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Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Titel: Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Schatz, aber keine Angst, der bringt das schon in Ordnung.«
    »Na hoffentlich. Ich bin ja nicht mehr lange hier.«
    »Brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen.«
    »Hast du schon das Bettchen aufgestellt?«
    »Wie oft soll ich dir noch sagen, daß du dich um nichts zu sorgen brauchst? Sieh du nur zu, daß du wieder auf die Beine kommst und dich um den Kleinen kümmern kannst, alles andere ist unwichtig.«
    Sie lächelte glücklich, und als er aufstand und sie in den Arm nahm, schmiegte sie sich zärtlich an ihn.
    »Ist das nicht komisch, Frank? Einen Mädchennamen hatten wir schon. Und wir waren so sicher, daß es ein Mädchen werden würde.«
    »Ja. Aber ich hab mir was überlegt. Wie findest du Simon? Hübscher Name, nicht? Simon Greenaway … Hört sich irgendwie … irgendwie distinguiert an.«
    »Stimmt. Aber es gibt einen Haufen netter Jungennamen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Du kennst doch den Typ, der unter uns wohnt, den Mr. Quinn. Der heißt Nicholas mit Vornamen. Ist auch hübsch, nicht? Nicholas Greenaway … Gefällt mir irgendwie, Frank.« Sie beobachtete ihn scharf, hätte schwören können, daß da irgendwas war, und spürte sekundenlang Panik in sich aufsteigen. Aber nein, er konnte es nicht wissen, das bildete sie sich bloß ein. Das war nur ihr schlechtes Gewissen.
     
    Das Pub war leer, als sie sich in die hinterste Ecke setzten. Noch nie hatte Lewis erlebt, daß Morse sich so desinteressiert an seinem Bier gezeigt hatte. Er nippte daran wie eine altjüngferliche Tante an dem hausgemachten Wein auf einer Gemeindefete. Minutenlang saßen sie stumm beieinander. Es war Lewis, der das Schweigen brach.
    »Haben Sie den Eindruck, daß wir weiterkommen?«
    »Doch, ja«, sagte Morse tiefsinnig. »Das glaube ich schon.«
    »Schon irgendwelche konkreten Ideen?«
    »Nein«, schwindelte Morse. »Wir brauchen erst noch ein paar Fakten, ehe wir uns auf den Höhenflug von Ideen wagen. Passen Sie auf, Lewis, nehmen Sie sich mal die Mrs. Sowieso vor, die Putzfrau. Die Adresse haben Sie?« Lewis nickte. »Und wenn Sie schon dabei sind, können Sie gleich mal bei der Hauswirtin vorbeifahren, bei dieser Mrs. Jardine. Nehmen Sie meinen Wagen. Ich hab wahrscheinlich den ganzen Nachmittag in der Geschäftsstelle zu tun. Dort können Sie mich abholen.«
    »Soll ich was Bestimmtes fragen?«
    »Herrgott, seit wann brauchen Sie ein Kindermädchen? Buddeln Sie aus, was Sie können, und fragen Sie nicht so dumm. Sie wissen ebensoviel über den Fall wie ich.« Lewis sagte nichts. Aber er ärgerte sich eigentlich mehr über sich als über den Inspector. Schweigend trank er sein Bier aus.
    »Tja, dann fahr ich jetzt los. Ich schau nur noch mal zu Hause vorbei, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Morse nickte unbestimmt, und Lewis stand auf. »Dann brauch ich nur noch die Wagenschlüssel.«
    Morse hatte sein Bier kaum angerührt und fixierte mit düsterer Konzentration den Teppich.
     
    Mrs. Evans putzte seit etlichen Jahren das Erdgeschoß von Pinewood Close 1, sie gehörte für die lange Reihe von Junggesellen, die durch Mrs. Jardines Räume gezogen waren, fast zur Einrichtung. Für die meisten war die Pinewood Close eine Übergangsstation auf der Suche nach einer etwas besseren Unterkunft, und sie waren selten lange geblieben, aber nett waren sie eigentlich alle gewesen. Schmutz gab es hauptsächlich in der Küche, gewiß, sie wischte auch in den anderen Räumen Staub und saugte, aber in der Küche hatte sie immer am meisten zu tun, eine halbe Stunde für den Herd, eine weitere halbe Stunde für das Bügeln der Hemden, der Unterwäsche und der Taschentücher, die aus dem Waschsalon kamen. Es waren ungefähr zwei Stunden Arbeit, selten mehr, oft etwas weniger. Aber sie berechnete immer zwei Stunden, und dagegen hatte bisher keiner der Mieter was gehabt. Sie arbeitete am liebsten, wenn sonst niemand da war. Mit Quinn hatte sie den Freitag von drei bis fünf fest vereinbart.
    Ja, es ging um den armen Mr. Quinn, sie wußte Bescheid, bat Lewis hinein und erzählte ihm ihre kurze Geschichte. Sie war meist schon wieder weg, wenn er heimkam. Aber am letzten Freitag hatte sie für Mr. Evans in die Poliklinik gehen müssen, er hatte Bronchitis und war an dem Tag um halb fünf beim Arzt angemeldet gewesen. Aber bei dem scheußlichen Wetter hatte sie ihn lieber zu Hause behalten, hatte ihm in der Poliklinik ein Rezept geholt, hatte sich in der Apotheke das Medikament geben lassen und war dann nach Hause gefahren, um das Abendessen zu

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