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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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dem Tag, an dem Arakasi seinen Appetit vergaß, mußte sie sich wirklich Sorgen machen. Während er kaute, berichtete sie von den Ergebnissen im Stock der Cho-ja, dann erzählte sie von ihren Plänen, zur Thuril-Konförderation aufzubrechen.
    Arakasi zeigte ein trockenes Grinsen. »Ich habe nicht ernsthaft geglaubt, daß Ihr auf eine Wallfahrt gehen wollt.«
    Maras Stirn legte sich in Falten. »Ich bin fromm. Hatte ich nicht einst vor, in den Dienst von Lashima zu treten?«
    Ironie blitzte in den Augen des Supai auf. »Das«, räumte er ein, »war lange, bevor Ihr einen rothaarigen midkemischen Barbaren getroffen habt.«
    Maras Gesicht wurde rot. »Das stimmt.« Sie lachte. Arakasi hatte schon immer ihren Verstand herausgefordert. Das Herz, das er all die Jahre verborgen hatte, erwies sich als Freude für sie. »Ihr müßt meine Spuren mit einer Täuschung verwischen. Außerdem möchte ich, daß Ihr die Kaiserlichen Archive nach historischen Texten durchkämmt, die uns zeigen könnten, welche Umstände zu diesem rätselhaften Vertrag mit den Cho-ja geführt haben.«
    Sie blickte auf und sah, daß Arakasi mit dem Essen aufgehört hatte. Das Brot zerbröselte zwischen seinen Fingern, und die Augen lagen tief in ihren Höhlen. Sanft fragte sie: »Was ist los? Habt Ihr Angst, Kamlio zu verlassen?«
    »Nein.« Der Supai strich seine dunklen Haar zurück; der Poetenzopf an den Schläfen hatte sich halb gelöst. »Ich bin nicht länger der beste Mann für diesen Job, Mylady. Mein Herz ist nicht mehr rücksichtslos.«
    »War es das jemals?« entgegnete Mara.
    Arakasi schaute sie an, offen und gequält, wie er nur einmal in ihrer Gegenwart gewesen war, und damals hatte er geglaubt, daß er versagt und den Tod der alten Nacoya verschuldet hatte. »Ja, Lady. Ja, das war es einmal. Früher hätte ich Kamlio ohne Gewissensbisse durch die Hände der Tong sterben lassen können. Ich habe die Gefahr für Euch vermehrt, indem ich zu ihr zurückgekehrt bin. Es kostete einige Überredung und beträchtliche Summen, sie aus ihrem bestehenden Vertrag zu befreien. Der Handel war für meinen Geschmack viel zu öffentlich.«
    Mara dachte über die Bedeutung seines Geständnisses nach. Sie starrte eine Zeitlang in ihr Weinglas, das sie kaum berührt hatte und das jetzt in der angenehmen Abendluft wärmer wurde. »Die Acoma haben niemanden, den sie sonst schicken könnten«, sagte sie schließlich. Sie mußte an Justin und Kasuma denken; wenn es stimmte, was Fumita angedeutet hatte, daß ihr Amt als Gute Dienerin des Kaiserreiches alles war, was sie vor der Vernichtung durch die Versammlung schützte, mußte sie einen Schutz für die Kinder finden, oder sie würden hilflos sein, sobald sie fort war, nichts weiter als Marionetten, mit denen die Schwarzen Roben nach Laune spielen konnten.
    »Arakasi, ich möchte Euch etwas erzählen, das die Cho-ja-Königin mir nahelegte. Was wäre, wenn es die ganze Zeit über nicht die Tradition war, die dieses Kaiserreich Tausende von Jahren in der Stagnation gehalten hätte? Was wäre, wenn unser Volk nach Wachstum und Veränderung strebte, aber davon abgehalten wurde? Was würde, wenn das große Spiel des Rates, unser blutiges, gewaltsames Erbe der Ehre, nicht von den Göttern gegeben wurde, sondern eine List war, um uns an unserem Platz zu halten?«
    Arakasis linke Braue zuckte. »Ihr behauptet, fromm zu sein«, sagte er mit leiser Stimme. »Ihr wißt, Mylady, daß es Aberglaube ist, was Ihr sagt.«
    »Ich lege statt dessen nahe«, erklärte Mara, »daß unsere Erhabenen mehr getan haben, als den kaiserlichen Frieden zu erhalten. Wenn ich richtig verstanden habe, was die Cho-ja-Königin mir mitzuteilen versuchte, hat die Versammlung unsere gesamte Kultur in einem Zustand der Starre gehalten. Die Schwarzgewandeten sind diejenigen, die die Veränderungen verhindern – nicht die Götter, nicht die Tradition und auch nicht unser Ehrenkodex. Deshalb mischten sie sich in die Angelegenheit zwischen den Acoma und den Anasati ein. Denn ich habe zuviel Veränderungen bewirkt, ich habe zuviel Einfluß auf den Kaiser, und als Dienerin des Kaiserreiches bin ich für das Volk eine Art Glücksbringer. Wenn es stimmt, was ich denke, hoffen die Magier nicht nur, daß ich ihr Verbot breche und gegen Jiro kämpfe; sie verlassen sich geradezu darauf. Manche mögen sogar danach streben, diesen Augenblick herbeizuführen. Sie warten nur auf einen Grund, um mich auszulöschen.«
    Eine Brise von draußen brachte die Flamme der

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