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Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Titel: Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Pornos?«
    »Manchmal glaube ich, daß ich als Filmproduzent etwas wirklich Erotisches zustande bringen würde, Inspector. Die Phantasie habe ich dazu.«
    »Sie haben Ihre Kinokarte nicht aufgehoben?«
    »Ich hatte keine Kinokarte.«
    »Würden Sie einmal nachsehen?«
    »Das dürfte nicht viel Sinn haben.«
    Puh!
     
    Morse beschloß, aufs Ganze zu gehen. In so einem Verband blieb nichts lange geheim, er hatte also nichts zu verlieren, vielleicht sogar etwas zu gewinnen, wenn er alle Karten auf den Tisch legte.
    Als Ogleby gegangen war, bat er Bartlett in Quinns Büro und erzählte ihm, was er an diesem Nachmittag in Erfahrung gebracht hatte. Erzählte ihm von den Büros, die sich so restlos geleert hatten, nachdem er, Bartlett, nach Banbury gefahren war; von Miss Inga Nielssons verlockender Oberweite; von seinen Schwierigkeiten festzustellen, wo sich die Mitarbeiter des Verbandes an dem bewußten Freitagnachmittag aufgehalten hatten. Er weihte ihn in fast alles ein, was er wußte oder mutmaßte – das meiste würde sich sowieso sehr bald herumsprechen –, und bat ihn abschließend um detaillierte Angaben, wie er den Nachmittag verbracht hatte. Bartlett reagierte gelassen. Wo er sich aufgehalten hatte, sagte er, ließ sich sofort feststellen. Er rief den Schulleiter der Banbury Polytechnic an und reichte ihn an Morse weiter. Ja, Bartlett hatte bei einer Schulleiterkonferenz eine Rede gehalten. Er war ungefähr fünf vor drei gekommen, dann hatten sie zusammen ein Glas Sherry getrunken, und etwa 20 oder 25 Minuten nach vier war die Sitzung zu Ende gewesen.
    Bartlett fragte, ob er zu dem, was er eben erfahren hatte, noch etwas sagen dürfe, und es stellte sich heraus, daß er seine Mitmenschen sehr viel schärfer beobachtete, als Morse ihm zugetraut hatte.
    »Das mit Miss Height und Martin überrascht mich nicht besonders, Inspector. Sie ist eine sehr attraktive Frau – sogar in meinen Augen, und ich bin schon fast ein alter Mann. Martins Ehe ist, wie man hört, nicht besonders glücklich. Natürlich ist schon hier und da gemunkelt worden, aber ich habe nie etwas gesagt. Eine kurze Verliebtheit, habe ich mir gedacht, die sich von selbst wieder geben wird. Aber was Sie mir von Ogleby erzählen, wundert mich doch sehr. Es paßt irgendwie nicht zu ihm. Ich kenne ihn seit vielen Jahren, und er … er ist einfach nicht der Typ für so was.«
    »Wir haben alle unsere kleinen Schwächen, Sir.«
    »Nein, bitte mißverstehen Sie mich nicht. Es geht nicht um den Pornofilm. Ich habe oft … aber das tut nichts zur Sache. Nein, ich meinte, daß er ausgesagt hat, er sei hier gewesen. Solche Flunkereien liegen ihm nicht. Aber wie Sie berichten, behauptet er steif und fest, hier gewesen zu sein, als Roope kam.«
    »Ganz recht.«
    »Und Roope sagt, in seinem Büro sei er nicht gewesen.«
    »Der Hausmeister bestätigt das.«
    »Vielleicht war er oben.«
    »Das glaube ich nicht. Mr. Ogleby sagt, er habe Roope hereinkommen hören.«
    Bartlett schüttelte nachdenklich den Kopf und runzelte die Stirn.
    »Was sagen die Mädchen?«
    »Welche Mädchen?«
    »Die sich um das Leeren der Ausgangskörbe kümmern.«
    Morse gab sich innerlich eine Ohrfeige. »Wann werden die Ausgangskörbe geleert?«
    »Um vier. Gegen Viertel nach vier kommt meist der Wagen von der Post, und bis dahin muß alles fertig sein.«
    Bartlett rief in der Poststelle an, und wenig später kam eine blonde junge Frau herein, die sichtlich Mühe hatte, während der Vernehmung die Fassung zu bewahren. Sie hatte am Freitag nachmittag die Ausgangskörbe geleert. Ja, um vier. Es war niemand dagewesen. Weder Ogleby noch Miss Height noch Martin noch Quinn. Ja, das wußte sie ganz genau. Sie hatte noch zu den anderen gesagt, daß das eigentlich irgendwie komisch war.
    Bartlett schickte ihr einen mißbilligenden Blick nach und überlegte offenbar, wie es wohl mit der Arbeitsmoral der »anderen« stand, wenn er nicht hinsah.
    Morse begriff allmählich, wie wenig er im Grunde über den verwickelten Geschäftsgang wußte. »Ich würde mich gern mal ausführlich mit Ihnen unterhalten. Über den Verband, meine ich. Es gibt so vieles …«
    »Kommen Sie doch zu uns zum Essen. Meine Frau ist eine exzellente Köchin.«
    »Sehr freundlich, Sir. Wann würde es Ihnen passen?«
    »Jederzeit. Heute abend, wenn Sie wollen.«
    »Ihre Frau –«
    »Das überlassen Sie nur mir.« Er verschwand kurz in seinem Büro und kam zwei Minuten später wieder. »Mögen Sie Steak, Inspector?«
     
    Sehr

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