Die Schwerter von Zinjaban
ich wäre auch so schon dicht genug dran, um mir den Hintern anzusengen; aber Attila wollte das Ganze noch realistischer. Also zögerte er beim dritten Take die Rettung so lange hinaus, bis ich mir tatsächlich das Bein an dem verdammten Feuer angekokelt hab. Das Scheißding tut noch immer höllisch weh, trotz Doc Hamids Salbe!«
Fodor knurrte: »Du kannst dabei von Glück reden. Ich habe den Ehrgeiz, eines Tages noch einen Film zu drehen, in dem jemand wirklich auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird.«
»Verdammter Sadist!« sagte Cassie.
»Natürlich!« dröhnte Fodor fröhlich. »Alle Barbaren sind tief in ihrem Herzen Sadisten!«
»Noch einen Take kannst du von der Szene ohnehin nicht mehr drehen«, warf Mary Hopkins ein. »Das war das letzte von diesen weißen Leibchen, die sie dabei tragen soll.«
»Dann lassen wir uns eben von den Einheimischen noch ein paar davon nähen und drehen die ganze Szene von vorn. So, wie sie ist, gefällt sie mir noch nicht. Wenn Randal sie aufhebt, sollen ihre Titten rausquellen. Dazu muss er sie ein Stück weiter unten packen.«
Allgemeines Stöhnen erfüllte den abgedunkelten Raum. »Okay, okay«, sagte Fodor. »War nur’n Scherz. Morgen gehen wir auf die lange Jagd. Der Oberst auf Burg Kandakh sagt, wir können die ganze Nacht in seinem Fort bleiben. Nehmt also eure Zahnbürsten mit! Er lässt extra für uns seine Offiziere aus ihren Zimmern ausziehen. Ich schätze, er spekuliert darauf, sein Gesicht in die Kamera halten zu können und im Film zu erscheinen.«
Alicia und Reith saßen im Vorgebirge des Qe’bas auf ihren Ayas und schauten den Kameramännern dabei zu, wie sie sich die steinigen, spärlich mit blaugrauen, rosa- und malvefarbenen Gräsern bewachsenen Hänge hinaufmühten.
»Ein Vorteil beim Drehen auf Krishna«, sagte Alicia, »sind die langen Tage. Da es soviel Zeit erfordert, den ganzen Kram auf- und wieder abzubauen, gewinnen wir durch die zusätzlichen Tageslichtstunden noch einmal um die Hälfte mehr effektive Drehzeit als auf Terra.«
»Dafür gibt es aber auch eine Menge Nachteile, nehm ich an«, sagte Reith.
»Das kannst du laut sagen! Kein elektrischer Strom; also müssen wir diese Riesen-Superbatterien mitschleppen. Ah, ich sehe, Attila winkt mir. Ich muss für ihn dolmetschen. Pass auf, dass du nicht von irgendeiner Klippe fällst!«
Während er ihr hinterher schaute, erwuchs in ihm ernsthaft der Wunsch, sie endlich einmal lange genug allein für sich zu haben, um das Problem ihrer Zukunft mit ihr lösen zu können. Auch wenn ihre mehr als schwesterliche Zuneigung für ihn durch die Vizman-Episode weniger geworden sein mochte, loderten seine Gefühle für sie heller denn je. Er verspürte einen wachsenden Drang, die Sache endlich mit ihr zu klären. Aber in der Hektik der Dreharbeiten gab es kaum einmal fünf Minuten, in denen nicht einer oder beide von ihnen in irgendeine Arbeit für Cosmic Productions eingespannt waren.
Stundenlang schaute Reith von der Seitenlinie aus zu, wie die Jagdsequenz langsam Gestalt annahm. Die Handlung war zwar simpel, aber für die beteiligten Schauspieler bedeutete sie echte Knochenarbeit. Eine zu Tode verängstigte Prinzessin Ayala in der Beuge seines kräftigen Armes haltend, sprengte Prinz Karam die Straße nach Balhib hinauf, verfolgt von einem Dutzend Schurken, die von mikardandischen Komparsen dargestellt wurden.
Immer wieder hob Fodor seine Flüstertüte und brüllte: »Ton! Kameras! Action!« Worauf dann Prinz Karam, seine Hauptdarstellerin fest im Griff, an den Kameras vorbeigaloppierte. Und jedes Mal, wenn Fodor »Schnitt!« brüllte, zügelte Karam seinen Aya zum Schritt-Tempo herunter und lenkte ihn zum Ausgangspunkt zurück. Nachdem der Take drei oder vier Mal wiederholt worden war, durften Fairweather und Cassie eine Verschnaufpause einlegen, während der die krishnanischen Verfolger weiterhin immer wieder aufs neue dasselbe Stück Weges entlanggaloppieren mussten. Kurze Zeit später zog die gesamte Crew ein Stück weiter hinauf in die Berge und wiederholte das Ganze auf einer anderen Strecke. Alicia erklärte Reith, dass eine solche Szene mit dem Terminus ›alternierendes Syntagma‹ bezeichnet wurde. Cassies dünnes Fähnchen wurde mit jeder Einstellung schäbiger.
So interessiert Reith auch war, je länger der Tag sich hinzog, desto mehr kam er zu dem Schluss, dass Filmen eine sehr mühselige und wegen der ständigen Wiederholungen oft langwierige Angelegenheit war. Er war beeindruckt, wie
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