals gesagt, daß ich eine Schwester habe.«
    Sie bezog sich auf eine Bemerkung, die bereits einige Minuten zurücklag. Die Hände des Supais glitten hinter ihre Hüfte, tauchten hinab und fuhren fort, sie zu streicheln. Ihre wunderbaren Augen schlossen sich halb, und ihre Hände verkrampften sich in den Seidenlaken wie Katzenkrallen.
    »Ich weiß es von dem Händler, der dich verkauft hat«, sagte Arakasi mit samtweicher Stimme.
    Sie versteifte sich unter seiner Berührung und machte zehn Minuten seiner zärtlichen Fürsorge zunichte. Sie hatte Männer genug gehabt und machte sich nichts daraus. »Das war keine kluge Bemerkung.«
    Es ging nicht darum, daß Arakasis Aussage eine Beleidigung beinhaltet haben könnte; daß sie in Wahrheit nicht viel mehr war als eine teure Prostituierte, war keine Frage. Doch wer der Käufer ihrer Schwester gewesen war – das war gefährliches Wissen, und der Händler, der sie verkauft hatte, würde kaum so frei oder so dumm sein, es preiszugeben. Arakasi strich ihre honiggoldenen Locken beiseite und kraulte den Nacken der Frau. »Ich bin kein kluger Mann, Kamlio.«
    Ihre Augen weiteten sich, und ihre Lippen verzogen sich zu einem frechen Grinsen. »Nein, das bist du nicht.« Dann wurde sie ernst. »Du bist ein seltsamer Mann.« Sie atmete tief ein und zog einen Schmollmund. »Manchmal denke ich, du bist ein Edler, der den armen Händler spielt.« Sie sah ihn unverwandt an. »Deine Augen sind älter als deine übrige Erscheinung.« Als einige Zeit verstrich und er nicht antwortete, fuhr sie fort: »Du bist nicht sehr mitteilsam.« Dann fuhr sie verführerisch über ihre Lippen. »Und du bist auch nicht sehr erheiternd. Also. Heitere mich auf. Ich bin das Spielzeug eines anderen. Warum sollte ich meine Entwürdigung in Kauf nehmen, indem ich deines werde?«
    Als Arakasi tief Luft holte, um zu antworten, legte Kamlio rasch einen Finger auf seine Lippen. Ihre Nägel waren mit Gold bestäubt, dem teuersten Kosmetikum überhaupt. »Sag jetzt nicht, du wirst mich aus Liebe freikaufen. Das wäre banal.«
    Arakasi segnete die rosa Fingerspitzen mit einem Kuß. Dann entfernte er sanft ihre Hand, damit er sprechen konnte. Sein Gesichtsausdruck hatte beinahe etwas Gekränktes. »Es wäre nicht banal. Es wäre die Wahrheit.« Mara hatte seinen Ausgaben keine Grenze gesetzt – das hatte sie auch in der Vergangenheit niemals getan –, und wenn es um etwas so Bedeutendes ging wie das Oberhaupt der Tong, würde sie sich seinen finanziellen Forderungen kaum verschließen.
    Die Frau in seinen Armen wurde frostig vor Mißtrauen. Sie aus dem Sieben-Jahres-Vertrag freizukaufen, mit dem ihr betagter Herr sie erworben hatte, wäre ein Stadthaus wert; die Kosten ihres Wertes jedoch aufzuwiegen, ihrer Ausbildung und Erziehung, die der Händler des Freudenhauses investiert hatte – das wäre so viel wie ein kleines Herrenhaus. Ein neuer Vertrag würde geschlossen werden, und wieder einer, so lange, bis ihre Schönheit so weit verblaßt war, daß selbst ihre Fähigkeiten im Bett verschmäht werden würden. »Du bist niemals so reich.« Selbst ihre Stimme klang geringschätzig. »Und wenn der Herr, bei dem du angestellt bist, so wohlhabend ist, riskiere ich mein Leben, indem ich auch nur mit dir spreche.«
    Arakasi beugte den Kopf und küßte ihren Nacken. Seine Hände ruhten weich auf ihrem angespannten Körper; sie konnte sich jeden Augenblick abwenden, eine Nuance, die sie begriff, und in Anerkennung dieser Freiheit hielt sie still. Nur wenige Männer behandelten sie, als hätte sie einen eigenen Willen oder eigene Gefühle. Dieser hier war etwas

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