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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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schwingen und jedem in der Nähe unter die Nase zu halten. Keyoke mochte ihm das richtige Verhalten für diesen Anlaß beigebracht haben, doch am nächsten Morgen war es bereits wieder vergessen, als Justin zur Übungsstunde mit seinem Lehrer mit gezogener Klinge den Hügel hinabrannte.
    Mara beobachtete ihren Sohn von der Terrasse aus; sie wünschte, sie könnte zu ihm gehen und dem Unterricht zusehen. Doch die Heiler würden nicht zulassen, daß sie sich von den Kissen erhob, und ihr Mann, der gewöhnlich nachgiebig wurde, wenn sie starrsinnig war, würde diesmal hart bleiben. Der Erbe in ihrem Bauch durfte keiner Gefahr ausgesetzt werden. Um ihre Einengung zu lindern, wurden sämtliche Wünsche, die sie hatte, sofort erfüllt.
    Als der Zeitpunkt der Geburt näher rückte, trafen Geschenke von anderen Edlen ein. Einige davon waren üppig und verschwenderisch, andere kleiner – das Minimum, das die Tradition verlangte. Jiros Geschenk an die Gute Dienerin des Kaiserreiches war eine teure, aber unleugbar häßliche Vase. Mara lächelte nur süffisant und gab sie den Bediensteten zum Leeren der Nachttöpfe.
    Doch das schönste Geschenk von allen waren die Kisten mit seltenen Büchern, die nach Schimmel und Staub rochen. Isashani hatte sie geschickt, anstelle der üblichen lackierten Schatullen oder exotischen Vögel. Beim Lesen der Geschenkkarte hatte Mara lachen müssen. Unter der Schminke und ihrem weiblichen Äußeren kannte Isashanis Raffinesse keinerlei Grenzen. Dafür schickte ihr Sohn, Hoppara, ein traditionelles, wenn auch erstaunlich extravagantes Arrangement aus lieblichen Blumen.
    Umgeben von bemalten Vasen sog Mara den Duft der geschnittenen Kekali-Blüten ein und versuchte, nicht an Kevin, den Barbaren, zu denken, der sie als erster gelehrt hatte, was es bedeutete, eine Frau zu sein – damals, vor vielen Jahren in einem dämmrigen Garten. Mit einem Stirnrunzeln, das nichts mit dem Licht zu tun hatte, studierte sie eine Abhandlung über Waffen und Feldzüge. Das Runzeln vertiefte sich, als ihr bewußt wurde, daß Jiro wahrscheinlich genau den gleichen Text gelesen hatte. Ihre Gedanken schweiften ab. Arakasis Botschaften trafen nur noch in unregelmäßigen Abständen ein, seit sie ihm aufgetragen hatte, die Aufzeichnungen der Hamoi Tong zu stehlen. Sie hatte ihn seit Monaten nicht mehr gesehen und vermißte seinen scharfen Verstand und seinen unfehlbaren Sinn für merkwürdigen Klatsch. Sie schloß das Buch und versuchte sich vorzustellen, wo er jetzt war. Vielleicht saß er in einer weit entfernten Schankstube, verkleidet als Needra-Treiber oder Seemann. Oder er hatte ein spätes Abendessen mit einem Händler in einer fernen Stadt. Sie wehrte sich vehement gegen den Gedanken, daß er womöglich tot sein könnte.

    Arakasi lag in diesem Augenblick in einem Gewirr aus Seidenlaken auf der Seite und fuhr mit erfahrenen Fingern geschickt über den Oberschenkel einer nackten Frau. Daß sie aufgrund eines Vertrags das Eigentum eines anderen Mannes war und er sein Leben aufs Spiel setzte, indem er sie verführte, darüber machte er sich im Augenblick wenig Gedanken. Er war durch das Fenster hereingekommen. Jetzt, am späten Nachmittag, waren die Gemächer des abwesenden Herrn der letzte Ort, an dem ein Diener oder eine Wache, dem moralischen Schutz der Konkubine verpflichtet, erwarten würde, sie mit einem Liebhaber zu überraschen.
    Die Frau war gelangweilt genug, um die Aufregung, die ihr dieses Abenteuer bot, willkommen zu heißen, und jung genug, um sich einzubilden, daß sie gegen Unheil gefeit sei. Ihr derzeitiger Herr war alt und fett, und seine Potenz hatte mit dem Alter nachgelassen. Arakasi war eine ganz andere Herausforderung. Sie war diejenige, die abgespannt und verbraucht war, seit ihrem sechsten Lebensjahr auf Vergnügen und Liebesspiel ausgerichtet. Würde er es schaffen, sie wirklich in Erregung zu versetzen? Das war die Frage, um die es ihr ging.
    Für Arakasi hatte das, was er durch diese Tändelei zu erfahren hoffte, eine weitaus wichtigere Bedeutung.
    Die Luft in dem düsteren Raum, dessen Läden geschlossen waren, war mit Weihrauch und dem Parfüm der jungen Frau geschwängert. Die Laken waren mit Kräutern behandelt worden, die in gewissen Kreisen als Aphrodisiakum betrachtet wurden. Arakasi, der Berichte über Heilkunde gelesen hatte, wußte, daß das nur ein Mythos war. Der alte Herr war jedoch reich genug und mußte sich keine Gedanken darüber machen, wie sein Geld verschwendet wurde.

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