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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Ablenkungsmanöver und falsche Fährten würden die Spur vernebeln, während das Acoma-Netzwerk hier in Ontoset verloren war. Sämtliche Verbindungen, die bisher der Übermittlung von Nachrichten gedient hatten, mußten gekappt und ohne weitere Spuren zu hinterlassen aufgelöst werden. Zwei weitere Dinge galt es schnellstens zu tun: Zum einen mußte in den anderen Provinzen nach undichten Stellen gesucht werden, und dann mußte er einer kalten Fährte folgen, um diesen neuen Feind aufzustöbern.
    Die Schwierigkeiten schienen nahezu unüberwindlich. Arakasi hatte ein gewisses Talent für schwierige Rätsel, ja. Doch dieses war möglicherweise tödlich, wie eine im Sand vergrabene Schwertklinge, in die jeder hineintreten konnte. Er brütete vor sich hin, bis die Wagen an den Docks anhielten. Zusammen mit den anderen Arbeitern sprang er auf den Kai hinunter und machte sich an einer Winde zu schaffen. Die Tuchballen wurden einer nach dem anderen von den Wagen gezogen und in Netze verladen. Immer wenn ein Netz voll war, stemmte sich Arakasi zusammen mit den anderen in die Stangen der Winde, hob die Ladung hoch und ließ sie auf das Deck der am Kai schaukelnden Barke schwingen. Die Sonne stieg höher, und es wurde wärmer. Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit schlich Arakasi unter dem Vorwand, er würde einen Schluck Wasser brauchen, davon und verschwand im Armenviertel.
    Er mußte ohne Hilfe aus Ontoset herauskommen. Sich einem anderen Verbindungsmann seines Netzwerks zu nähern, war ein zu großes Risiko; möglicherweise würde er erneut entdeckt werden. Und was noch schlimmer war: Womöglich würde er seine Verfolger auf ihnen bisher unbekannte Agenten oder Unternehmungen hinweisen und dadurch noch mehr von seiner verdeckten Arbeit enthüllen. Es gab Männer in dieser Stadt, die gegen Bezahlung Flüchtlinge aufnahmen, doch Arakasi wagte es nicht, sich ihnen zu nähern. Sie konnten vom Feind gekauft sein, und die Notwendigkeit zu fliehen, mochte ihn unwiderlegbar mit dem Vorfall im Lagerhaus in Verbindung bringen. Er sehnte sich nach einem Bad und einer Möglichkeit, die Splitter herauszuziehen, die noch immer in seinen Armen und Beinen steckten, doch beides war unmöglich. Zunächst mußte er in der grauen Kleidung eines Sklaven oder den Fetzen eines Bettlers aus der Stadt herauskommen. War er erst einmal jenseits der Mauern, mußte er sich auf dem Land verkriechen, bis er sicher sein konnte, daß er seine Verfolger endgültig abgeschüttelt hatte. Erst dann konnte er sich als Kurier verkleiden und versuchen, die Verzögerung aufzuholen.
    Er seufzte unbehaglich. Er würde eine lange Zeit unterwegs sein, ganz allein mit seinen Gedanken – beunruhigenden Gedanken über einen unbekannten Gegner, der ihn mit einem einzigen Zug beinahe aus dem Spiel geworfen hatte, und über den Herrn dieses Feindes, der eine unsichtbare, unangreifbare Bedrohung darstellte. Da ein Krieg der Clans zwischen Mara und Lord Jiro von den Magiern verboten worden war, befand sich seine geliebte Lady der Acoma in Gefahr. Jetzt, wo sich Opportunisten und Feinde gegen sie verbündeten, würde sie alle Informationen brauchen, die seine Agenten beschaffen konnten. Nur dann würde es möglich sein, sie vor weiteren mörderischen Intrigen des Großen Spiels zu schützen.

    Der Schneider ließ den Saum der Seidenrobe auf den Boden fallen. Er hatte Nadeln aus fein geschnitzten Knöchelchen zwischen den Zähnen und trat einen Schritt zurück, um die Paßform des offiziellen Gewandes zu betrachten, das der Lord der Anasati in Auftrag gegeben hatte.
    Lord Jiro erduldete die Begutachtung des Schneiders mit unterdrückter Verachtung. Sein Gesicht war ausdruckslos, während er mit vom Körper abgespreizten Armen dastand, um zu verhindern, daß die Nadeln an den Manschetten ihn stachen. Er stand so reglos, daß noch nicht einmal die Pailletten in der Form von Mördervögeln auf der Vorderseite der Robe im Licht schimmerten, das durch den geöffneten Laden fiel.
    »Mylord«, flüsterte der Schneider mit den Nadeln zwischen den Zähnen, »Ihr seht fabelhaft aus. Ganz gewiß wird jede unverheiratete Tochter aus edler Familie, die Euch in dieser Pracht sieht, Euch ohnmächtig zu Füßen fallen.«
    Jiros Lippen zuckten. Er war kein Mann, der Schmeicheleien genoß. Er war so vorsichtig mit seinem äußeren Erscheinungsbild, daß die Unaufmerksamen ihn fälschlicherweise für eitel halten mochten, und er wußte sehr gut den Wert von Kleidung zu schätzen, wenn es

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