Die Schwarzen Roben
wie Dawan etwas antun? Das macht doch überhaupt keinen Sinn.«
Jiro warf seinem Ersten Berater einen belustigten Blick zu. »Sie hat ja auch nichts getan. Ich habe die Sache selbst arrangiert. Ich habe die falschen Anweisungen an Dawans Flottenmeister geschickt.«
Chumaka kicherte lautlos und verneigte sich leicht. So leise, daß keiner der Bittsteller es hören konnte, sagte er: »Ihr überrascht mich, Mylord. Ihr werdet zu einem erfahrenen Spieler, beim Shah wie im Spiel des Rates. Wie ist es Euch gelungen, Mara dafür verantwortlich zu machen?«
Jiro grinste selbstgefällig. »Unser Hadonra hat auf meinen Befehl hin für Gerüchte gesorgt. Dawan und einige andere haben so von den Beleidigungen und Missetaten erfahren, die Lady Mara uns in den letzten Jahren zugefügt hat. Ich habe einfach nur ihre Methoden nachgeahmt und Dawan seine eigenen Schlüsse ziehen lassen.« Entschlossen schritt er zum Podest zurück. »Ah ja, ich habe natürlich auch dafür gesorgt, daß Dawan hörte, daß das Korn der Acoma in dieser Saison zu den Märkten von Lepala verschifft wurde.«
Chumaka errötete vor Freude. »Bewundernswert, Herr. Die Idee ist so gut, daß ich mir wünschte, ich hätte selbst zuerst daran gedacht.«
Als der Lord und sein Erster Berater auf das Podest traten, hatten sie den gleichen Gedanken: Beide schätzten sich glücklich, daß sie einander hatten, denn sie arbeiteten ganz hervorragend zusammen. Wenn der alte Hohe Rat wieder eingesetzt und das Geheimnis von Maras Spionage-Netzwerk geknackt war, würde die Lady genügend Grund zur Sorge haben; denn nicht einmal das beeindruckende Glück einer Guten Dienerin des Kaiserreiches würde ihr Haus dann noch vor dem Untergang bewahren.
Mara lief unruhig auf und ab. Seit Wochen trennte die Kühle zwischen ihr und ihrem Ehemann sie wie eine Wand voneinander. Hokanus Widerstand gegen ihren Wunsch, Justin möge seinen Bindungen an die Shinzawai abschwören und der Erbe der Acoma werden, war verständlich. Hokanus Zuneigung war so tief, als ob der Junge sein eigener Sohn wäre. Ayakis Tod hatte ihn zu einem noch beschützenderen Vater gemacht, und als sie sich wieder an diesen Verlust erinnerte, fühle Mara eine Bitterkeit, die niemals geringer zu werden schien.
Sie unterbrach ihre ruhelosen Schritte, eine Hand an dem Laden, der sich in ihren privaten Garten öffnete. Wie sehr wünschte sie sich jetzt eine, nur eine einzige Stunde mit der alten Nacoya und ihrer Weisheit. Ihre Amme, Stiefmutter und Erste Beraterin hatte immer eine tiefe, direkte Einsicht in den Kern einer jeden Schwierigkeit gehabt. Selbst wenn Mara ihre Ratschläge zurückgewiesen oder darauf bestanden hatte, Risiken einzugehen, die für die alte Frau nicht akzeptabel waren, hatte Nacoya immer klar und deutlich gesehen, was richtig war. In Herzensangelegenheiten war ihre Wahrnehmungsfähigkeit unvergleichlich gewesen. Mara seufzte. Nacoya war es gewesen, die die wachsende Zuneigung ihrer Herrin zu Kevin, dem barbarischen Sklaven, bemerkt hatte, lange bevor Mara es sich selbst eingestanden hatte. Jetzt hätte sie die Ratschläge der alten Frau dringend gebrauchen können. Mara versuchte Nacoyas Stimme heraufzubeschwören, aber der Schatten der geliebten alten Frau ruhte an diesem Tag in sehr weiter Ferne.
Ein Tritt in ihrem Bauch beendete ihre Grübeleien. Sie keuchte, preßte eine Hand gegen ihre angeschwollene Mitte und begegnete der Unannehmlichkeit mit einem Lächeln. Ihr ungeborenes Kind hatte die Kraft eines barbarischen Tigerjungen. Bestimmt würde Hokanu anders empfinden, wenn er erst einmal sein neugeborenes erstes Kind gesehen hatte. Sein Stolz, Vater geworden zu sein, würde ihn weicher machen, und er würde seine Dickköpfigkeit aufgeben und ihrer Forderung, Justin zum Acoma-Erben zu erklären, nachgeben. Das Kind, das von seinem eigenen Blute war, würde ihn verstehen lassen, daß dies der Wille der Götter war – daß dieses Kind, das er gezeugt und sie geboren hatte, der wahre Erbe für den Titel des Lords der Shinzawai war.
Mara lehnte sich gegen den Sturz oberhalb des Ladens und schwelgte in der Vorfreude des Ereignisses. Sie hatte zwei Kinder geboren, eines von einem Mann, den sie verabscheute, ein zweites von einem Mann, den sie über alles liebte. Die beiden Kleinen hatten ihr etwas vollkommen Unerwartetes geschenkt. Was als Pflicht – eine zwar ehrenvolle, nichtsdestoweniger nur durch die Notwendigkeit, den Fortbestand der Acoma zu sichern, entstandene Pflicht – mit der
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