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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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machte eine Geste zum Shah-Brett. »Ihr seid am Zug, Mylord.«
    Jiro rückte mit einem leichten Schnippen seines Fingers seinen Priester auf ein neues Quadrat. Eine leichte Röte färbte seine Wangenknochen, und seine Augen zogen sich zusammen, als er fragte: »Wie hat sie es erfahren? Warum habt Ihr mir nicht schon früher gesagt, daß unsere Sicherheitsmaßnahmen durchbrochen worden sind?«
    »Geduld, Mylord.« Chumaka bewegte seine Kaiserin auf die vorderste Linie. »Ich gebe Euch immer Bescheid, wenn der Zeitpunkt zu Eurem Vorteil ist.«
    Jiro war jetzt beinahe wütend und zwang sich, sich zu beherrschen. Chumakas Schlauheit konnte beizeiten überhand nehmen: als könnte der Mann nicht aufhören, das Spiel im Haushalt des Lords weiterzuspielen. Doch was Chumaka an Demut vermissen ließ, machte er durch Einfallsreichtum mehr als wett. Der Lord der Anasati richtete seine Wut gegen das Shah-Brett und wartete mit eisiger Ruhe darauf, daß sein unverschämter Diener nähere Erklärungen von sich gab.
    Chumaka lächelte mit der Schadenfreude eines Kindes, das entdeckt, daß ein Insekt seinen bösartigen Spielen entkommen kann, indem es wegfliegt. »Mylord, es tut gut zu sehen, daß Ihr die Kunst der Geduld erlernt habt. Wir haben Maras Machenschaften gestattet, sich gegen uns zu entfalten, um dann noch viel besser ihre Pläne zerstören zu können. Sie hat einen gerissenen Plan entwickelt, um einige ihrer eigenen Handwerker unter jene am Bauplatz zu mischen. Erst einmal dort, würden sie mit Leichtigkeit dafür sorgen, daß Eure großen Belagerungsmaschinen Konstruktionsfehler aufweisen. Wir sollen sie in einer Schlacht benutzen, so hofft wohl die Lady der Acoma, und der Mechanismus soll fehlschlagen und unseren eigenen Truppen Schaden zufügen oder auch gar nicht funktionieren und Euch mit einigem sehr teurem Brennholz außerhalb der Stadtmauern zurücklassen.«
    Jiro war so verblüfft, daß er ungewollt Bewunderung zeigte. Er wölbte die Brauen. »Mara hat einen solchen Plan entwickelt?«
    »Ein hervorragender Spielzeugmacher in ihren Diensten.« Chumaka verrückte eine andere Figur und brachte Jiros Priester in Gefahr. »Es ist ein ziemlich amüsanter Plan, wirklich.«
    Stirnrunzelnd und auch vom Spiel in eine unangenehme Lage gebracht, betrachtete der Lord der Anasati seinen nächsten Zug mit zusammengepreßten Lippen. Er wollte nicht eingestehen, daß er an beiden Fronten geschlagen war. Die Neigung seines Ersten Beraters, Geheimnisse für sich zu behalten, grenzte an Respektlosigkeit. Doch Jiro enthielt sich einer Kritik. Seine Schwäche beim Shah hatte die Ursache in seinem Wunsch nach schnellen Lösungen. Er brauchte Chumakas Liebe zu komplizierten Machenschaften, was bedeutete, damit zufrieden zu sein, lange Jahre im voraus Netze zu weben und Fallen gegen Feinde aufzustellen. Jiro beschloß, den Priester vor einem Angriff zu retten; heute war seine Stimmung sehr von Umsicht geprägt. »Welchen Zug habt Ihr im Sinn, Erster Berater?«
    Chumaka schenkte ihm ein kriecherisches Lächeln. »Was wohl, wir machen Maras kleinen Schachzug zunichte. Ich habe eine Liste mit den Namen der Eindringlinge. Wir können es arrangieren, daß sie angenommen werden, sie tief in das Gebiet der Anasati bringen und dort verschwinden lassen.«
    »Sie töten?« Jiros Abscheu für grausame Maßnahmen lenkte seine Aufmerksamkeit ab und er mußte sich zwingen, mit Chumakas nächstem Zug Schritt zu halten.
    Der Erste Berater rückte eine andere Figur vor und bedrohte zwei Figuren seines Herrn.
    »Ich möchte die Eindringlinge in aller Stille übernehmen.« Er sprach wie immer, wenn er zufrieden war, mit tiefer Stimme, als würde eine Katze schnurren. »Nicht sie töten. Sie haben möglicherweise nützliche Informationen für uns. Ich möchte zum einen wissen, wie genau Maras Spielzeugmacher unsere Belagerungsmaschinen sabotieren will: Ich bin sicher, die Änderungen werden sehr raffiniert sein, um der Aufmerksamkeit jener zu entgehen, die die Konstruktion überwachen. Doch weit wichtiger ist, daß wir, wenn wir einen Mann zum Sprechen bringen und den Weg der Nachrichtenübermittlung herausfinden, falsche Hinweise durch das Netz der Acoma schicken könnten. Die Lady wird bis zu dem Tag, an dem wir gegen den Kaiser vorgehen, nicht wissen, daß ihr Plan verraten wurde. Wenn unsere Maschinen die Mauern des Kaiserlichen Palastes angreifen, wird sie erwarten, daß sie versagen und Chaos verursachen, und sie wird ihre Streitkräfte aufgestellt

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