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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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hatte. Und je länger er darüber nachdachte, desto mehr war er davon überzeugt, daß Arakasis Versuch, sich in die Stadt der Magier einzuschleichen, vielleicht doch das bessere Gesprächsthema war.

    Arakasi saß in diesem Augenblick gerade im Norden der Provinz Neshska in einer lärmigen Taverne. Er trug die gestreifte Robe eines freien Karawanentreibers und roch – ganz wie es sich gehörte – kräftig nach Needra. Sein rechtes Auge schielte, während das linke zum Ausgleich pausenlos zwinkerte. Auf diese Weise konnte er unauffällig das Wasser wegblinzeln, das ihm der brennende Geschmack von dem Schnaps in die Augen trieb, den die Thun angeblich aus Knollen brannten, die in der Tundra wuchsen. Arakasi benetzte seine Zunge erneut mit dem abscheulichen Gesöff und bot die Flasche dann dem Karawanenmeister an, den er schon seit Stunden betrunken zu machen versuchte.
    Doch der Karawanenmeister schien Schnaps zu trinken, als wäre es Wasser. Er war kahlköpfig und muskulös, und er hatte nicht nur ein donnerndes Lachen, sondern darüber hinaus auch noch die beklagenswerte Angewohnheit, seinen Gefährten kräftig auf die Schulter zu hauen. Vielleicht war das der Grund, warum die Bänke auf seiner anderen Seite leer geblieben waren, dachte Arakasi. Seine Rippenpartie war mit blauen Flecken übersät, weil er jedesmal, wenn der Mann ihm wieder einen seiner »kameradschaftlichen« Hiebe versetzte, gegen die Tischkante krachte. Im nachhinein war er sich nicht mehr so sicher, ob er wirklich eine gute Wahl getroffen hatte, als er diesen Mann als Informationsquelle auswählte. Doch die anderen Karawanenmeister standen meist mit ihren Leuten zusammen, und er hatte einen einzelnen Mann gebraucht. Sich in eine verschworene Gruppe einzuschmeicheln und einen Mann von seinen Kumpanen wegzulocken, hätte zuviel Zeit erfordert. Er besaß zwar die nötige Geduld und hatte in der Vergangenheit viele Monate damit verbracht, das Vertrauen seiner Opfer zu gewinnen, um Mara die gewünschten Informationen liefern zu können. Aber hier, in dieser gottverlassenen Taverne im hohen Norden, würde ein Mann mit guten Freunden sich leicht an einen Fremden erinnern können, der nach Dingen gefragt hatte, die ein einheimischer Wagenlenker längst wissen müßte.
    »Aah«, brüllte der riesige Karawanenmeister viel zu laut für Arakasis Geschmack. »Ich weiß nicht, warum ein Mann solch eine Pisse trinken sollte.« Der Mann packte die Flasche mit seiner gewaltigen Pranke und warf einen zweifelnden Blick hinein. »Das schmeckt schlimm genug, um sich daran die Zunge zu verbrennen.« Er beendete seine Tirade mit einem kräftigen Schluck.
    Arakasi sah einen weiteren freundschaftlichen Klaps auf sich zukommen und stützte sich gerade noch rechtzeitig auf der Tischplatte ab. Der Schlag traf ihn zwischen die Schulterblätter; die Erschütterung brachte die Böcke, die die schwere Tischplatte trugen, zum Wackeln und das billige Tongeschirr zum Klappern.
    »He!« dröhnte die Stimme des Wirts von der anderen Seite der Theke. »Hier drinnen gibt’s keine Schlägereien!«
    Der Karawanenmeister rülpste. »Was für ein Dummkopf«, flüsterte er vertraulich. Seine Fahne nahm Arakasi fast den Atem. »Wenn wir in der Stimmung wären, ein bißchen Kleinholz zu machen, brauchten wir nur die Tische gegen die Wände zu schleudern und das verdammte Dach zum Einsturz zu bringen. Wäre kein großer Verlust. Zwischen den Dachsparren hängen ohnehin Netzspinner, und in den Matratzen auf dem Dachboden hocken bissige Käfer.«
    Arakasi betrachtete die gewaltige Tischplatte und dachte, daß sie sehr wohl als Rammbock dienen konnte. »Schwer genug, um die Tore der Stadt der Magier aufzubrechen«, murmelte er, um das Gespräch in die richtige Richtung zu lenken.
    »Hah!« Der Hüne knallte die Flasche hart auf den Tisch. »Nur ein Narr würde das versuchen! Hast du von dem Jungen gehört, der sich letzten Monat in einem Wagen versteckt hatte? Also, die Diener von diesen Magiern haben die ganzen Waren durchsucht und konnten den Jungen nicht finden. Doch als dann der Wagen unter den Torbögen der Brücke zur Insel hindurchrollt, da kommt doch dieser Lichtblitz aus dem Torbogen herunter und röstet die Oberfläche von dem Wollballen, in dem der Junge sich verkrochen hatte.« Der Wagenlenker lachte und ließ die Faust auf den Tisch krachen, daß das Tongeschirr auf der Platte hüpfte. »Bei den sieben Höllen! Ich kann dir sagen, da rennen die Diener der Magier alle wild herum

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