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Die schwarzen Wasser von San Marco

Die schwarzen Wasser von San Marco

Titel: Die schwarzen Wasser von San Marco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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jeder Dienstbote mit deiner Hautfarbe hier in Venedig so genannt. Es ist nur die Bezeichnung für einen Sklaven.«
    »Was ist ein Name anderes als eine Bezeichnung für etwas, das mit dem Menschen, der diesen Namen trägt, nicht das Geringste gemein haben muss? Er spiegelt die Wünsche des Namensgebers wider, nicht die des Empfängers.«
    »Ich verstehe nicht, dass du nicht versuchst, die Freiheit zu erlangen. Du hättest das Zeug dazu, ein erfolgreicher und angesehener Freigelassener zu werden.«
    Moro lehnte sich auf der Bank zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Er grinste, aber seine gute Laune von vorhin war verflogen. Ich hatte ihm mit meinen Fragen den Blick in seinen persönlichen Abgrund geöffnet, und dieser war sogar für seine Frohnatur zu tief und dunkel.
    »Ich ziehe es vor, der unbedeutende Sklave Moro zu sein. Ich habe keine Lust, dem Schicksal aufs Neue durch zu viel Glück aufzufallen.«
    »Du solltest nicht die Verbitterung aus dir sprechen lassen.«
    »Aus mir spricht ein neunjähriger Junge, der sich selbst dann noch zu verstehen weigerte, als der Portugiese seinem Vater das Geld in die Hand zählte.« Er stand auf und nahm den Krug. »Ich muss arbeiten. Ich fülle Ihren Wein in eine kleinere Amphore, dann können Sie ihn am Abend trinken. Ich danke für Ihre Freundlichkeit.«
    »Es tut mir Leid, wenn ich mit meiner Fragerei an einen verborgenen Schmerz gerührt habe.«
    »Sie haben nicht zu tief gebohrt. Der Schmerz ist alles, was ich bin.«
    Ich stapfte die Treppe zu Janas Kammer hinauf, um nachzusehen, ob sich ihr Befinden weiter gebessert hatte. Auf dem Absatz im ersten Geschoss stieß ich auf Michael Manfridus und seine Frau. Sie sahen mich an, als hätte ich sie gestört. Clara stand mit geballten Fäusten vor ihrem Mann, ihre Wangen waren gerötet, und ihre Augen blitzten vor Ärger. Ich nickte ihnen höflich zu und wollte mich an ihnen vorbeidrücken.
    »Auch Andrea hat seinen Bruder identifiziert«, sagte Michael Manfridus in die Stille.
    »Wie bitte?«
    »Andrea Dandolo. Er hat ebenfalls bestätigt, dass die Leiche aus dem Arsenal sein Bruder Pegno war.«
    »Es gab ja wohl auch keinen Zweifel mehr.«
    Michael Manfridus schien froh zu sein, der Auseinandersetzung mit seiner Frau zu entkommen, und er trat näher an mich heran. Clara Manfridus blieb stehen, wo sie war, und hörte uns mit missmutig gerunzelter Stirn zu.
    »Pegno muss versucht haben, sich über den See San Daniele ins Arsenal zu schleichen. Die Wachen haben ihn jedenfalls nicht bemerkt. Der Dienst habende patron hat sie für ihre Nachlässigkeit bestraft.«
    »Weiß man denn, wie er dorthin kam?«
    »Andrea ist ratlos. Pegnos Mutter hat keine Aussage gemacht. Wer weiß, was im Kopf eines Halbwüchsigen vorgeht.«
    »Sie müssten es eigentlich wissen«, sagte ich mit gutmütigem Spott. »Sie haben ja selbst so einen Halbwüchsigen zu Hause.«
    »Das bedeutet gar nichts.«
    »Na, euer Marco ist so uneben nicht geraten.«
    Er strahlte. »Ja, nicht wahr? Ein guter Junge.«
    »Wissen Sie, ob Fabio Dandolo das auch über seinen ältesten Sohn dachte?«
    »Was?«, meinte Manfridus, plötzlich betroffen. »Nein, ich habe keine Ahnung. Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Nur so ein Gedanke. Ich habe mich gefragt, was Pegno zum Arsenal getrieben haben könnte, da doch sein Vater bereits abgesegelt war. Das Schiff der Dandolos liegt dort auf Dock – wollte er dorthin?«
    »Ich fürchte, es ist müßig, das jetzt noch herausfinden zu wollen.«
    »Wie geht es Pegnos Onkel, Enrico?«
    »Ich weiß es nicht, so gut kenne ich ihn nun auch wieder nicht. Ich nehme an, er macht sich Vorwürfe, weil er Pegnos Vormund war. Aber Andrea unterstützt ihn.«
    »Pegnos Bruder? Wie das?«
    »Andrea hat sich vom Kloster dispensieren lassen, bis Messèr Fabio von seiner Reise zurückkehrt. Er hat bis auf weiteres Pegnos Stelle bei Enrico eingenommen. Im Moment arbeitet er sich gerade in Enricos laufende Geschäfte ein.«
    »Woher wissen Sie denn das alles?«
    Manfridus warf seiner Frau einen Blick zu, den diese trotzig erwiderte. »Wenn die Männer schweigen, reden die Frauen«, sagte er.
    »Wenn die Männer wüssten, wann sie zu schweigen und wann sie zu reden haben, müssten wir Frauen das nicht übernehmen«, schnappte Clara zurück. Ich zog den Kopf ein und machte mich daran, ins Dachgeschoss hinaufzuklettern.
    »Ihre Gefährtin ist nicht da«, erklärte Clara Manfridus ungehalten.
    »Was? Wo ist sie denn?«
    »Ich konnte sie nicht

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