Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
Vom Netzwerk:
ins Mark erschüttert, stürmte Arakasi weiter. Er hatte den Ersten Berater Chumaka, dessen politisches Gespür den Anasati bereits zu Lebzeiten von Jiros Vater zugute gekommen war, schon immer bewundert. Jetzt fragte sich Arakasi, ob möglicherweise der kluge Chumaka sein unsichtbarer Gegner war.
    Unerbittlich verfolgte er diesen Gedanken weiter. War es möglich, daß die Anasati hinter der Falle beim Seiden-Lagerhaus gesteckt hatten? Die Eleganz dieser Möglichkeit faszinierte den Supai. Ein brillanter echter Feind machte viel mehr Sinn als zwei gleichermaßen hochbegabte Gegner, die überhaupt nichts miteinander zu tun hatten.
    Zutiefst verstört beschleunigte Arakasi seine Schritte. Er sehnte sich nach Wärme und trockenen Kleidern, und er brauchte ein ruhiges Plätzchen, wo er ungestört nachdenken konnte. Denn jede einzelne seiner vereitelten Bemühungen offenbarte, daß er einem Rivalen gegenüberstand, der ihm absolut ebenbürtig war. Die Vorstellung, daß zwischen Maras größtem Feind und einem solchen Mann eine Verbindung bestehen konnte, war besorgniserregend – vor allem, wenn man in Betracht zog, daß dieser Rivale seine eigenen Fähigkeiten womöglich übertraf.
    Einen Spion in die Stadt der Magier zu schleusen war ein aussichtsloses Unterfangen, und dieser Auftrag verblaßte zur Bedeutungslosigkeit angesichts der Gefahr, die Maras Spionage-Netzwerk von Jiros Ratgeber drohte. Denn Arakasi machte sich keinerlei Illusionen. Dafür verstand er das Spiel des Rates viel zu gut. Hier ging es um mehr als nur um eine Fehde zwischen zwei mächtigen Familien. Mara war eine wichtige Figur am Hof des Imperators; nur zu leicht konnte ihr Untergang einen Bürgerkrieg auslösen.

Sechs
    Spiele

    Chumaka runzelte die Stirn.
    Mit zunehmender Beunruhigung überflog er die Berichte, die zwischen die Bündel von Papieren gestopft waren, die er für die anstehende Ratssitzung seines Herrn vorbereitet hatte. Das waren keine guten Neuigkeiten. Er begann wütend und unzufrieden an seinen Fingernägeln zu kauen. Er war dem Supai, der hinter dem ehemaligen Tuscai-Netzwerk steckte, so dicht auf den Fersen gewesen! Er hatte gewußt, daß sich das Netz in Ontoset als Folge der verpfuschten Jagd beim Seiden-Lagerhaus still verhalten würde. Doch es machte überhaupt keinen Sinn, daß nach beinahe drei Jahren auch der Zweig in Jamar – der mit dem in Ontoset anscheinend nichts zu tun hatte – noch immer schlief.
    Jene Häuser, die sich ein Netzwerk von Spionen leisteten, das grundsätzlich immer für Aufregung und Kosten sorgte, neigten dazu, sich völlig auf dieses Netzwerk zu verlassen. Es war schlichtweg undenkbar, daß irgendein Lord, der sich daran gewöhnt hatte, durch Spione zu seinen Informationen zu gelangen, nur wegen der Entdeckung eines Kuriers seinen mühsam erarbeiteten Vorteil aufgeben würde. Und am allerwenigsten Lady Mara! Sie war manchmal mutig und manchmal vorsichtig – ganz nach Lage der Dinge –, aber sie war niemals grundlos furchtsam. Auch der Tod ihres Sohnes konnte ihr Wesen nicht so tiefgreifend verändert haben. Sie würde jedes Mittel nutzen, das ihr zur Verfügung stand, und sich niemals von einem kleinen Rückschlag abschrecken lassen. Chumaka zuckte leicht zusammen, als er sich auf das empfindliche Fleisch unter seinen Nägeln biß. Er tupfte den blutenden Nagel an der Robe ab und ordnete besorgt seine Papiere. Die Situation ärgerte ihn. Mit jedem neuen Tag wurde es wahrscheinlicher, daß Jiro Antworten von ihm forderte. Der Erste Berater der Anasati gab ungern zu, daß er allmählich verzweifelte. Er hatte keine andere Wahl, er mußte über das Undenkbare nachdenken: daß er es womöglich dieses Mal mit einem Gegner zu tun hatte, der ihm überlegen war.
    Die Idee, daß irgendein Verstand im Kaiserreich ihn ausmanövrieren könnte, wurmte Chumaka gewaltig.
    Und doch konnte er diese Möglichkeit nicht mehr so einfach von der Hand weisen. Sein Gefühl sagte ihm, daß das Netzwerk keineswegs aufgelöst war, sondern nur schlief oder in einen versteckten Winkel untergetaucht war. Aber wo? Und warum? Auf diese Frage keine Antworten zu wissen, bescherte Chumaka schlaflose Nächte. Dunkle Ringe und geschwollene Tränensäcke unter den Augen gaben seinem ohnehin kantigen Gesicht etwas Sorgenvolles.
    Das Scharren von geöltem Holz riß Chumaka aus seinen bekümmerten Grübeleien. Die Sklaven schoben bereits die Läden in der großen Halle für Jiros öffentliche Ratssitzung beiseite. Omelo hatte die

Weitere Kostenlose Bücher