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Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Titel: Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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was.
    Und während Lewis noch einmal selbstgerecht die durchaus zutreffenden Bemerkungen Revue passieren ließ, die er soeben geäußert hatte, dachte Morse an eine dicke Fehlleistung seines logisch-analytischen Denkens. Trottel, der er war. Martin und Monica Height. Warum hatten sie ihm diese dümmliche Lüge überhaupt aufgetischt? Da Sally so oft zu Hause war, mußten sie doch damit rechnen, daß ein einigermaßen tüchtiger Kriminalbeamter der Wahrheit sehr bald auf die Spur kommen würde. Warum also? Und plötzlich stand die Antwort klar und deutlich vor ihm. Weil es ebenso riskant gewesen wäre, die Wahrheit zu sagen. Warum hatten sie nicht zugegeben, daß sie ins Kino gegangen waren? Das war doch weit harmloser als die klägliche Schäferstunde, zu der sie sich bedenkenlos bekannt hatten. Es war schließlich nichts dabei, wenn Mann und Frau zusammen ins Kino gingen. Gewiß, es konnte – ja, es würde – Gerede geben, wenn sie zusammen gesehen wurden. Aber … Die Silhouetten an der Wand hatten sich neu gruppiert. Sie umstanden jetzt alle einen Mann. Arnold Philip Ogleby.
    »Sie haben schon recht, Lewis. Holen Sie ihn her. Sofort, wenn ich bitten darf.«
     
    Donald und Monica waren ein paar Sekunden schweigend auf dem gebohnerten Gang stehengeblieben. »Komm einen Moment herein«, flüsterte Monica. Sie machte die Bürotür hinter sich zu, funkelte ihn wütend an und erklärte leise und nachdrücklich: »Wir sagen kein Wort darüber, ist das klar? Kein einziges Wort.«
     

16
     
    Ogleby sah müde aus, und Morse entschloß sich für eine harte Gangart. Er wußte, daß er einiges riskierte, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
    »Sie sagten, daß Sie am vergangenen Freitagnachmittag nach der Mittagspause in die Geschäftsstelle zurückgegangen sind?«
    »Das hatten wir doch alles schon mal.«
    Morse fuhr fort, ohne seinen Einwurf zu beachten: »Aber Sie haben mich belogen. Sie sind am Freitagnachmittag außerhalb der Geschäftsstelle gesehen worden. Um genau zu sein, man hat Sie beobachtet, wie Sie ins STUDIO 2 in der Walton Street gingen.«
    Ogleby wirkte völlig ungerührt. Er schien nicht überrascht. Überrascht war allenfalls Morse, und zwar über Oglebys Gegenfrage: »Wer hat mich beobachtet?«
    »Sie leugnen es nicht?«
    »Ich habe Sie gefragt, wer mich beobachtet hat.«
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen, dafür müssen Sie Verständnis haben.«
    Ogleby nickte gleichmütig. »Wie Sie wollen.«
    »Wir haben auch Beweise dafür, daß Mr. Quinn an dem bewußten Nachmittag im STUDIO 2 war.«
    »Hat den auch jemand beobachtet?«
    Morse wurde immer unbehaglicher zumute. Lügen – manchmal sogar die eigenen – hatten kurze Beine. Er löste das Problem, indem er es ignorierte. »Um welche Zeit haben Sie das Kino betreten?«
    »Wissen Sie das nicht?«
    »Ich möchte es gern von Ihnen hören.«
    Sekundenlang schien Ogleby das Für und Wider eines Geständnisses zu erwägen. »In gewisser Weise habe ich wohl wirklich ein bißchen geschwindelt, Inspector.« Lewis schrieb mit, so schnell er konnte. »Wir machen hier – offiziell jedenfalls – um fünf Feierabend. Ich halte mich – und das wird Ihnen jeder bestätigen können – gewissenhaft an die Arbeitsstunden. Ich komme nie zu spät und sitze oft noch am Schreibtisch, wenn die anderen schon gegangen sind. An dem bewußten Freitag, das gebe ich zu, bin ich etwas früher gegangen, etwa Viertel vor fünf.«
    »Und dann sind Sie ins STUDIO 2 gegangen.«
    »Ich wohne in der Walton Street, es ist nicht weit.«
    »Sie waren dort?«
    Ogleby schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Würden Sie mir sagen, weshalb Sie da waren?«
    »Ich war nicht da.«
    »Waren Sie früher mal da?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil ich ein geiler alter Mann bin.«
    Morse wechselte den Kurs. »Waren Sie noch in der Geschäftsstelle, als Mr. Roope kam?«
    »Ja, ich habe ihn mit dem Hausmeister sprechen hören.«
    Auch diese Antwort war für Morse überraschend, und er kam allmählich ins Schwimmen. »Aber Sie waren nicht in Ihrem Zimmer. Ihr Wagen –«
    »Ich war am Freitag nicht mit dem Wagen da.«
    »Sie haben Quinn nicht gesehen? Im Kino, meine ich.«
    »Ich war nicht im Kino.«
    »Haben Sie Miss Height und Mr. Martin dort gesehen?«
    Jetzt endlich ließ auch Ogleby Überraschung erkennen. »Waren die denn da?« Morse hätte schwören mögen, daß Ogleby das nicht gewußt hatte.
    »Hat Ihnen der Film gefallen?«
    »Ich habe ihn nicht gesehen.«
    »Aber Sie haben Spaß an

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