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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Bewegungslosigkeit. Bevor er hinfallen konnte, beugte er sich nach vorne, lehnte sich gegen den herabgestürzten Ballen und reckte sich, als würde er nach Verletzungen suchen. Ein Arbeiter beobachtete ihn verdrießlich, als er sich wieder aufrichtete. »Bist du in Ordnung?«
    Arakasi nickte so stürmisch, daß ihm die Haare übers Gesicht fielen.
    »Dann hilf hier«, sagte der Arbeiter. »Wir sind auf dieser Seite beinahe fertig.«
    Arakasi tat wie beholfen und packte den Ballen. Zusammen mit dem Arbeiter kehrte er zu der Gruppe zurück, die die Wagen belud. Mit gebeugtem Kopf und geschäftigen Händen benutzte er jeden Trick, der ihm einfiel, um seine Erscheinung zu verändern. Schweiß tropfte von seinem Kinn. Er verschmierte ihn mit den Händen und verrieb ihn mit Staub und Schmutz an den Wangenknochen, um sie dunkler zu machen. Er fuhr mit den Fingern durch die eine Haarsträhne, die er färbte, seit sie weiß geworden war; dann schmierte er weiter, um die Schatten zu verlängern und den Eindruck zu erwecken, als wäre sein Kinn kürzer. Er ließ die Brauen etwas tiefer sinken, als würde er ein finsteres Gesicht machen, und schob den Unterkiefer gegen die Oberlippe. Für einen Außenstehenden sollte er jetzt wie ein nicht besonders intelligenter Arbeiter aussehen; als er das Ende des Ballens hochhob, starrte er stur geradeaus und tat nichts, was ihn möglicherweise als einen Mann auf der Flucht entlarvt hätte.
    Der Weg vom Lagerhaus zum Wagen zerrte jedesmal erneut an seinen Nerven. Als die Wagen endlich beladen waren, hatte er einen einzelnen Herumtreiber auf der anderen Seite der Straße ausgemacht, der sich dort im Schatten der Ladenfront herumdrückte. Die Augen des Mannes wirkten leer, ein Bettler, den zu häufiger, regelmäßiger Genuß von Tateesha dumm gemacht hatte; nur daß seine Augen ein bißchen zu konzentriert waren. Arakasi unterdrückte ein leichtes Frösteln. Der Feind war immer noch hinter ihm her.
    Die Wagen waren zum Aufbruch bereit, und die Arbeiter stiegen auf. Maras Supai hievte sich auf die Ladung, wie es von ihm erwartet wurde, und stieß dem Mann neben sich den Ellbogen in die Rippen.
    »Hat die kleine Cousine das Kleid gekriegt, das sie wollte?« fragte er laut. »Das mit dem Blütenmuster am Saum?«
    Peitschen knallten, und ein Fahrer rief etwas. Die Needra stemmten sich in die Geschirre, und die schwer beladenen Wagen ruckelten ächzend los. Der Arbeiter, den Arakasi angesprochen hatte, starrte ihn völlig überrascht an. »Was?«
    Arakasi lachte laut, als ob der Mann etwas Witziges gesagt hätte. »Du weißt schon. Lubals kleine Tochter. Die, die Simetos Gruppe immer das Essen zu den Docks bringt.«
    Der Arbeiter grunzte. »Von Simeto habe ich schon gehört, aber Lubal sagt mir nichts.«
    Arakasi schlug sich beschämt gegen die Stirn. »Bist du denn nicht sein Freund Jido?«
    Der andere Mann räusperte sich den Staub aus der Kehle und spuckte aus. »Noch nie von ihm gehört.«
    Die Wagen hatten jetzt die Straßenecke erreicht und schwangen herum, um die Kurve zu nehmen. Der Fahrer des ersten Wagens fluchte angesichts der Straßenkinder, die im Weg waren, und der Aufseher schüttelte drohend die Faust. Die Kinder antworteten mit obszönen Gesten; dann stoben sie wie ein aufgescheuchter Vogelschwarm auseinander. Zwei räudige Hunde schossen hinter ihnen her. Arakasi wagte einen Blick zurück zum Wohnhaus des Maklers. Der schwachsinnige Tateesha-Abhängige sabberte immer noch vor sich hin und stierte auf die Türen der Lagerhalle, die jetzt von einem Diener geschlossen und verriegelt wurde.
    Vielleicht hatte die List funktioniert.
    Arakasi murmelte dem Mann, den er belästigt hatte, entschuldigende Worte zu und ließ seinen Kopf auf die verschränkten Unterarme sinken. Während der Wagen über unebenes Gelände holperte und den Abfall zur Seite spritzen ließ, der die Rinnsteine an den Docks überschwemmte, unterdrückte er einen erleichterten Seufzer. Er war noch nicht ganz außer Gefahr und würde erst in Sicherheit sein, wenn er sich einige Meilen von Ontoset entfernt hatte. Seine Gedanken richteten sich auf die Zukunft: Wer immer die Falle beim Makler gestellt hatte, würde annehmen, daß sein Netz entdeckt war. Er würde glauben, daß seine ihm entwischte Beute wußte, daß eine andere Organisation am Werk war. Aller Logik zufolge würde der unbekannte Feind mit Gegenmaßnahmen reagieren, um genau die Art von Suche zu vereiteln, die Arakasi jetzt durchführen mußte.

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