Die Schwarzen Roben
hast.«
Mara wand sich, entzog sich seinen Armen. Schön, entschlossen und verärgert saß sie kerzengerade da und sah ihn an. »Du sollst nicht nachdenken. Du sollst eine Entscheidung treffen. Entbinde Justin von seinem Schwur, damit die Acoma nicht einen einzigen weiteren Tag ohne einen Erben sein müssen.«
Ein Hauch von Hysterie schwang in ihrer Stimme mit. Doch Hokanu spürte dann auch noch eine andere Sorge, eine Sorge, die sie bis jetzt noch nicht erwähnt hatte. »Du bist beunruhigt, weil Arakasi seinen Auftrag immer noch nicht erfüllt hat«, sagte er, einer plötzlichen Eingebung folgend.
Mara schien in sich zusammenzusinken. »Ja. Vielleicht habe ich zuviel von ihm verlangt, oder vielleicht habe ich auch einen Weg eingeschlagen, der viel gefährlicher ist, als ich gedacht hatte, als ich ihn beauftragt habe, sich in die Angelegenheiten der Versammlung einzumischen.« Sie hatte nur selten Selbstzweifel, doch jetzt gab sie zu: »Ich war wütend und unbeherrscht. Tatsächlich ist alles sehr viel besser gelaufen, als ich befürchtet hatte. Wir haben die Offensive der Traditionalisten ohne große Schwierigkeiten in den Griff bekommen.«
Hokanu hörte ihre Worte, doch er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, daß sie wirklich glaubte, die Angelegenheit sei erledigt. Wenn überhaupt, dann deuteten die derzeitige Ruhe und die gelegentlichen Streitereien in Handelsangelegenheiten darauf hin, daß etwas weitaus Größeres bevorstand. Tsuranische Lords waren verschlagen. Ihre ganze Kultur hatte über Tausende von Jahren demjenigen Herrscher am lautesten applaudiert, der im verborgenen agieren, der verwickelte Langzeitpläne schmieden und Jahre später in einen brillanten Sieg umsetzen konnte. Es war nur zu wahrscheinlich, daß Lord Jiro seine Zeit nutzen würde, um den alles entscheidenden Schlag vorzubereiten. Er war kein Minwanabi, der eine Lösung auf dem Schlachtfeld suchen würde. Das Edikt der Versammlung hatte ihm praktisch unbegrenzte Zeit zugestanden und außerdem die Erlaubnis, gegen das Haus Acoma zu intrigieren – was er ohnehin mit Vorliebe tat.
Weder Hokanu noch Mara wollten sich über diesen Punkt – der ihnen beiden Unbehagen bereitete – weiter auslassen. Stille breitete sich zwischen ihnen aus, eine Stille, in die sich die Geräusche des erwachenden Landsitzes mischten. Das Licht, das durch die geöffneten Läden ins Zimmer fiel, veränderte sich von Grau zu Goldrosa, und Vogelgezwitscher untermalte die Befehle der Offiziere beim Wachwechsel. Vor Ayakis Tod hatten die Wachen nie so nah am Haus patrouilliert.
Zwischen ihnen bestand zudem das unausgesprochene Einverständnis, daß der falsche Beweis, den die Tong beim Attentat auf Ayaki zurückgelassen hatten, sehr wohl dazu hatte dienen sollen, ihren Zorn auf die Anasati zu lenken. Jiro und die Traditionalisten wollten Maras Tod, seine Feindschaft war somit eine logische Folge. Doch vielleicht agierte eine dritte Gruppe im verborgenen, um einen Keil in das Bündnis zwischen den Acoma und den Anasati zu treiben, das mit Ayakis Leben besiegelt worden war. Der Anschlag hatte Mara gegolten. Wenn sie wie geplant getötet worden wäre, hätte ihr Sohn sein Erbe angetreten. Hokanu wäre in der verletzlichen Position als Regent mit dem Problem konfrontiert worden, einen Zusammenstoß zwischen den Acoma – deren Unabhängigkeit er gemäß den Wünschen seiner Lady hätte erhalten müssen – und den Anasati zu verhindern. Letztere hätten sicher versucht, das Haus Acoma zu vereinnahmen, um ihre Blutsbande mit Ayaki zu stärken.
Doch wenn der Kontrakt mit den Tong, der zu Ayakis Tod geführt hatte, nicht von Jiro geschlossen worden war, dann hatte möglicherweise alles, was seither geschehen war, einer dritten Partei in die Hände gespielt – vielleicht dem Lord, dessen Spione Arakasis Sicherheitssystem durchbrochen hatten.
»Ich glaube«, sagte Hokanu freundlich, aber bestimmt, »wir sollten in dieser Angelegenheit erst eine Entscheidung treffen, wenn wir Nachricht von Arakasi oder einem seiner Agenten haben. Wenn er mit seinem Versuch vorangekommen ist, Einblicke in den Rat der Erhabenen zu gewinnen, dann wird er uns eine Botschaft zukommen lassen. Im Augenblick sind keine Neuigkeiten die besten Neuigkeiten.«
Bleich und erschöpft nickte Mara. Sie fröstelte. Die Unannehmlichkeiten ihrer Schwangerschaft würden so oder so Besprechungen schon bald unangenehm werden lassen. Sie lag müde in den Armen ihres Mannes, während er mit den
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