Die Schwarzen Roben
seine Rolle als unabhängiger Händler einfach weiterspielen würde. Er hatte keine öffentlichen Verbindungen zu den Tuscai und daher keinerlei Verpflichtung, den Status eines Ausgestoßenen anzunehmen.«
Jiro schwieg, als er von dieser indirekten korrupten Unehrlichkeit hörte. Die Bediensteten eines Herrn galten im Falle seines Todes als von den Göttern verflucht; die Krieger wurden zu Sklaven oder Grauen Kriegern – oder waren es geworden, bis Lady Mara verächtlich die Tradition gebrochen hatte.
Chumaka ignorierte das Unbehagen seines Herrn; er war völlig in seine eigenen Gedanken versunken. »Meine Annahme war falsch, wie ich jetzt glauben muß. Wie auch immer, bis vor kurzem spielte dies keine Rolle. – Unter denen, die in Ontoset ein und aus gingen, waren auch zwei Männer, von denen ich wußte, daß sie dem Kornhändler in Jamar gedient hatten. Sie zeigten mir die Verbindung. Da niemand außer Lady Mara Graue Krieger in den Dienst dem Haus gegenüber übernommen hat, können wir daraus schließen, daß der Supai und seine früheren Tuscai-Agenten jetzt den Acoma die Treue geschworen haben.«
»Also haben wir jetzt diese Verbindung«, sagte Jiro. »Können wir unsere eigenen Leute einschleusen?«
»Es wäre ein leichtes, Mylord, den Kornhändler zu narren und Euren eigenen Agenten einzuschleusen.« Chumaka runzelte die Stirn. »Doch der Supai der Acoma würde es bemerken. Er ist sehr gut. Sehr, sehr gut.«
Jiro unterbrach ihn mit einer schnellen, abgehackten Bewegung.
Wieder bei der vor ihnen hegenden Aufgabe, kam Chumaka zum Punkt. »Zumindest haben wir den Acoma einen Schlag versetzt, indem sie einen wichtigen Zweig ihrer Organisation im Osten aufgeben mußten. Weit besser noch: Wir wissen jetzt genau, daß der Agent in Jamar wieder arbeitet; dieser Mann muß früher oder später seinem Herrn antworten, und dann nehmen wir die Jagd wieder auf. Dieses Mal werde ich nicht zulassen, daß irgendwelche Dummköpfe die Sache in die Hand nehmen und versagen, wie in Ontoset. Wenn wir uns in Geduld üben, werden wir bald eine deutliche Spur haben, die uns zum Supai der Acoma führt.«
Jiro war weniger enthusiastisch. »All unsere Bemühungen könnten vergebens sein, jetzt, da unser Feind weiß, daß sein Agent enttarnt wurde.«
»Das ist wahr, Mylord.« Chumaka fuhr sich mit der Zunge an den Zähnen entlang. »Aber auf lange Sicht hegen wir vorn. Wir wissen, daß der Supai der Tuscai jetzt für Lady Mara arbeitet. Ich war in dieses Netzwerk eingedrungen, noch bevor die Tuscai vernichtet wurden. Ich kann die Überwachung der Agenten wieder aufnehmen, die ich schon vor Jahren als Tuscai-Spione verdächtigte. Wenn diese Männer noch in den gleichen Positionen sind, wird allein diese Tatsache sie als Spione der Acoma entlarven. Ich werde weitere Fallen aufstellen, und ich werde unseren Leuten persönlich Anweisungen geben. Gegen diesen Supai werden wir unser Bestes geben müssen. O ja.« Der Erste Berater schien sich selbst zu beglückwünschen. »Es war ein Zufall, der uns zum ersten Agenten führte und der uns beinahe einen wichtigen Mann gefangennehmen ließ.«
Chumaka wedelte mit dem Dokument, um seine geröteten Wangen etwas zu kühlen. »Wir beobachten jetzt das Haus, und ich bin sicher, daß unsere Beobachter wiederum beobachtet werden, also habe ich andere eingesetzt, die beobachten, wer uns beobachtet …« Er schüttelte den Kopf. »Mein Gegner ist so verdammt schlau, daß es fast mein Begriffsvermögen übersteigt. Er –«
»Euer Gegner?« unterbrach Jiro ihn.
Chumaka unterdrückte ein Zusammenzucken und nickte respektvoll. »Der Diener des Feindes meines Lords. Mein Gegenspieler, wenn Ihr so wollt. Gewährt einem alten Mann diese kleine Eitelkeit, Mylord. Dieser Diener der Acoma, der gegen mich arbeitet, ist ein sehr argwöhnischer und schlauer Mann.« Er bezog sich wieder auf seine Papiere. »Wir werden diese andere Verbindung im Jamar isolieren. Dann können wir den nächsten –«
»Erspart mir die langweiligen Details«, warf Jiro ein. »Ich hatte gedacht, ich hätte Euch aufgetragen, die Person zu verfolgen, die versucht die Anasati zu verleumden, indem sie falsche Beweise über den Attentäter vorlegt, der meinen Neffen getötet hat?«
»Ah ja«, sagte Chumaka freudig erregt, »aber die beiden Ereignisse sind ja miteinander verbunden. Sagte ich das nicht bereits?«
Jiro verlagerte sein Gewicht. Er war es nicht gewohnt, ohne bequeme Kissen zu sitzen. »Falls Ihr es getan habt, könnte
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