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Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Titel: Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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irgendwas wie … nein … Irgendwas von »weggehen«. Vielleicht »Bin bald zurück« oder so. Aber die Erinnerung war und blieb vage.
    Morse hatte sie zur Befragung in Quinns Büro geholt. Als sie weg war, zündete er sich eine Zigarette an und dachte nach. Interessant, daß der Zettel nicht mehr da war. Quinn mußte zurückgekommen sein, den Zettel zerknüllt haben … Aber der Papierkorb war leer gewesen. Das Putzfrauengeschwader! Immerhin, am Freitag vormittag gegen elf oder Viertel nach elf hatte Quinn noch gelebt, das war zumindest ein Anhaltspunkt.
    Lewis wurde damit beauftragt, den Hausmeister aufzusuchen und festzustellen, wo der Müll der Geschäftsstelle landete. Und ausnahmsweise hatte er Glück. In einer kleinen Ladezone neben dem Haus warteten zwei große schwarze Plastiksäcke mit Altpapier auf die nächste Abholung, und in Papier wühlte es sich bedeutend angenehmer als in Mülltonnen. Außerdem ging es ziemlich schnell. Die meisten Papiere waren nur mittendurch gerissen und nicht zusammengeknüllt. Meist handelte es sich um veraltete Formulare und Entwürfe komplizierterer Briefe. Eine Nachricht von Quinn an seine Sekretärin fand sich nicht, was Lewis enttäuschte, denn das war ja der Sinn seiner Fahndungsaktion gewesen. Dafür entdeckte er mehrere gleichlautende Briefe von Bartlett, die einen vielversprechenden Eindruck machten. Er ging damit in Quinns Büro, wo aus dem Hörer, den Morse ans Ohr gelegt hatte, das Besetztzeichen kam. Lewis strich einen der Briefe glatt, und Morse legte den Hörer auf und las:
     
    Montag, 17. Nov.
    Mitteilung an alle Mitarbeiter
    Feuerübung
     
    Am Freitag, dem 21. November, wird mittags um zwölf Feueralarm gegeben. Alle Mitarbeiter haben sofort die Arbeit einzustellen, elektrische Öfen, Lampen und andere elektrische Geräte auszuschalten, das Haus durch die Vordertür zu verlassen und sich auf den vorderen Parkplatz zu begeben. Unter keinen Umständen darf jemand im Gebäude bleiben. Die Arbeit wird erst wieder aufgenommen, nachdem alle sich draußen eingefunden haben. Da mit nassem, kaltem Wetter zu rechnen ist, wird den Mitarbeitern geraten, Mäntel usw. mitzunehmen, obgleich die Übung nicht länger als zehn Minuten in Anspruch nehmen dürfte. Ich erwarte in dieser Angelegenheit Ihre volle Unterstützung.
    gez. T. G. Bartlett, Geschäftsführer
     
    »Ein weitblickender Mensch, was?«
    »Scheint aber recht tüchtig zu sein.«
    »Kein Typ, der irgendwas dem Zufall überläßt.«
    »Was wollen Sie damit sagen, Sir?«
    »Ich überlege mir, warum er mir nichts von der Feuerübung erzählt hat.«
    »Vielleicht, weil Sie ihn nicht danach gefragt haben.«
    »Möglich. Erkundigen Sie sich mal, ob eine Anwesenheitsliste verlesen wurde. Wer weiß, vielleicht können wir Quinns Exekution von Viertel nach elf auf Viertel nach zwölf verlegen.«
    Über Bartletts Tür brannte das rote Lämpchen, und während Lewis noch unentschlossen davor stand, kam Donald Martin vorbei.
    »Das Licht bedeutet, daß er Besuch hat, nicht?«
    Martin nickte. »Wenn ihn jemand von den Kollegen stören würde, wäre er bestimmt sauer, aber … ich meine …«
    Er wirkte auffallend nervös, und Lewis nutzte die Chance zu verbreiten, daß Quinns Kollegen in Kürze über ihren Aufenthalt am vergangenen Freitag Rechenschaft würden ablegen müssen.
    »Aber was … er denkt doch nicht etwa …«
    »Er denkt eine Menge, Sir, wenn der Tag lang ist.«
    Lewis klopfte an und betrat Bartletts Büro. Monica Height wandte sich leicht verärgert um, aber Bartlett lächelte nur gütig und brachte seine goldene Regel nicht zur Sprache. Statt dessen verwies er Lewis an den Büroleiter im ersten Stock, der die Aktion überwacht hatte und bestimmt eine Liste aller Mitarbeiter besaß, die an der Feuerübung teilgenommen hatten.
     
    Als Lewis wieder draußen war, sah Monica ihren Chef scharf an.
    »Was hat denn das nun wieder zu bedeuten?«
    »Sie dürfen es der Polizei nicht übelnehmen, wenn sie versucht festzustellen, wann Mr. Quinn zum letztenmal lebendig gesehen worden ist. Ich muß zugeben, daß ich die Feuerübung nicht erwähnt hatte …«
    »Aber er war am Freitag nachmittag noch am Leben, daran besteht doch kaum ein Zweifel. Sein Wagen war laut Noakes bis etwa zwanzig nach fünf hier.«
    »Ich weiß.«
    »Sollten wir das der Polizei nicht offen sagen?«
    »Ich habe den Verdacht, meine Liebe, daß Chief Inspector Morse sehr viel mehr herausbringen wird, als manchem von uns lieb sein kann.«
    Was auch

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