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Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)

Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)

Titel: Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patti Callahan Henry
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hat.«
    »Hutch, bist du sicher, dass du sie nicht mit einer anderen Frau verwechselst? Mutter war nie in der Bürgerrechtsbewegung.«
    Er schwieg so lange, dass ich schon auf dem Telefon nachsah, ob die Verbindung unterbrochen war. »Na ja, genau darum geht es. Sie war darin involviert, aber wollte im Interview nicht mit mir darüber sprechen. Sie meinte, ein kurzer Sommer hätte nichts mit der Auszeichnung zu tun, aber ich glaube, sie irrte sich.«
    »Ein kurzer Sommer? Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst«, sagte ich, stand auf und lief auf der Veranda hin und her.
    »Mist«, sagte er.
    »Tut mir leid.«
    »Muss es nicht. Aber wenn wir uns vielleicht mal zum Reden treffen könnten, dann kriege ich möglicherweise noch Informationen, die helfen würden. Fotos?«
    »Die hat alle Dad.«
    »Ja«, sagte er.
    In der Stille zwischen uns lagen Millionen Worte, alle durcheinander. Manchmal gibt es so viel zu sagen, dass nichts gesagt werden kann.
    »Na gut, war schön, dich zu hören«, sagte er.
    »Gleichfalls, Hutch.«
    Ich genoss es unendlich, seinen Namen auszusprechen. Wirklich. Als wir aufgelegt hatten, sagte ich ihn noch einmal.
    Aber nur einmal.
    Später an dem Abend lag die Veranda im Zwielicht – das Licht, das ich am liebsten mag –, ich saß auf dem Sofa und telefonierte mit Lil.
    »Mom, echt, ich habe keinen Schimmer, wie sie ihre Klamotten findet, die liegen überall in der Wohnung verteilt. Wie kann man so leben?«
    Ich lachte über meine penible und durchorganisierte Tochter, die ihre Kleidung nach Farbe und Stil geordnet aufhängt. »Liebes, ich habe keine Ahnung. Aber das macht die Welt so interessant – jeder ist anders.«
    »Ach, ich habe genau gewusst, dass du das sagst. Ich schwöre, ich könnte auch ohne dich eine Unterhaltung mit dir führen, weil ich genau weiß, was du sagen würdest.«
    Die Gartentür ging auf, ich drehte mich um und sah Rusty über den Rasen schlendern. Ich winkte und lächelte.
    »Dad ist da«, sagte ich zu Lil. »Ich rufe dich morgen an. Muss jetzt auflegen …«
    »Grüß Dad«, sagte Lil.
    Rusty küsste mich auf die von der Sonne gewärmten Haare. »Hey, Liebling. Was gibt’s zum Abendessen?«
    Ich zuckte zusammen. »Ich habe nichts gekocht. Ich war den ganzen Tag bei Dad. Ihm geht’s nicht gut.«
    Er setzte sich ans andere Ende des Sofas und rieb meine Fußgelenke. »Bist du okay?«
    Rusty hatte mir diese Frage seit Mutters Tod jeden Tag gestellt, als ob er sichergehen wollte, dass ich mich nicht in Luft auflösen und verschwinden würde, als ob bei mir ein Rad locker sein und beim Fahren jederzeit abfallen könnte.
    »Ich bin nicht sicher, was ›okay‹ bedeutet, aber es geht mir gut.«
    »Mit wem hast du telefoniert?«
    »Mit Lil.«
    Er schmollte. »Mit mir wollte sie wohl nicht reden?«
    »Du kannst sie jederzeit anrufen. Sie war auf dem Weg zu irgendeiner Studienveranstaltung.«
    »Okay«, sagte er und starrte auf den Rasen. »Wir müssen den Gärtner anrufen und ihm sagen, dass die Hecke hinten zu hoch ist und dass der Zaun an der Ecke auseinander
    Ich erwiderte nichts, da sah er mich an. »Ellie, hast du mir zugehört?«
    Ich nickte.
    »Im Ernst, bist du okay?«
    Ich stand auf und sah ihn von oben an. »Was meinst du mit okay?«
    Er stand ebenfalls auf und blickte mir ins Gesicht. »Ichmeine, dass ich mir Sorgen um dich mache. Ich weiß, wie schwer es für dich ist, aber warum redest du nicht mit mir? Du sagst immer nur: ›Es geht mir gut.‹ Das meine ich, Ellie.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es tut weh. Es ist eine große Erleichterung, und ich fühle mich deswegen schuldig. Es ist traurig und plötzlich, und es fühlt sich an, als hätte sich der Boden unter meinen Füßen verschoben, aber ich weiß nicht, was das ändert. Vielleicht ändert es gar nichts, aber vielleicht ändert es auch alles. Ich habe keine Ahnung. Ich fühle mich wie benebelt und von der Welt abgeschnitten, aber ich bin okay.«
    Er umarmte mich, drückte mich an seine Brust und strich mir durch die Haare. »Lass uns essen gehen, ja?«, fragte er.
    Ich lehnte mich an ihn und entspannte mich. »Perfekt.«
    In dem Moment glaubte ich, dass Ehen von solchen Momenten zusammengehalten werden, wie der Saum eines Kleidungsstücks von den Stichen einer Naht, die alles dann noch zusammenhalten, wenn die ausgefransten Enden sich schon aufribbeln.
    fällt.«

V IER
    N ach der Beerdigung verlangte Dad mir mehr ab, als ich geahnt hatte. Lil machte Sommerkurse an der Auburn University,

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