Die Schwarzen Roben
verändert sich. Es ist sicher möglich, sich Vorteile zu verschaffen.«
Jiro wirbelte herum und sah seinen Ersten Berater an. »Zuerst – verdammt sei die Hexe – müssen wir versuchen, unsere Haut vor dem bevorstehenden fürchterlichen Gemetzel zu retten!«
Die Szene brach ab, als Tapek in die Hände klatschte und den Bann verjagte, der sie hatte entstehen lassen. Er strich die flammend roten Locken zurück und warf den Älteren in der Versammlung, die sich angesichts seines Eindringens in die private Sphäre eines Edlen versteift hatten, einen beinahe spöttischen Blick zu.
»Ihr handelt gegen die Tradition!« rief eine zittrige Stimme von einer der hinteren Bänke. »Sind wir neugierige alte Weiber, die sich in alles einmischen, daß wir uns herablassen, unsere magischen Fähigkeiten zum Spionieren zu benutzen? Schauen wir doch gleich in die Ankleidezimmer der Ladys!« Seine Meinung wurde von einigen anderen grauhaarigen Magiern geteilt, die protestierend aufsprangen.
Tapek schrie zurück: »Das ist ein Widerspruch der Moral! Was hat Lady Mara aus den Traditionen gemacht? Ich sage: Sie hat es gewagt, sich einzumischen! Sollen wir warten und den Preis für die Instabilität zahlen, die sie womöglich heraufbeschwören wird? Welche moralischen Grundsätze werden sie aufhalten? Hat sie ihren Mangel an Selbstbeherrschung nicht schon deutlich genug in diesem verabscheuungswürdigen Angriff gegen Lord Jiro gezeigt?«
Bei dieser aufrührerischen Bemerkung blickte selbst Shimone besorgt drein. »Sie hat ein Kind durch einen schrecklichen Mord verloren!« wandte er ein. »Sie ist eine Frau, ein Mensch. Es ist nur natürlich, daß sie Schwächen hat.«
Tapek fuchtelte mit beiden Händen in der Luft herum. »Ein zutreffender Punkt, Bruder, doch meine Sorge gilt nicht den Fehlern der Lady. Sie ist in jeder Hinsicht in schwindelerregende Höhen aufgestiegen. Ihr Einfluß ist viel zu groß geworden, ihre Macht zu gewaltig. Als Clanlady der Hadama und Lady des stärksten Hauses im Kaiserreich ragt sie über alle anderen Herrscher weit hinaus. Und als Gute Dienerin hat sie eine gefährliche Macht über die Massen. Ich gestehe gern zu, daß sie nur menschlich ist! Und daß keinem Herrscher und keiner Herrscherin im Kaiserreich gestattet sein sollte, so viel Einfluß zu haben. Ich beantrage daher, daß wir sie jetzt aufhalten, bevor die Unruhen zu groß werden, um sie noch unter Kontrolle zu bringen.«
Hodiku, der Erste Sprecher, strich sich angesichts dieser Wendung der Diskussion über das Kinn. In einem Versuch, die Unruhe, die sich der Versammlung bemächtigt hatte, etwas zu besänftigen, wandte er sich an Hochopepa. »Ich habe eine Frage an meinen gelehrten Freund. Hocho, was sollen wir deiner Meinung nach tun?«
Hochopepa lehnte sich zurück und gab sich große Mühe, lässig und gleichgültig zu wirken, als er den Ellbogen auf die Stufe hinter sich stützte. »Was wir tun sollen? Wie, ich dachte, das wäre offensichtlich. Wir sollten nichts tun. Laßt diese streitlustigen Parteien ihren Krieg haben. Wenn die gekränkte Ehre mit genügend Blut wieder reingewaschen ist, wird es einfach genug sein, die Stücke aufzusammeln.«
Stimmen erklangen, als wieder einige Magier aufstanden und um Aufmerksamkeit baten. Shimone seufzte hörbar. »Du wirst keinen Erfolg haben, Hocho.«
Der untersetzte Magier stützte sein Kinn in die Hände, und Grübchen bildeten sich auf beiden Wangen. »Natürlich nicht«, flüsterte er. »Doch ich kann diesen jugendlichen Heißsporn nicht einfach so ohne jede Einschränkung davonkommen lassen.« Außerhalb des Gesetzes stehend, stand es jedem Erhabenen frei, so zu handeln, wie er es für richtig hielt. Jeder konnte sich sein eigenes Urteil bilden und gegen Mara vorgehen, sollte er seine Handlung im Einklang mit dem Wohl des Kaiserreiches sehen. Indem Hodiku die Frage der Nichteinmischung zu einem Thema der Versammlung machte, hatte er daraus eine Sache gemacht, die einer beschlußfähigen Mehrheit bedurfte. War eine Übereinstimmung erst einmal offiziell, würde kein Mitglied sich willentlich der letzten Entscheidung widersetzen. Da eine rasche Lösung nicht im Bereich des Möglichen lag, änderte Hochopepa sein Ziel und forderte ein angemessenes Verfahren, um ein gemäßigtes Urteil zu erhalten. Der pummelige Magier zupfte resigniert seine Gewänder zurecht – keine einfache Sache angesichts seines Leibesumfangs. »Wenden wir uns also jetzt dem wirklich wichtigen Aspekt der Angelegenheit
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