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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Kultur war auch Vergebung eine Schwäche, kaum weniger beschämend als eine Kapitulation. Innerhalb weniger Sekunden hatte die Lady aus politischen Gegnern die Verbündeten ihrer Todfeinde gemacht.
    Jiro hatte nicht um eine öffentliche Entschuldigung gebeten; tatsächlich hatte er sich mit Lords umgeben, die ihrer Verstimmung über Ichindars reformierte Herrschaft lautstark Ausdruck verliehen. Sanc und Incomo teilten die Auffassung, daß der Lord der Anasati bewußt jeden besänftigenden Versuch einer Annäherung ablehnte und statt dessen die Schuld für den Skandal direkt auf die Acoma schob. Jiros laute Klagen erreichten alle, die sich in Hörweite aufhielten: daß er zur Beerdigung seines Neffen gekommen war, was von allen Anwesenden als traditioneller Waffenstillstand verstanden wurde, und daß er durch die Hand seiner Gastgeberin einen körperlichen Angriff erlitten hatte, eine Demütigung und öffentliche Anklage erdulden mußte. Wenn auch jeder andere Herrscher die Ursache von Maras irrationalem Verhalten nachvollziehen konnte oder verstand, so konnte doch keiner leugnen, daß es zu einer tödlichen Beleidigung gekommen war, ohne daß Sühne dafür geleistet wurde. Jeder Versuch, durch den Hinweis auf Maras gegenwärtigen Zustand und ihre daher rührende Unfähigkeit zu einer Entschuldigung von der Anklage abzulenken, wurde von den Anasati ignoriert.
    In der Halle der Acoma war es stickig, da die Läden zum Schutz vor neugierigen Blicken geschlossen worden waren und die Türen von den narbenübersäten Veteranen vergangener Kriege bewacht wurden. Diese Männer trugen keine leuchtend glänzenden Zeremonienrüstungen, sondern ihre in früheren Auseinandersetzungen wohlerprobte Feldausrüstung. Hokanu saß auf einem niedrigeren, weniger formellen Podest, das in Maras Abwesenheit verlassen war, und bat ruhig um Meinungen zu den Ereignissen des Tages.
    Daß die treuesten Offiziere der Acoma, die Mitglieder von Maras engstem Kreis, sich entschieden hatten, der Aufforderung eines Ehemannes Folge zu leisten, der nicht der Lord des Hauses war, dem sie ihren Eid geschworen hatten, zeugte von ihrer hohen Einschätzung seiner Urteilskraft. Wenn es auch nicht in seiner Macht stand, über die Ehre dieser Männer zu befehlen, so belohnten sie ihn doch mit dem absoluten Vertrauen, daß er im Sinne ihrer Herrin die nötigen Entscheidungen treffen würde. Die Hingabe, mit der sie ihm begegneten, berührte ihn – doch er war auch verstört, denn es zeigte, wie gut sie verstanden, in welch großer Gefahr Mara sich befand. Hokanu betete, daß er die Aufgabe erfüllen konnte.
    Er hörte in ernstem Schweigen zu, als der Zweite Kommandeur Irrilandi und Kriegsberater Keyoke die Stärke der Garnison darstellten, während Kommandeur Lujan zur gleichen Zeit die Streitkräfte der Acoma auf den Krieg vorbereitete. Wie zur Betonung klopfte der alte Keyoke mit der Krücke gegen seinen Beinstumpf. »Selbst wenn Jiro glauben würde, daß er eine Niederlage erleiden könnte, hätte er keine andere Wahl: Die Ehre erwartet von ihm, daß er die öffentliche Beleidigung mit Blutvergießen beantwortet. Ich bezweifle, daß er sich mit einem Zweikampf der besten Krieger begnügen wird. Schlimmer noch, wenn Maras anklagende Worte von irgendwelchen anderen Gästen außer den in der Nähe stehenden gehört worden sind, könnte ihre Unterstellung, Jiro habe die Hamoi Tong zum Mord an Ayaki angeheuert, als Beleidigung des Clans Ionani verstanden werden – und das wiederum kann nur zu einer Anrufung des Clans führen.«
    Auf diese Aussage folgte zunächst absolute Stille; die Schritte der hin und her eilenden Bediensteten hallten durch die Halle. Einige der hier Versammelten wandten sich um und lauschten auf die Rufe von Offizieren, die die Familien ihrer Herrscher zu ihren Sänften brachten, um rasch abreisen zu können; einige wenige schauten sich an und spürten die gemeinsame Erkenntnis: Ein Krieg zwischen den Clans würde das Kaiserreich in Stücke reißen.
    Angesichts solch grimmiger Gedanken meldete sich Saric zu Wort. »Aber wer könnte eine solche Anklage ernst nehmen? Kein Tong wagt es, seine Auftraggeber zu enthüllen, und der Beweis, den wir als Verbindung zu den Anasati fanden, ist in Anbetracht der geheimen Praktiken der Hamoi-Bruderschaft wenig überzeugend. Ich neige eher dazu, das Ganze als bewußte Irreführung zu betrachten.«
    Incomo nickte, während er mahnend einen Finger hob. »Der Beweis, daß Jiro bei Ayakis Tod seine Hand im

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