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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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dienstfreien Soldaten zusahen, wie ihre auserwählten Kameraden die von der Barbarenwelt stammenden Tiere ins Wasser führten oder den Schweiß von ihrem glänzenden Fell wuschen. An einigen Tagen, wenn das Spiel besonders rauh war, wurden nicht nur Reiter und Pferde naß. Häufig sah Mara von der Terrasse aus zu, von der aus früher Tasaio die Übungen seiner Soldaten verfolgt hatte. Zofen und ihr kleiner Sohn waren bei ihr und immer häufiger auch ihr Mann, der noch das Reitleder trug, den Säbel und die geflochtene Reitpeitsche.
    Eines Nachmittags, als ein vernarbter und ergrauter alter Veteran sich hinabbeugte, um seiner geliebten Stute einen Kuß auf die Schnauze zu drücken, lächelte Mara zum ersten Mal seit Wochen völlig befreit. »Die Männer gewöhnen sich eindeutig an die Pferde. Nicht wenige ihrer Liebsten beklagen sich bereits, daß sie mehr Zeit in den Ställen als in ihren Betten verbringen.«
    Hokanu grinste und schlang seinen Arm um ihre Taille. »Beklagst du dich auch, Mylady?«
    Mara drehte sich in seinen Armen um, und sie sah, wie Justin sie arglos aus großen blauen Augen anstarrte. Der Blick erinnerte sie deutlich an seinen Vater, bevor er mit den Händen ein unanständiges Symbol nachahmte, das er sicherlich nicht von seinen Ammen gelernt hatte. »Du wirst heute ein Baby machen«, sagte er stolz über seine Schlußfolgerung und war ganz und gar nicht verblüfft, als er von der Zofe neben sich eine Ohrfeige erhielt.
    »Unverschämter Junge! Wie kannst du es wagen, so mit deiner Mutter zu sprechen? Und wo immer du dieses Zeichen gelernt hast – machst du das noch einmal, wirst du ausgepeitscht!« Mit rotem Gesicht verbeugte sich die Zofe vor ihrem Herrn und ihrer Herrin und drängte dann den widerstrebenden Justin ins Haus, um ihn ins Bett zu bringen.
    »Die Sonne ist aber noch gar nicht untergegangen«, protestierte er. »Wie soll ich schlafen können, wenn ich noch nach draußen sehen kann?«
    Das Paar verschwand auf den Stufen, die den Hügel hinunterführten. Justins Haare schimmerten im Licht der tiefstehenden Sonne flammend rot.
    »Bei den Göttern, er wird groß«, sagte Hokanu zärtlich. »Wir werden bald nach einem geeigneten Lehrmeister suchen müssen, der ihm den Umgang mit den Waffen beibringt. Rechnen und Schreiben reichen offensichtlich nicht aus, um ihn daran zu hindern, den Bediensteten nachzuspionieren.«
    »Das hat er nicht getan.« Mara faßte ihren Mann fester um die schlanke Taille; sie liebte die Muskeln, die er vom stundenlangen Sitzen im Sattel bekam. »Er schleicht sich zu den Soldatenunterkünften oder den Sklavenquartieren, wann immer er die Gelegenheit hat. Und er lauscht begierig, wenn die Männer sich mit ihren Heldentaten mit den Frauen der Ried-Welt oder den Dienerinnen brüsten. Was das Anstarren von Frauen angeht, so ist er ganz der Sohn seines Vaters, und was er heute morgen zu meiner Zofe Kesha gesagt hat, brachte sie zum Erröten, als wäre sie eine Jungfrau, was sie aber ganz sicher nicht ist.«
    Sie neigte den Kopf etwas zur Seite und sah ihren Mann durch die langen Wimpern an. »Er ist ein lüsterner, unanständiger kleiner Junge, der besser früh verheiratet werden sollte, damit er nicht Acoma-Bastarde wie Hwaet sät und die Väter der Hälfte aller Mädchen im Kaiserreich mit dem Schwert hinter ihm her sind.«
    Hokanu kicherte. »Von allen Problemen, die du mit ihm hast, macht mir das am wenigsten Sorgen.«
    Mara riß die Augen auf. »Er ist erst sieben!«
    »Höchste Zeit also, daß er einen kleinen Bruder bekommt«, sagte Hokanu. »Einen anderen kleinen Teufel, um den er sich kümmern kann, damit er nicht ständig auf dumme Ideen kommt.«
    »Du bist ein lüsterner, unanständiger großer Junge«, konterte Mara und entzog sich mit einem schnellen, atemlosen Lachen seiner Umarmung. Sie rannte den Hügel hinunter, die Robe bereits zur Hälfte ausgezogen.
    Überrascht folgte ihr Hokanu. Sein Gesicht war eher vor Freude als vor Erschöpfung gerötet. Seine Lady hatte schon viel zu lange keine Lust mehr auf Spielereien gehabt – seit der Vergiftung nicht mehr. Er lief gelassen hinterher, so daß er sie erst einholte, als sie die Lichtung am Ufer bereits erreicht hatte.
    Es war Hochsommer. Durch das trockene Gras schimmerten noch immer Spuren von Grün. Die Stechmücken vom Sommeranfang waren verschwunden, doch noch waren die Nächte erfüllt vom Zirpen der Nachtinsekten. Die Luft war schwülwarm. Hokanu riß seine Frau mitten in der Bewegung an sich, und

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