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Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Titel: Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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sich überreden lassen. Zusammen mochten sie nicht hingehen, das wäre zu gefährlich gewesen, sie hatten deshalb verabredet, er solle zwanzig nach eins hineingehen, sie würde ein paar Minuten später nachkommen. Sie würden ihre Karten getrennt kaufen, und er würde sich in die letzte Parkettreihe setzen und nach ihr Ausschau halten. Ja, und so hatten sie es dann auch gemacht. Alles war glattgegangen, und gegen halb vier hatten sie sich wieder davongemacht. Sie waren beide mit dem eigenen Wagen gekommen, Monica hatte ihren in der Cranham Terrace geparkt, am Kino. Sie war von dort aus direkt nach Hause gefahren, und Donald auch, soweit sie wußte. Natürlich war ihnen der Schreck in die Glieder gefahren, als sie hörten, daß die Polizei wissen wollte, wo sie am Freitagnachmittag gewesen waren, und deshalb hatten sie in ihrer Dummheit … aber das wußte Morse ja mittlerweile. Doch allzuweit von der Wahrheit hatten sie sich ja nicht entfernt, oder? Na ja, gelogen hatte sie, das stimmte schon …
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, holen wir jetzt Ihren Scheich rein«, sagte Morse.
    »Es ist bestimmt das beste.« Sie hatte den Seitenhieb widerspruchslos geschluckt und sah schon wieder ganz munter aus. Jedenfalls munterer als Morse.
     
    Martin setzte mit unglücklichem Gesicht wieder zu der unautorisierten Fassung an, aber Monica fiel ihm ins Wort. »Sag ihnen, wie es wirklich war, Donald. Ich habe eben auch die Karten auf den Tisch gelegt. Sie wissen, wo wir am Freitagnachmittag waren.«
    »Wie? Ach so.«
    Morses Stimmung sank auf einen Tiefpunkt, während Martin sich stockend und stotternd durch dieselbe klägliche Geschichte kämpfte. Nirgends ein Widerspruch. Er war, wie Monica, hinterher offenbar direkt nach Hause gefahren. Ja, und das war’s wohl.
    »Noch eine Frage.« Morse stieß sich von der Schreibtischecke ab und lehnte sich an einen Aktenschrank. Es war eine entscheidende, ja, die entscheidende Frage, und er wollte ihre Reaktionen sehen.
    »An Sie beide. Haben Sie Mr. Quinn am Freitag nachmittag gesehen? Bitte überlegen Sie sich Ihre Antwort genau.«
    Aber offenbar brauchten beide keine lange Bedenkzeit. Sie sahen ihn verständnislos an, schüttelten den Kopf und beteuerten im Brustton der Überzeugung, sie hätten ihn nicht gesehen.
    Morse holte tief Luft. Konnte nichts schaden, es ihnen zu sagen – falls sie es nicht schon wußten. »Wären Sie überrascht, wenn ich Ihnen eröffnen würde, daß –« Morse legte eine, wie er hoffte, dramatische Pause ein – »daß am Freitagnachmittag noch einer Ihrer Kollegen im STUDIO 2 war?«
    Martin wurde kalkweiß, und Monica sperrte den Mund auf wie eine chronisch Asthmakranke, die nach Luft ringt. Morse hätte, wie er später einsah, klüger daran getan, die volle Wirkung seiner Worte abzuwarten. Aber er fuhr fort: »Da staunen Sie, was? Wir wissen genau, wo Mr. Quinn am Freitagnachmittag war. Er saß – wie Sie beide – im Parkett von STUDIO2.«
    Martin und Monica Height sahen ihn sprachlos an.
     
    Als sie gegangen waren, wandte Morse sich an Lewis. »So, daran dürften sie eine Weile zu kauen haben.«
    Aber Lewis machte kein Hehl aus seiner Unzufriedenheit. »Entschuldigen Sie bitte, Sir, aber –«
    »Na los, Lewis, spucken Sie’s schon aus.«
    »Ich glaube, daß das nicht besonders gut gelaufen ist.«
    »Das Gefühl habe ich auch«, sagte Morse gelassen. »Weiter.«
    »Ja, also, ich hatte den Eindruck, daß sie gar nicht richtig überrascht waren, als Sie sagten, es sei noch einer ihrer Kollegen im Kino gewesen. Es war fast, als ob –«
    »Ich weiß schon. Es war fast, als ob sie erwartet hätten, einen anderen Namen von mir zu hören, nicht?«
    Lewis nickte nachdrücklich. »Aber als Sie sagten, daß es Quinn war, da haben sie echt gestaunt.«
    »Stimmt. Bleibt also nur noch einer. Bartlett war an dem Nachmittag in Banbury.«
    »Das haben wir nicht nachgeprüft.«
    »Wir werden einige Direktoren finden, die sein Alibi bestätigen.«
    »Dann bleibt nur Ogleby.«
    Morse nickte.
    »Soll ich ihn holen?«
    »Was meinen Sie?« Seine gewohnte Selbstsicherheit war ihm abhanden gekommen, und Lewis stand auf und ging zur Tür. »Nein, Lewis, warten Sie noch einen Augenblick. Ich möchte noch einmal in aller Ruhe darüber nachdenken.«
    Lewis zuckte ein wenig ungeduldig die Schultern und setzte sich wieder. Morse war offenbar nicht so ganz in Form. Trotzdem würde es nicht lange dauern, bis etwas passierte, das wußte er. Wenn Morse mitmischte, passierte immer

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