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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Scheitern verurteilt war. Die Geschichte des Karawanenmeisters hatte nur seinen Verdacht bestätigt, daß die ankommenden Waren auch mit magischen Mitteln auf Eindringlinge untersucht wurden. Jetzt suchte er nach einem Weg, der ihm mit Hilfe irgendeiner List Zugang zur Stadt gewähren würde und auf dem er den anscheinend allessehenden Torbogen auf der Brücke vermeiden konnte.
    Die Entfernung zur Insel war zu groß, um einfach hinüberzuschwimmen. Von Arakasis Versteck aus schien es, als wären alle Gebäude zu einer Masse aus spitzen Türmen verschmolzen, von denen einer so hoch war, daß er bis in die Wolken ragte. Durch das Fernrohr, das er in einem Laden am Ufer gekauft hatte, konnte er von steilen Mauern umgebene Häuser und dazwischen verlaufende, geschwungene Gehwege ausmachen. Das Seeufer war vollgestopft mit steinernen Häuserfronten, merkwürdig geformten Fenstern und Eingängen mit fremdartigen Bögen. Es gab keine Wehrmauern und – soweit er feststellen konnte – auch keine Wachposten. Das schloß natürlich nicht aus, daß es auf Magie basierende Verteidigungsanlagen gab. Doch die einzige Möglichkeit, wie ein Eindringling heimlich die Stadt betreten konnte, lag klar auf der Hand: Man mußte nachts mit dem Boot hinüberfahren und eine Gartenmauer hochklettern oder irgendeine Spalte suchen, um sich Zugang zu verschaffen.
    Arakasi seufzte. Das war eine Aufgabe für einen Dieb, und außerdem brauchte er ein Boot – und das an einem Ort, wo es noch nicht einmal ein Fischerdorf gab. Das bedeutete, daß er ein Boot auf einem Frachtwagen hierherschmuggeln mußte; keine leichte Aufgabe, da die Karawanen praktisch ausschließlich aus Männern bestanden, die sich sehr gut kannten. Außerdem brauchte er jemanden, der sich mit Listen und Täuschungsmanövern auskannte – und solche Männer fand man nicht unter ehrlichen Händlern. Kein einziges dieser Probleme würde sich leicht und schnell lösen lassen. Mara würde lange auf Informationen warten müssen, die sich – wie man ehrlicherweise zugeben mußte – als unmöglich zu beschaffen erweisen konnten.
    Arakasi erhob sich von seinem feuchten Aussichtspunkt und tauchte wieder tiefer in den Wald ein. Er massierte seinen steif gewordenen Nacken, schüttelte die Feuchtigkeit aus seiner Kleidung und machte sich auf den Weg zurück zur Taverne. Während er dahinschritt, dachte er angestrengt nach, eine Angewohnheit, der er so manch plötzliche Eingebung verdankte. Dabei kreisten seine Gedanken nicht um das Problem, das ihn momentan frustrierte, sondern er dachte über eine andere Sache nach, eine, die anfangs nicht besonders wichtig erschienen war, aber zunehmend mehr Ärger bereitete.
    Er konnte versuchen, was er wollte, aber es schien völlig unmöglich zu sein, neue Agenten in den Haushalt der Anasati einzuschleusen. Nur ein einziger Agent war dort noch aktiv, und das war ein älterer Mann, der das Vertrauen von Jiros Vater genossen hatte, vom jungen Lord aber nicht sehr gemocht wurde. Der Diener war auf eine vollkommen unbedeutende Position verbannt worden, und was er an Neuigkeiten noch mitbekam, war kaum informativer als der Klatsch und Tratsch auf den Straßen. Zum ersten Mal fragte sich Arakasi, ob seine fehlgeschlagenen Versuche, jenen Agenten zu ersetzen, vielleicht mehr zu bedeuten haben mochten, als er bisher geglaubt hatte.
    Es hatte alles so harmlos ausgesehen, sicherlich; alle sieben Versuche waren an Dingen gescheitert, die wie Pech oder der falsche Zeitpunkt schienen: ein Anfall von schlechter Laune bei Jiro, ein Makler in einer Stimmung, die zu aggressiv war, um einem alten Freund einen Gefallen zu tun; und schließlich, erst vor kurzem, eine Magenverstimmung, die einen Diener, der das Vertrauen seines Herrn genoß, daran hinderte, eine Empfehlung für die Anwerbung eines Neulings abzugeben.
    Arakasi blieb abrupt stehen. Er spürte den Regen nicht mehr, der mittlerweile viel stärker geworden war. Er spürte die Kälte und die Feuchtigkeit nicht mehr, die ihm den Rücken hinunterrann. Er zitterte aus ganz anderen Gründen.
    Was war er für ein Narr gewesen, daß er nicht eher Verdacht geschöpft hatte! Das war nicht einfach Schicksal, diese Reihe von unglücklichen Zufällen, die anscheinend überhaupt nichts miteinander zu tun hatten. Könnte es nicht sein, daß schon die ganze Zeit alle seine Versuche, den Haushalt der Anasati zu unterwandern, von einem Verstand abgewehrt worden waren, der noch klüger und schärfer war als sein eigener?
    Bis

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