Die Schwarzen Roben
Ausnahmegenehmigung ausstellen zu lassen. Sie handelte aufgrund einer vagen Vermutung und band alle üblichen Waren an sich, die durch den Spalt von Midkemia zu uns gelangen. Doch weil sie sich nur auf Vermutungen stützte, konnte sie nicht an alles denken. Es gibt ein halbes Dutzend Waren, die wir importieren und die uns reich machen können. Und wenn es Mara auch gelingen sollte, die Versuche der Anasati, Waren von Midkemia hierherzutransportieren, erfolgreich zu blockieren, so kann sie nur wenig tun, um die Kaufleute von LaMut daran zu hindern, etwas an den Lord der Matawa zu verkaufen.«
Jiro lächelte. »Wie sehr wünscht sich der Lord der Matawa eine exklusive Transportgenehmigung? Und – wie häßlich ist seine Tochter?«
Chumaka zeigte ein breites Grinsen. »Seine Tochter kommt nach ihrer Mutter, und die sieht aus wie ein Hund – ein besonders häßlicher Hund, wie man leider sagen muß. Es gibt auch noch zwei jüngere Schwestern, die haben beide schiefe Zähne. Und der Titel kann nur mit der ältesten vergeben werden. Ihr Vater braucht eine größere Mitgift, wenn er seinen jüngeren Töchtern das Schicksal ersparen will, Ehefrauen einfacher Kaufleute zu werden. Das bedeutet, daß der Lord der Matawa sich die Handelskonzession wirklich sehnlichst wünscht.«
Als der Delegierte des absolut unwichtigsten Hauses sich dem Podest näherte und eine ehrerbietige Verbeugung ausführte, beendete Jiro das Gespräch mit Chumaka. »Euer Ratschlag klingt vernünftig. Ich werde dafür sorgen, daß der Lord der Matawa ein glücklicher Mann wird.«
Er blickte freundlich nach vorn, um dem ersten Bittsteller zuzuhören, als am hinteren Ende der Halle Unruhe entstand und die Hälfte aller Anwesenden sich umdrehte. Ein kräftiger Mann in purpurner Robe hatte sich zwischen den Bediensteten an der Tür hindurchgedrängelt. Diese waren Sklaven; voller Furcht, das Mißfallen ihres Herrn erregt zu haben, warfen sie sich demütig zu Boden. Der Mann, der sich so rüde Zugang verschafft hatte, schenkte ihnen keinerlei Beachtung, sondern stürmte vorwärts in die Halle; er ließ sich auch von den Hausdienern der Anasati nicht stören, die mit lautem Protestgeschrei an seinen Fersen klebten. Er marschierte durch die Reihen von Jiros Gästen, als ob sie überhaupt nicht anwesend wären; schnurstracks rauschte er den langen Weg zum Podest entlang – so schnell, daß sich die Kriegsbanner zwischen den Dachsparren vom Luftzug bewegten. Er kam vor Jiro zum Stehen und rief, zu aufgebracht, um sich an gute Manieren oder zeremonielle Höflichkeit zu erinnern: »Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was sie getan hat!«
Der Delegierte, den er zur Seite gedrängt hatte, blickte verärgert drein. Jiro selbst verspürte Unbehagen, doch er überspielte es mit einem kurzen Blick zu Chumaka, der hinter vorgehaltener Hand den betreffenden Namen murmelte, so leise, daß nur sein Herr es verstehen konnte.
Um diese überraschende Situation unter Kontrolle zu bekommen, wählte Jiro seinen kältesten Tonfall. »Willkommen, Lord Dawan. Ihr wirkt… aufgebracht.«
Der stiernackige Mann reckte seinen Kopf nach vorn. Er sah jetzt beinahe wie ein Needra-Bulle aus, der gleich den nächsten Zaun durchbrechen würde, um zu einer brünstigen Kuh zu gelangen. Er ruderte mit beiden Armen in der Luft, und die Wut ließ ihn seine Worte förmlich ausspeien: »Aufgebracht? Mylord, ich bin ruiniert!«
Jiro hörte das Gemurmel der Lords und Abgesandten in der Halle, die wegen dieser eklatanten Verletzung der guten Sitten warten mußten. Beschwichtigend hob er die Stimme. »Lord Dawan, bitte setzt Euch doch, bevor Euer Kummer und die Hitze Euch überwältigen.« Auf ein Zeichen von ihrem Herrn eilten Diener herbei, um dem verzweifelten Mann eine kalte Erfrischung zu reichen.
Jiro wollte vermeiden, daß der Eindruck entstand, er würde irgend jemanden bevorzugen. Er wußte, daß er versuchen mußte, die Vorbehalte der anderen Bittsteller im Zaum zu halten. Außerdem konnte er dann besser einschätzen, ob er aus der Unterbrechung einen direkten Vorteil ziehen konnte. Dawan von den Tuscobar war ein gelegentlicher Geschäftspartner und ein unsicherer Verbündeter. Es war Jiro bisher nicht möglich gewesen, ihn für seine Sache zu gewinnen; das war zwar ärgerlich, aber eine vergleichsweise unbedeutende Unannehmlichkeit. Die weiterreichenden Konsequenzen dieses Geplänkels waren allerdings alles andere als unbedeutend. Das Haus Tuscobar besaß Einfluß beim Lord der Keda,
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