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Die schwarzen Wasser von San Marco

Die schwarzen Wasser von San Marco

Titel: Die schwarzen Wasser von San Marco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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diplomatischen Missionen betraut. Wenn sich herausstellt, dass er in seinem eigenen Umfeld nicht einmal so viel Menschenkenntnis besaß, um zu wissen, welcher seiner Söhne sich besser für sein Geschäft eignet …«
    »… dann ist er die längste Zeit für die Serenissima unterwegs gewesen.«
    »Richtig.«
    »Aber seine Mutter wird doch sicherlich nicht ihre Zustimmung gegeben haben, ihren ältesten Sohn ermorden zu lassen?«
    »Man muss sie ja nicht eingeweiht haben.«
    Jana schüttelte schwach den Kopf. »Das wäre so ungeheuerlich …«
    »Wenn man das Schlimmste von seinen Mitmenschen annimmt, wird man selten enttäuscht.«
    »Was ist mit dem Polizisten?«
    »Paolo Calendar? Der hat nur Sorge, ich könnte ihm seine einzige Chance zunichte machen, sich wieder bei seinen Vorgesetzten einzuschmeicheln. Er hat seinen eigenen Fall zu klären, der mich seinen Worten nach nichts angeht, aber manchmal hege ich da so meine Zweifel.«
    »Er war immer dort, wo man die Toten gefunden hat, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Das haben wir uns schon gegenseitig vorgehalten. Ich glaube nicht, dass er mit den Morden etwas zu tun hat. Er sucht nach einem jungen Burschen, dem Sohn eines Thronprätendenten drüben aus dem Schwarzen Meer, der von Piraten entführt und womöglich in die Sklaverei verkauft worden ist.«
    »Der arme Junge!«
    »Nicht ärmer als die Gassenkinder hier, wenn man es recht bedenkt. Außer, dass er dieses Leben nicht gewöhnt ist.«
    »Sie sind alle zu bedauern.«
    »Die Gassenjungen haben jedenfalls gelogen«, sagte ich grimmig. »Sie haben gar nichts gesehen; oder etwas anderes als das, was sie ausgesagt haben. Entweder man bedroht sie, oder man hat sie für die falsche Aussage bezahlt. Moro hat mir gegenüber erwähnt, manchmal würden die kleinen Kerle für finstere Machenschaften missbraucht. Vielleicht ist das auch so ein Fall. Dass einer von ihnen bereits auf mysteriöse Weise getötet worden ist, spricht dafür.«
    »Und wie willst du das alles beweisen?«
    »Ich kann es nur, wenn ich mit Fratellino spreche, dem zweiten Zeugen aus dem Arsenal. Ich bete zu Gott, sein Versteck ist wirklich gut. Sollte sich alles so verhalten, wie ich es dir geschildert habe, dann bin ich nicht der Einzige, der nach ihm sucht. Und die anderen haben alle bessere Möglichkeiten, ihn zu finden, als ich. Ich habe nur seine Schwester, Caterina, die im Waisenhaus von Rara de Jadra lebt.« Ich brummte missmutig. »Wenn ich mich nicht beeile, kommt mir dieser Idiot Chaldenbergen mit seiner wichtigtuerischen guten Tat noch in die Quere und bringt Caterina nach Lübeck.«
    »Wer ist Chaldenbergen?«
    »Ein Kaufmann aus dem Fondaco. Rara de Jadra, die das Haus führt, in dem Caterina lebte, hat es geschafft, Chaldenbergen so für Caterina einzunehmen, dass er sie mit zu sich nach Hause nehmen will. Er denkt scheinbar sogar daran, sie an Tochters statt aufzunehmen.«
    Jana starrte mich mit aufgerissenen Augen an. Ich sah, wie hinter ihrer bleichen Stirn die Gedanken rasten. Ihre Finger bewegten sich unruhig in meiner Hand. »Was ist los?«, fragte ich alarmiert.
    Sie seufzte. »Ich glaube, ich sollte dir etwas erzählen, aber wenn ich es tue, breche ich ein Versprechen.«
    »Wem hast du es gegeben?«
    »Fiuzetta.«
    Ich horchte auf. »Sie hat dir etwas erzählt, das mit dieser Geschichte zusammenhängt?«
    »Ich erkenne erst jetzt, dass eine Verbindung besteht.«
    »Und diese Verbindung ist …«
    »… Caterina.«
    »Jana, was weißt du?«
    »Du solltest mit Fiuzetta selbst sprechen.«
    Ich nickte und schickte Julia, das Mädchen zu holen.
    Als Fiuzetta das Zimmer betrat, bat ich sie, sich auf das Bett zu setzen. Sie musterte mich argwöhnisch. Es war ihr nicht entgangen, dass diesmal nicht Jana im Mittelpunkt stand, sondern sie selbst. Sie strich über Janas Stirn, ließ mich dabei aber nicht aus den Augen.
    »Ich glaube, du solltest ihm erzählen, was du mir erzählt hast«, sagte Jana.
    Fiuzettas Gesicht verschloss sich. Sie schüttelte den Kopf.
    »Es ist wichtig«, drängte Jana. »Ich habe dir versprochen, nichts davon weiterzugeben, deshalb musst du es Peter selbst sagen.«
    »Warum?«
    »Kannst du dich erinnern, dass ich dir sagte, die Schwester des Gassenjungen, nach dem ich suche, lebt bei Rara de Jadra? Sie heißt Caterina.«
    »Si.«
    »Das stimmt ab heute nicht mehr.«
    Fiuzetta hob die Augenbrauen. Eine kleine Veränderung in ihrem Blick teilte mir mit, dass sie bereits ahnte, was ich sagen wollte.
    »Ein

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