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Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Titel: Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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nachdenklich gingen Lewis und Morse zum Wagen zurück. Inzwischen hatten sie genügend Stichworte für ein ganzes Kreuzworträtsel, aber alle wollten sie nicht recht in das vorgegebene Kreuzgitter passen.
    »Netter Typ, dieser Bartlett«, meinte Lewis vorsichtig, während sie über die Woodstock Road zur Ringstraße fuhren.
    Morse antwortete nicht. Vielleicht ein bißchen zu nett, dachte er. Eigentlich viel zu nett. Wie ein Verdächtiger in einem Krimi, der sich dann als der Schurke entpuppt. War das denkbar? Hätte es dieser untersetzte, gescheite, tüchtige kleine Bartlett irgendwie fertigbekommen können, Nicholas Quinn zu ermorden? Auf der langen, abfallenden Geraden nach Kidlington gab Lewis Gas. Doch, dachte Morse, möglich war es schon. Man hätte nur teuflisch clever zu Werke gehen müssen. Und … bekanntlich wimmelte es in Oxford von cleveren Leuten. Morse begriff plötzlich, daß er sehr aufpassen mußte, um die von ihm Vernommenen nicht zu unterschätzen. Vielleicht hockten sie jetzt alle zusammen und lachten über ihn.
     

17
     
    Morse saß in seinem Büro. Die Bartletts erwarteten ihn erst in zweieinhalb Stunden, und er war froh, daß er einmal in Ruhe nachdenken konnte.
    Die Lebensmittel, die Quinn gekauft hatte, und die Bestandsaufnahme seines Vorratsschrankes hatten sich als unerwartet aufschlußreich erwiesen. Zwei Steaks und eine Tüte Champignons zum Beispiel. Ein bißchen reichlich für eine Person, was? War die Menge vielleicht für zwei berechnet? Ein Liebespaar? Morse sah wieder das Mädchen im Wartesaal vor sich, das plötzlich mit der Gestalt von Monica Height verschmolz. Monica hatte zugegeben, daß sie im Kino gewesen war. Allerdings mit Martin. Konnte er Martin außer acht lassen? Der Mann war ein Waschlappen. Und so vernarrt in Monica, daß er zu jeder von ihr gewünschten Aussage bereit wäre, wenn sie ihn darum bat oder ihn bestach. Weiter, Morse. Also Monica und Quinn. Letzte Reihe Parkett. Ungeschicktes Fummeln an Knöpfen und Verschlüssen, stürmische Zärtlichkeiten, mit der Verheißung weiterer Freuden … später. Aber wo? Nicht bei ihr, da war ja Sally. Warum nicht bei ihm? Er besorgte die Zutaten (Steaks? Champignons?), sie machte das Essen. Mit Vergnügen. »Und denk dran, Nick, diesmal bring ich was zu trinken mit … Sherry, ja? Trockenen Sherry, den trinke ich auch gern. Und eine Flasche Scotch, weil der mich so schön anmacht …« Denkbar. Zumindest ein Ansatzpunkt.
    Morse las noch einmal die beiden Aufstellungen und machte eine neue Entdeckung. Quinn hatte schon zwei Halbpfundpackungen Butter im Kühlschrank, aber aus irgendeinem Grund hatte er noch eine gekauft. Eine andere Marke. Eigenartig. Ebenso eigenartig wie ein paar andere Punkte. Er griff nach einem Zettel und notierte:
    a) Stellung von Quinns Beistelltisch weist darauf hin, daß er vermutlich im Zug gesessen hat. (Nur keine voreiligen Schlüsse, Sherlock!)
    b) Keine abgebrannten Streichhölzer in Küche oder Wohnzimmer, keine Streichhölzer in Quinns Taschen. (Notabene: Mrs. E. hatte schon geputzt, sie war nur noch zum Bügeln gekommen und hatte den Papierkorb nicht noch einmal geleert.)
    c) Zusätzlicher Butterkauf, obgleich schon genügend vorhanden. (Unbeachtlich?)
    d) Zettel von Quinn an Mrs. E: Reichlich vage, daher praktisch für jede Gelegenheit passend? (So vage allerdings auch wieder nicht …)
    Morse lehnte sich zurück und betrachtete sein Werk. Jeder Punkt für sich allein wirkte dürftig. Aber wies die Summe der Beobachtungen nicht in eine bestimmte Richtung? Dahin zum Beispiel, daß Quinn am Freitag abend gar nicht mehr nach Hause gekommen war? Daß ein anderer den Gasofen angezündet, die Lebensmittel gekauft, einen Zettel für Mrs. Evans geschrieben hatte? Weiter, Morse! Möglich war es. Noch ein Ansatzpunkt. Könnte dieser geheimnisvolle Jemand Monica gewesen sein? (Immer wieder kam er auf sie zurück.) Aber irgendwann mußte sie heim, zu Sally. (Auftrag für Lewis: Bitte nachprüfen!) Martin? Irgendwann mußte auch er heimgefahren sein, zu seiner Frau. Wann? (Auftrag für Lewis: Bitte nachprüfen!) Aber was wußten die beiden über Zyankali? Gift war etwas für Experten – allerdings auch die Waffe einer Frau. Roope war Chemiker. Und auch Ogleby kannte sich auf diesem Gebiet aus … Also Roope oder Ogleby? Aber Roope war bis Viertel nach vier gar nicht in Oxford gewesen (sagte er). Und Ogleby hatte etwas früher als sonst Feierabend gemacht (sagte er). Und was war mit Bartlett? Kidlington

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