Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Titel: Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
Vom Netzwerk:
immer hinter dieser rätselhaften Bemerkung stecken mochte – Monica ging nicht darauf ein. »Aber finden Sie nicht auch, daß es sehr wichtig sein könnte?«
    »Gewiß. Besonders, wenn die Polizei glaubt, Mr. Quinn sei am vergangenen Freitag ermordet worden.«
    »Glauben Sie, daß er am vergangenen Freitag ermordet worden ist?«
    »Ich?« Bartlett lächelte sanftmütig. »Ich glaube kaum, daß meine Meinung viel Gewicht hat.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    Bartlett zögerte, dann stand er auf. »Nun gut. Meine Antwortet lautet nein.«
    »Wann –«
    Aber Bartlett legte einen Finger an die Lippen und schüttelte den Kopf. »Sie fragen fast so viel wie die Polizei.«
    Auch Monica hatte sich erhoben. Sie ging zur Tür. »Ich finde trotzdem, Sie sollten der Polizei sagen, daß Noakes –«
    »Wenn es Sie beruhigt«, sagte er milde, »spreche ich gleich einmal mit der Polizei darüber. Zufrieden?«
    Als Monica herauskam, trat Martin zu ihr und flüsterte ihr erregt etwas ins Ohr. Zusammen betraten sie Monicas Zimmer.
     
    Der Büroleiter erinnerte sich natürlich noch deutlich an die Feuerübung. Alles war plangemäß verlaufen, und der Geschäftsführer hatte die Liste selbst geprüft, ehe er seine Mitarbeiter wieder ans Werk geschickt hatte. Von den sechsundzwanzig hauptamtlich beim Verband Tätigen hatten nur drei ihre Namen nicht abgehakt. Aber auch von denen war bekannt, wo sie steckten. Mr. Ogleby war bei der Oxford University Press, eine der Sekretärinnen hatte Grippe und eine der Bürogehilfinnen Urlaub. Quinns Name war in schwarzem Kugelschreiber abgehakt. Ja, das wär’s. Lewis ging die Treppe hinunter zu Morse.
    »Ist Ihnen aufgefallen, daß hier alle schwarze Kugelschreiber benutzen, Lewis?«
    »Bartlett hat alles durchorganisiert – bis hinunter zu den Schreibwerkzeugen.«
    Morse griff wieder zum Hörer. »So eine blöde Schule muß doch mehr als einen Anschluß haben.« Diesmal war die Leitung frei, er bekam seine Verbindung sofort. Eine muntere Stimme mit nordenglischem Tonfall gab sich als die Schulsekretärin zu erkennen und fragte, ob sie helfen könne. Morse erklärte, wer er war, und stellte seine Frage.
    »Am Freitag, sagen Sie? Ja, ich erinnere mich. Aus Oxford, stimmt … Es muß etwa zwanzig nach zwölf gewesen sein. Ich weiß noch, ich saß über dem Stundenplan, und Mr. Richardson hatte bis Viertel vor eins Unterricht. Nein, nein. Er sagte, ich sollte mich nicht bemühen. Ob ich ihm was ausrichten könnte, hat er gefragt. Er wollte Mr. Richardson bitten, in diesem Sommer ein bißchen was zu korrigieren. Nein, tut mir leid, der Name ist mir im Moment entfallen, aber Mr. Richardson weiß ihn natürlich. Ja, ja, genau, das muß es gewesen sein. Quinn, ganz recht. Ich hoffe, es ist nichts … Aber nein, das ist ja schrecklich … Soll ich es Mr. Richardson sagen? Ja, gut, wird gemacht, Sir. Wiederhören.«
    Morse legte auf und sah Lewis an. »Was meinen Sie?«
    »Ich hab den Eindruck, daß wir ein Stück vorangekommen sind, Sir. Kurz nach elf ist er mit Diktieren fertig, um zwölf geht er zu der Feuerübung, zwanzig nach zwölf ruft er die Schule an.« Morse nickte, und Lewis fuhr, dergestalt ermutigt, fort: »Wissen möchte ich aber doch, ob er die Nachricht für Miss Freeman vor oder nach der Mittagspause hingelegt hat. Vielleicht sollten wir uns mal dafür interessieren, wo er gegessen hat, Sir.«
    Morse nickte wieder und sah ins Leere. »Trotzdem, Lewis, ich habe so meine Zweifel, ob wir auf der richtigen Spur sind. Wissen Sie was? Es würde mich nicht wundern, wenn –«
    Der Hausapparat läutete, und Morse hob ab. »Schönen Dank, daß Sie mir Bescheid gesagt haben, Dr. Bartlett. Könnten Sie ihn bitten, gleich mal vorbeizukommen?«
     
    Während der diensteifrige Noakes zu seinem kurzen Bericht ansetzte, fragte sich Morse, warum er sich nicht gleich darum bemüht hatte, den Hausmeister für sich zu gewinnen. Er wußte ganz genau, daß in den verschiedensten Institutionen landauf, landab von Rechts wegen der Name des Hausmeisters auf dem Briefkopf erscheinen mußte. Wo immer seine Dienste benötigt wurden (auch im Präsidium), war es immer der Hausmeister mit seiner unerfreulichen Mischung aus offiziösem Gehabe und Servilität, um dessen Wohlwollen sich alle bemühten, weil er bei Raum-, Tee-, Schlüsselfragen und anderen weltbewegenden Überlegungen unverzichtbar war. Allerdings schien Noakes zu den erfreulicheren Vertretern seiner Gattung zu gehören.
    »Ja, Sir, sein

Weitere Kostenlose Bücher