Die Schwarzen Roben
rätselhaften Achselzucken der Tsurani sehr nahe kam. »Solche wie er werden von der Unruhe angezogen wie treibende Stöcke von einem Strudel.«
Derweil ging die offizielle Debatte weiter. Bemüht, seine Stimme neutral klingen zu lassen, damit nicht jemand auf eine persönliche Verbindung zu Hokanu und Mara hinwies, kam Fumita zum Schluß. »Ich bin davon überzeugt, daß wir mit inneren als auch äußeren Gefahren zu kämpfen haben werden, sollten die Clans Ionam und Hadama sich gegenseitig vernichten.« Er hob einen Finger. »Zweifelt irgend jemand ernsthaft daran, daß das überlebende Haus – sei es Acoma oder Anasati – so geschwächt sein wird, daß andere sofort darüber herfallen würden?« Er erhob einen zweiten Finger und fügte hinzu: »Und kann jemand bestreiten, daß außerhalb unserer Grenzen Feinde nur darauf warten, einen Vorteil aus unseren internen Meinungsverschiedenheiten zu ziehen und zuzuschlagen?«
»Jetzt bin ich an der Reihe, meinen Beitrag zu dem allgemeinen Ausstoß heißer Luft zu liefern«, brummte Hochopepa und stand auf. Auf sein Zeichen hin nahm Fumita so rasch Platz, daß kein anderer schnell genug aufspringen und verhindern konnte, daß Hodiku dem untersetzten Magier das Wort erteilte.
Hochopepa räusperte sich. »Mein gelehrter Bruder hat einen wichtigen Punkt hervorgehoben«, sagte er als Aufwärmung zu einer virtuosen Rede voller verwirrender aufgeblasener Worte. »Doch wir dürfen uns nicht von Rhetorik blenden lassen.«
Shimones Lippen zuckten bei dieser Halblüge. Sein fetter Kamerad schritt schwer von hier nach da und blickte die Magier in den vorderen Reihen einen nach dem anderen an, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Ich möchte darauf hinweisen, daß solche Auseinandersetzungen bisher niemals das Ende unserer vertrauten Zivilisation bedeutet haben!« Er nickte zur Betonung. »Und nichts deutet darauf hin, daß jene außerhalb der Grenzen zum Zuschlagen bereit sind. Die Thuril sind zu sehr mit dem Handel an unseren östlichen Grenzen beschäftigt und streben keine Unruhen an, solange wir ihnen dafür keinen Grund liefern. Sie können hart sein, doch Profit pflegt sie mehr anzuziehen als Blutvergießen; zumindest scheint dies der Fall zu sein, seit die Kriegsallianz den Versuch aufgab, ihr Land zu erobern.« Mißbilligendes Gemurmel erhob sich in der dunklen Halle, denn der Versuch, das Hochland von Thuril zu einer neuen Provinz des Kaiserreichs zu machen, war schmählich gescheitert, und es galt als schlechter Stil, an die Niederlage zu erinnern. Hochopepa hatte jedoch nicht die geringsten Skrupel, dieses Thema zu benutzen, um seine Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er erhob seine volltönende Stimme, um über dem Lärm gehört zu werden. »Die Wüstenkrieger von Tsubar haben einen verbindlichen Vertrag mit den Xacatecas und den Acoma geschlossen, der das Kaiserreich betrifft, und seither hat es in Dustari keine Konflikte mehr gegeben.«
Daß dies zum Teil Maras Verdienst war, war auch der Versammlung bewußt. Ein Lächeln breitete sich auf Hochopepas rundlichem Gesicht aus, als der Tumult sich wieder gelegt hatte und Ruhe einkehrte. »Das Kaiserreich ist in jeder Hinsicht friedlich bis an die Grenze der Langeweile.« Auf dramatische Weise verwandelte sich das Lächeln in einen finsteren Blick, und er schwenkte mahnend einen Finger vor den Anwesenden. »Muß ich meine Brüder daran erinnern, daß die Gute Dienerin des Kaiserreiches per Adoption ein Mitglied des Kaiserlichen Hauses ist? Ein merkwürdiger Brauch, ich weiß, doch eine Tradition.« Er deutete auf Motecha, der versucht hatte, Mara zu beschuldigen. »Sollten wir so unbesonnen sein und etwas im Sinne der Anasati tun, könnte der Kaiser dies durchaus als Angriff auf seine Familie betrachten. Mehr noch: Elgohar und ich waren Zeugen, als der Kriegsherr hingerichtet wurde. Dabei …« Er hielt effekthascherisch inne und tippte sich an die Schläfe. »Laßt mich sehen, ob ich mich an die genauen Worte unseres Lichts des Himmels erinnern kann, die er hinsichtlich der Tatsache äußerte, daß ein Magier sich in verschwörerischer Absicht in die Politik des Rates eingemischt hatte. O ja, er sagte: ›Wenn ein anderes Mitglied der Versammlung jemals dabei ertappt werden sollte, in eine Intrige gegen mein Haus verwickelt zu sein, wird es mit dem Status der Erhabenen, außerhalb des Gesetzes zu stehen, ein Ende haben. Und wenn ich gezwungen wäre, mit allen Armeen des Kaiserreiches den Kampf gegen
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