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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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zurechtwies. Dann übertönte ein Ruf den erwachenden Lärm der Stadt – ganz in der Nähe und ziemlich drängend. Eingekeilt hinter dämpfenden Stoffballen konnte Arakasi die Worte nicht verstehen, doch die anderen beiden Männer im Lagerhaus bewegten sich sofort. Ihre Schritte dröhnten das Gebäude entlang, und das Brett glitt knarrend zur Seite.
    Höchstwahrscheinlich hatten sie sich davongemacht; waren sie schlau, war ihr allzu deutlich hörbarer Abgang der Eröffnungszug für eine Falle. Ein weiterer Verfolger konnte noch immer hier warten und darauf achten, ob ihre Beute ebenfalls davonlief.
    Arakasi verhielt sich still, obwohl seine Beine nur noch aus schmerzhaft verdrehten Muskeln zu bestehen schienen. Er wartete ein, zwei Minuten, die Ohren gespitzt, auf irgendwelche Anzeichen von Gefahr.
    Von draußen klangen Stimmen durch die Doppeltür. Das Schloß, mit dem die Tür verriegelt war, klapperte – eine deutliche Warnung, daß jeden Moment jemand das Lagerhaus betreten konnte. Arakasi wand sich hin und her und stellte fest, daß seine Schultern eingekeilt waren. Seine Arme waren fest an die Seiten gepreßt; seine Beine waren zu tief gerutscht, um festen Halt zu bekommen. Er saß in der Falle.
    Tiefe Verzweiflung erfaßte ihn. Wenn er hier gefangen und als Dieb festgenommen wurde, würde es auch der Spion mitbekommen, der ihn verfolgt hatte. Ein korrupter Stadtbeamter würde dann ein Geschenk erhalten und ihn dem Feind übergeben. Seine Chance, zu Mara zurückzukehren, wäre dahin.
    Arakasi rammte die Ellbogen gegen den Stapel, doch umsonst. Die Lücke, in der er feststeckte, wurde zwar breiter, doch das ließ ihn nur noch tiefer in die Spalte abrutschen. Die Bretterwand bescherte seinen Handgelenken und Unterarmen noch mehr stechende Splitter. Er fluchte lautlos vor sich hin, drückte und schob weiter und wand sich hin und her, obwohl er die Hoffnung längst aufgegeben hatte, sich noch unauffällig befreien zu können.
    Die Türen des Lagerhauses gingen krachend auf. Der Supai konnte jetzt nichts mehr tun; er konnte nur noch beten, daß er eine Möglichkeit finden würde, sich durchzumogeln. Ein Aufseher brüllte: »Nehmt alle die da an der Wand.«
    Sonnenlicht und der Gestank von Flußschlamm drangen in die Lagerhalle. Eine Needra muhte, Geschirr quietschte. Arakasi schloß daraus, daß Wagen vor der Halle warteten, um beladen zu werden. Er wägte seine Chancen ab. Jetzt die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, hieße das Glück herauszufordern und darauf zu vertrauen, daß keiner seiner Feinde draußen wartete – ein Risiko, das er nicht einzugehen wagte. Er könnte wieder verfolgt werden, und ein zweites Mal würde er nicht soviel Glück haben. Dann wurde jedes weitere Nachdenken überflüssig, als eine Gruppe von Arbeitern ins Lagerhaus gerannt kam und der Stapel, hinter dem er eingeklemmt war, sich plötzlich bewegte.
    »Hey«, rief jemand. »Seid vorsichtig mit den losen Teilen da.«
    »Lose Teile«, blaffte der Aufseher. »Wer von euch Hunden hat das Band zerrissen, als die Ballen aufgestapelt wurden, und den Fehler nicht gemeldet?«
    Ein empörtes Stimmengewirr übertönte jedes Geräusch, das Arakasi vielleicht verursacht haben könnte, als er seine Muskeln anspannte, um sich auf die unausweichliche Entdeckung vorzubereiten.
    Nichts geschah. Die Arbeiter ergingen sich weiter in Entschuldigungen vor ihrem Aufseher. Arakasi nutzte die Gelegenheit und stemmte sich hoch. Diese Bewegung reichte aus, um den zuvor verrückten Stapel aus dem Gleichgewicht zu bringen; er fiel um und landete mit einem dumpfen Klatschen auf dem Boden.
    Der Aufseher machte seinem Ärger lauthals Luft. »Du Trottel! Sie sind schwerer, als sie aussehen! Hol Hilfe, bevor du versuchst, sie von oben herunterzustoßen.«
    Aha, schloß Arakasi: Der Makler mußte sein Dilemma begriffen haben und hatte für eine mögliche Tarnung gesorgt. Jetzt durfte er auch nicht den kleinsten Fehler machen, wenn die improvisierte Rettung gelingen sollte. Hastig warf er sich der Länge nach hin. Das Gesicht in die Stoffballen gepreßt, murmelte er unterwürfige Entschuldigungen.
    »Los, mach weiter!« brüllte der Aufseher. »Deine Unbeholfenheit ist kein Grund, hier faul rumzuhegen. Sieh zu, daß die Wagen beladen werden!«
    Arakasi nickte und rutschte von dem Stapel herunter; er kämpfte darum, auf den Beinen zu bleiben, denn seine steifen Muskeln wollten ihm nicht gehorchen. Der Schock war zu groß, nach stundenlanger erzwungener

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