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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Empfängnis Ayakis begonnen hatte, hatte sich in echtes Glück verwandelt, als sie den Erben lieben lernte, für den sie sich gequält hatte. Es war ihr Kind, das die Größe der Acoma erben würde. Wenn sie ein Kind erst einmal in den Armen hielt und sich an seinem Babylachen erfreute, konnte die Ehre der Familie nicht mehr als abstraktes, fernes Ding erscheinen.
    Mara erwartete sehnsüchtig den Augenblick, in dem Hokanu diesen Zauber selbst spüren würde. Die Geburt ihres Sohnes würde sie einander näherbringen und diesen kalten Streit beenden. Es würde wieder Friede zwischen ihnen einkehren, und beide Kinder – der Erbe der Acoma und der Erbe der Shinzawai – würden in eine großartige Zukunft hineinwachsen.
    Während Mara sich niemals vor Leidenschaft für den Mann verzehrt hatte, den sie als Ehemann liebte, hatte sie sich daran gewöhnt, sich auf seine Nähe zu verlassen. Sein Verständnis war ein Trost, sein Wissen ein Schutz, sein Witz eine Ablenkung von Gefahren und Sorgen und sein stilles, intuitives Verständnis eine Zärtlichkeit, ohne die sie nicht mehr leben konnte. Sie vermißte ihn. Seine Liebe war die Nabe ihres Glücks geworden – erst jetzt, da sie gezwungen war, ohne sie auszukommen, wurde ihr das wirklich bewußt. Denn wenn er auch immer noch in der Nähe war, so war er doch im Geist sehr weit weg. Und dieser Mangel an innerer Nähe verursachte ihr einen Schmerz, der sehr viel tiefer ging, als sie es sich hätte vorstellen können.
    Unaufhörlich wurde sie immer wieder daran erinnert; beim Aufwachen vermißte sie die leichte, scheinbar zufällige Geste, mit der er ihr sonst mit der Hand übers Gesicht gestrichen hatte; während der Hofhaltung heute war niemals das leichte Hochziehen seiner Mundwinkel, normalerweise Zeichen seiner Erheiterung, zu sehen gewesen. Nachmittags tranken sie keinen Chocha mehr zusammen, wenn Hokanu die Berichte seiner militärischen Berater durchging und sie sich den Handelslisten weit entfernter Makler widmete, die Jican täglich präsentierte. Ihre Beziehung war still und angespannt geworden, und obwohl Hokanu um die Sache kein Aufhebens gemacht hatte, hatte er seine Waffenübungen in die Zeit hinein ausgedehnt, die sie einst gemeinsam verbracht hatten. Es waren keine scharfen Worte gefallen, nichts, was einem hitzigen Streit gleichgekommen wäre, doch die Meinungsverschiedenheit über Justins Erbe stand immer im Raum und vergiftete alles, was sie taten. Mara strich über die Haut, die sich über ihrem Bauch spannte; sie betete darum, daß diese Entfremdung mit der Geburt ihres Kindes enden würde.
    Hokanu war mit Ausnahme von Nacoya der einzige Mensch, den sie jemals getroffen hatte, der ihren Überlegungen ohne Mißverständnisse folgen konnte. Ein weiterer Tritt traf ihre Eingeweide. Mara lachte. »Bald, mein Kleiner«, flüsterte sie dem ungeborenen Kind zu.
    Der Klang ihrer Stimme ließ eine Dienerin, die im Zimmer wartete, hochschrecken. »Mistress?«
    Mara trat mit schweren Schritten von dem Laden zurück. »Mir fehlt nichts – außer dieses Kind, das genauso sehnsüchtig wie ich darauf zu warten scheint, endlich geboren zu werden.«
    Die Dienerin straffte sich alarmiert. »Soll ich nach –«
    Mara hob die Hand. »Nein. Es ist noch Zeit. Mindestens noch einen Monat, meinen die Hebammen und der Heiler.« Sie runzelte die Stirn. »Ich frage mich allerdings, ob dieses Kind vielleicht zu früh dran sein könnte.«
    Ein höfliches Klopfen erklang an einer der Türen, die zum Innern des Hauses führten. Mara zog ihr Gewand bequemer über ihren schwerfälligen Körper und nickte der Dienerin zu, die Tür zu öffnen. Draußen stand Jican, ihr Hadonra, und verbeugte sich tief. »Herrin, hier ist ein Händler, der um Erlaubnis bittet, mit den Acoma handeln zu dürfen.«
    Es war ungewöhnlich, daß Jican sie mit einer Sache belästigte, um die er sich normalerweise selbst kümmerte. Er hatte ihre Güter lange genug verwaltet, um mittlerweile alle ihre Entscheidungen voraussagen zu können – selbst diejenigen, mit denen er nicht unbedingt einverstanden war. Besorgt fragte Mara: »Um was geht es?«
    Zurückhaltend, wie man es von ihm in ungewöhnlichen Situationen gewohnt war, antwortete Jican vorsichtig: »Ich glaube, Ihr solltet Euch die Waren dieses Mannes selbst ansehen, Herrin.«
    Dankbar für eine Abwechslung an einem weiteren Nachmittag ohne Hokanus Gesellschaft, klatschte Mara in die Hände und ließ sich von ihrer Zofe ein Gewand bringen, das in der

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