Die Schwert-Legende
Samurai-Zombies bereit oder andere Geistwesen aus der japanischen Mythologie. Shimada war der Dämon mit den kalten Augen. Allein sein Blick konnte Angst und Schrecken verbreiten. Aufgestiegen aus einem geheimnisvollen See, hatte er es innerhalb kurzer Zeit geschafft, eine Herrschaft des Schreckens zu errichten. An das ganz große Ziel, die Vernichtung der Sonnengöttin, war er noch nicht herangekommen, aber er fand, wenn es brenzlig wurde, noch Schutz bei der mächtigen Dämonin Pandora, die ebenfalls als große Unheilbringerin bekannt war. Wenn ich mir das alles durch den Kopf gehen ließ, standen die Chancen für uns nicht eben günstig. Sir James traf ich im Büro an. Es war für ihn noch zu früh, in den Club zu gehen. Zudem kam er mir regelrecht aufgeräumt vor. »Na, wie haben Sie denn den Tag überstanden?« erkundigte er sich leutselig.
»Mehr schlecht als recht, Sir. Ich brauche dringend eine Abkühlung, wenn ich ehrlich sein soll.«
»Dann gehen Sie unter die kalte Dusche.«
»Es kann sein, Sir, daß mir die nicht kalt genug ist.«
Er räusperte sich. Bei der nächsten Frage klang die Stimme schon anders. Gewohnt nachhallend und lauernd. »Sie rufen nicht grundlos an und sprechen auch nicht ohne Motiv von Ihrer Abkühlung.«
»Nein, Sir, wir müßten in die Arktis.«
»Aha.« Pause. Dann: »Zu den Eskimos?«
»So ähnlich.«
»Und was wollen Sie dort? Ihnen Kühlschränke verkaufen?«
Der Alte war sogar witzig. »Nein, nicht gerade, möglicherweise einheizen.«
»Kommen Sie zur Sache, John!«
Das kam ich auch. Wie immer, so hörte Sir James auch diesmal sehr genau und schweigend zu. Er wußte, daß es schlecht war, mich zu unterbrechen. Eine Entscheidung konnte er später noch treffen.
»Das also war alles?«
»Richtig, Sir.«
»Finden Sie den Fall als so dringend, daß Sie trotz Ihrer Schwierigkeiten von London wegwollen?«
»Ich weiß, Sir, Sie denken an meine Mutter. Aber ich habe einen Job zu erledigen und kann nicht warten, bis Mallmann sich meldet und nach dem Blutstein verlangt.«
»Da gebe ich Ihnen sogar recht. Nun ja, wenn Sie es verantworten können, fahren Sie. Shao ist bestimmt nicht gekommen, um Ihnen einen Bären aufzubinden.«
»Das kann man wohl sagen.«
»Haben Sie sich erkundigt, wie Sie in dieses Gebiet gelangen?«
»Von Frisco aus. Da könnte uns mal wieder die NATO nebst Ihrer guten Beziehungen behilflich sein, Sir.«
»Ja, das ginge schon — im Notfall.«
»Das ist einer.«
»Sie hören von mir. Bleiben Sie in der Wohnung?«
»Natürlich.«
»Dann bis später vielleicht. Ansonsten werde ich Ihnen morgen früh Bescheid geben.«
Ich legte den Hörer wieder auf und sah, daß Schweißflecken zurückgeblieben waren. Obwohl ich noch nicht unmittelbar mit dem Fall zu tun hatte, lag er mir jetzt schon im Magen. Ich wurde einfach das Gefühl nicht los, daß wir in eine gigantische Falle hineinliefen oder in der großen Auseinandersetzung zermalmt werden konnten. Shimada!
Wenn ich die Augen schloß und darüber nachdachte, bekam ich den Eindruck, diesen Namen wie mit Feuer in der Luft gezeichnet zu sehen. Diese fürchterliche, eingepackte Gestalt mit ihren kalten, blauen, sehr grausamen Augen und einem Schwert, das in der tiefsten Jigoku, der Hölle, geschmiedet worden war.
Eine Waffe, wie es sie schlimmer kaum gab. Sie zerschlug alles, was sich ihr in den Weg stellte. Shimada räumte richtig auf. Dann blieben Tod, Grauen und Blut zurück. Er war der große Schnitter im Schattenreich der japanischen Mythologie.
Auch spielte ich mit dem Gedanken, in Frisco anzurufen, ließ es dann bleiben, weil ich nicht unnötig die Pferde scheu machen wollte. Wenn es uns allerdings mit vereinten Kräften gelang, das Schwert zu finden, dann sah alles ganz anders aus. Dann konnten wir uns Shimada stellen und seiner Waffe Paroli bieten. Versteckt in der Arktis!
Ich schüttelte den Kopf, als ich daran dachte. In jedem anderen Teil der Welt hätte ich es vermutet, nur nicht dort oben, wo die Kälte barbarisch war, auch im April.
Da ich momentan nichts zu tun hatte, kramte ich den Atlas hervor und schaute mir Kanada auf der Karte an. Verglichen mit Großbritannien war dieses Land ein Riese, größer als die USA. Besonders im Norden und Nordosten waren dem Festland zahlreiche Inseln vorgelagert, wobei Baffin Island die größte war.
Dort irgendwo mußten wir wahrscheinlich hin. Die Orte, die es auf der größten Insel gab, konnte man mit der Lupe suchen. Selbst mit einem
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