Die Schwarzen Roben
Ehrengarde des Lords neben dem Podest antreten lassen, und der Hadonra beaufsichtigte die Aufstellung seiner Makler und Sekretäre. In wenigen Minuten würden die Verbündeten und Abgesandten jener Häuser eintreffen, die ein Gespräch mit dem Lord der Anasati suchten, und entsprechend ihrem Rang zu ihren Plätzen geleitet werden. Lord Jiro würde die Halle als Letzter betreten, um Bittsteller anzuhören, gesellschaftliche Gespräche zu führen und manchmal auch neue Geschäfte abzuschließen.
Chumaka rollte die Papiere zusammen und stopfte sie in seine Tasche. Leise vor sich hinmurmelnd stapfte er zu dem Podest hinüber, um sich zu vergewissern, daß seine Lieblingskissen zu seiner Zufriedenheit arrangiert waren. Die Liste mit Jiros Gästen war lang; diese Sitzung konnte bis in den Abend hinein dauern. Und bei langen Besprechungen konnte der Kissenstapel gar nicht dick genug sein, besonders für einen dünnen, knochigen Mann wie ihn. Körperliche Beschwerden lenkten ihn vom Denken ab, und solange der gegnerische Supai sich als Meister darin erwies, seine Ränke zu durchschauen, konnte er es sich nicht erlauben, auch nur die kleinste Nuance dessen zu verpassen, was gesagt werden würde.
Die große Halle füllte sich langsam. Bedienstete eilten hin und her, brachten Erfrischungen oder gaben Anweisungen, wo sich die Sklaven der Gäste hinzubegeben hatten. Der Tag war heiß, und Jiro hatte es sich zur Gewohnheit gemacht sicherzustellen, daß seine Gäste Kühle und Behaglichkeit genossen. Er versorgte sie mit allem, um ihre Geduld zu vergrößern, und die Gäste – im Glauben, er verwöhne sie, um ihre Gunst zu gewinnen – fühlten sich so geschmeichelt, daß sie ihm häufig viel größere Zugeständnisse gewährten, als sie eigentlich vorgehabt hatten.
Lord Jiros Auftritt war zurückhaltend. Sein Schreiber rief seinen Namen, und nur zwei Krieger marschierten links und rechts einen halben Schritt hinter ihrem Herrn. An diesem Tag trug er einfach geschnittene Kleidung, die aber aus feinsten Seidenstoffen bestand. Er bevorzugte Gewänder, die wertvoll, aber nicht protzig wirkten und die je nach dem Vorteil, den er sich davon versprach, stark und männlich oder jungenhaft unschuldig wirkten. Chumaka betrachtete den doppeldeutigen Effekt und strich sich über das Kinn. Wäre Jiro von den Göttern nicht auserwählt worden, den Mantel der Anasati zu tragen, wäre er vielleicht ein hervorragender Feldagent geworden, dachte der Erste Berater.
Chumaka beendete seine leichtfertigen Spekulationen abrupt, als der junge Lord das Podest betrat. Seine Krieger flankierten ihn beiderseits, als er sich auf den Kissen niederließ und die förmlichen Eröffnungsworte sprach: »Die Audienz beginnt.«
Während sein Verwalter sich durch die Reihen der Gäste bewegte, um den ersten auf der Liste anzukündigen, beugte sich Jiro zur Seite, um leise einige Worte mit Chumaka zu wechseln. »Worauf muß ich heute besonders achten, Erster Berater?«
Chumaka tippte sich mit einem Fingerknöchel ans Kinn. »Um die Unterstützung der Xacatecas für Lady Mara neutralisieren zu können, brauchen wir Verbündete. Genauer gesagt, wir brauchen ihren Reichtum. Denkt über das Angebot des Lords der Matawa nach, im Tausch gegen einige Zugeständnisse unser Korn nach Süden zu transportieren.« Er zog die entsprechende Notiz aus einem der Bündel, die in seiner Tasche steckten, und überflog sie noch einmal. »Der Lord wünscht eine gute Partie für seine Tochter. Vielleicht reicht schon der illegitime Neffe Eures Cousins? Er ist jung, aber nicht ungeschickt. Die Einheirat in ein vornehmes Haus würde seine Ambitionen auf ein neues Ziel lenken und uns auf längere Sicht einen neuen Verbündeten verschaffen.« Chumaka senkte die Stimme, als andere Personen sich dem Podest näherten. »Es geht das Gerücht, daß der Lord der Matawa mit Midkemiern aus der Stadt LaMut Handel treibt.«
Jiro rümpfte die Nase bei diesen Worten. »Ein Gerücht? Oder die Ausbeute eines Eurer Lauscher?«
Chumaka räusperte sich und ging absichtlich nicht weiter auf diesen Punkt ein. »Ich möchte meinen Lord daran erinnern, daß viele Mitglieder des Handelskonsortiums von LaMut in Tsuranuanni geboren wurden. Sie könnten uns den gleichen Vorteil bringen, den die Acoma durch ihre exklusiven Handelsverträge genießen.« Chumakas Stimme wurde zu einem Flüstern. »Mara hat klug vorausgedacht, als sie dafür sorgte, sich vom Bewahrer des Kaiserlichen Siegels eine
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