Die Schwert-Legende
mußte Suko die schwere East auf sich nehmen.
»Ich werde gehen!« rief er Shimada zu und wollte sich in Bewegung setzen. Dagegen allerdings hatte der Dämon noch einige Bedenken.
»Moment, nicht so eilig, Chinese! Ich stelle noch gewisse Bedingungen.«
»Und welche?«
»Du wirst deine Waffen ablegen und ohne sie auf die Steinpyramide steigen. Das ist alles!«
Ich sah, wie es im Gesicht meines Freundes arbeitete. Die Bedingung schmeckte ihm überhaupt nicht, was verständlich war. Seine Wangen bewegten sich, Suko kaute, ohne zu essen. Dazu stieg ein kalter, harter Glanz in seine Augen, während sich die Hände öffneten und schlossen. Shimada, der Dämon, der die Sonnengöttin besiegen wollte, zeigte eine leichte Ungeduld. »Willst du nicht?«
»Doch.«
»Dann weg mit den Waffen!« Anschließend sprach er mich an. »Das gleiche gilt auch für dich, Sinclair!«
Ich zeigte ihm mein Kreuz. »Davor hast du doch keine Angst, Shimada.«
»Das stimmt. Leg es trotzdem zur Seite. Schleudere es weg. Deinen Dolch und die Beretta auch.«
»Es ist gut.« Ich deutete ein Nicken an, während Suko sich bereits von seiner Dämonenpeitsche befreite und dabei war, die Beretta aus der Halfter zu ziehen.
Beobachtet wurden wir dabei auch von Chinok, unserem Piloten. Der gute Mann begriff überhaupt nichts mehr. Ich hörte ihn stöhnen und Worte flüstern, die ich nicht verstand. Manchmal fluchte er auch leise vor sich hin.
Kreuz, Dolch und Beretta kannte Shimada, den Bumerang wahrscheinlich nicht. Deshalb ging ich auch das Risiko ein, diese Waffe zu behalten. Durch meine dicke Kleidung war sie gewissermaßen gedeckt. Die Tasche steckte unter meiner wattierten Jacke, er würde sie kaum sehen können. Für uns beide wares schon ein verdammt ungutes Gefühl, Shimada so gegenüberzustehen, der seinen Triumph auskostete und die Klinge vor Shaos Kehle bewegte.
Es sah so aus, als wollte er die Chinesin töten. Suko stand bereits auf dem Sprung. Shimada hatte nur geblufft. »Geh!« befahl er dem Inspektor. »Steig den verdammten Steinhügel hoch und zieh das Schwert hervor.«
»Weshalb schaffst du es nicht?« fragte ich Shimada. »Du hast die große Kraft in dir stecken. Oder ist dir die Sonnengöttin über?«
»Ich werde das Schwert bekommen. Es ist ein großer Teil der kaiserlichen Macht. Dann werde ich noch die Juwelen finden und auch den Spiegel. Wenn ich die drei Dinge besitze, kann ich über das Reich der aufgehenden Sonne regieren. Dann bin ich der Kaiser von Nippon, denn das Schwert der Sonnengöttin, der Spiegel, mit dem sie in das Dunkle Reich gelockt wurde, und die Juwelen sind die drei Embleme der Macht in Japan. Der Fächer gehört auch dazu. Er ist gewissermaßen eine Zugabe, die drei anderen sind wichtiger.«
»Das Schwert könnte dich auch töten!« warnte ich. »Du bist nicht unschlagbar. Selbst nicht in deiner verdammten Festung, wie ich es schon erlebt habe.«
»Hör auf zu reden, Sinclair! Ich will, daß dein Freund des Schwert für mich holt. Und zwar sofort.«
»Alles klar, Shimada«, erklärte Suko mit relativ lockerer Stimme: »Keine Sorge. Ich nehme den gleichen Weg wie der Pilot vorhin. Aber die Klinge ist schwer und übergroß. Es kann sein, daß ich es nicht schaffe, sie aus dem Stein zu ziehen. Würdest du mir dann helfen?«
Suko hatte spöttisch gefragt. Als Antwort klang ihm ein wütender Schrei entgegen.
Ich lenkte ihn wieder ab. »Was ist mit dem Toten unter den Steinen? Wer ist es? Ein Tier, ein Mensch? Was holen deine verdammten Vögel dort aus den Spalten hervor?«
»Die Hölle!« erklärte er.
»Von wem?«
»Es spielt für euch keine Rolle. Ich will das Schwert. Ihr werdet es holen.«
»Auch ich?«
»Du hast mich schon verstanden, Sinclair!«
Es brachte nichts, die Aktion in die Länge zu ziehen. Shimada ließ sich nicht ablenken. Er gab uns nicht die geringste Chance, an Shao heranzukommen.
Durch die Halbmaske war es schwer für uns, zu sehen, was sich auf ihrem Gesicht abspielte. Manchmal hatte ich den Eindruck, als würde sich der Mund bewegen, doch sie hielt sich mit einem Kommentar zurück. Shao sagte nichts.
Und Suko ging, nachdem er einen letzten Blick auf Shimada und seine Partnerin geworfen hatte. Nichts konnte ihn davon abhalten, die Klinge aus der Steinpyramide zu ziehen, falls er es schaffte und die Waffe nicht zu schwer für ihn war.
Im Vergleich zur Pyramide mußte sich Suko ziemlich klein vorkommen. Er blieb auf dem von Schnee und Eis befreiten Rand stehen und
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