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Die Schwerter von Zinjaban

Die Schwerter von Zinjaban

Titel: Die Schwerter von Zinjaban Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp , Catherine Crook de Camp
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JACOB WHITE
     
    E inen halben Mond nach der Flucht von Vizmans Lager rollte Reiths Einspänner auf der Straße von Mishe nach Westen. Neben ihm saß Alicia, und Timásh folgte ihnen auf einem Aya, die beiden restlichen im Schlepptau.
    Sie trabten durch die sanft gewellte Landschaft des westlichen Mikardand, wo aufgrund der geringeren Regenmenge der Wald immer mehr an Dichte verlor, bis er schließlich zu vereinzelten kleinen Buschgruppen und Galeriewäldchen entlang der Bachbetten ausdünnte. Dort wo keine Bäume standen, war der steinige Grund nur spärlich mit den krishnanischen Entsprechungen irdischer Gräser, Kräuter und Flechten bewachsen. Die hellen, knalligen Farben der östlicheren Vegetation verblassten zu Pastelltönen. Landwirtschaft beschränkte sich auf die Gegenden, wo es Wasser gab; künstliche Bewässerung lag außerhalb der Möglichkeiten krishnanischer Technologie. Auf den weiten, nicht umzäunten Hochebenen zwischen den Bauernhöfen blickten hier und da Herden krishnanischer Pflanzenfresser, einige vierbeinig, andere sechsbeinig, alarmiert auf, wenn der Einspänner vorüberratterte; und wenn der Schreck zu groß war, stoben sie davon.
    Das Verhältnis zwischen Reith und Alicia, das vor der Entführung die Tendenz gehabt hatte, wieder wärmer und enger zu werden, hatte sich zu höflicher Distanz abgekühlt. Seit Reith und Alicia sich zum ersten Mal begegnet waren, war jede Interaktion zwischen ihnen stets von hoher emotionaler Intensität gekennzeichnet gewesen, ganz gleich ob sie nun Liebe gemacht, sich gestritten oder sich einfach nur über abstrakte Themen unterhalten hatten. Auf der Fahrt zurück von Qantesr nach Mishe jedoch hatten sie nur wenig miteinander gesprochen, und wenn, dann war es ausschließlich um alltäglichen Kram gegangen.
    Alicia schien sich in sich selbst zurückgezogen zu haben. Reith vermutete, dass sie versuchte, einander widerstrebende Gefühle auf die Reihe zu kriegen, und dass er, wenn er versuchen würde, sie aus ihrem Schneckenhaus herauszuknibbeln, nur alte Wunden wieder aufreißen und sie noch unglücklicher machen würde, als sie es vermutlich ohnehin schon war. Also behandelte er sie mit behutsamem Respekt und achtete wachsam auf Signale, die ihm ankündigen würden, dass sie eine Wiederaufnahme ihrer alten Kameradschaft begrüße.
    Nun, da sie sich Zinjaban näherten, begannen sie sich Stück für Stück wieder füreinander zu erwärmen. Reith sagte: »Stavrakos hat ein unheimliches Theater gemacht, als ich los wollte, dich zu suchen. Er hat tatsächlich von mir erwartet, dass ich bei der Crew bleiben würde, bis der Film fertiggedreht wäre. Und dann, meinte er, könnte ich, wenn ich Lust hätte, ja immer noch losziehen, dich zu suchen. Er drohte mir sogar damit, mir mein Honorar zu sperren, weil ich vertragsbrüchig wäre.«
    »Typisch Stavrakos«, sagte Alicia. »Wie hast du’s ihm beigebracht?«
    »Ob du’s glaubst oder nicht, aber der Rest der Truppe – sogar Fodor und Ordway – schlug sich auf meine Seite. Ordway wäre Hebend gerne mitgekommen, wenn ich ihn gelassen hätte; aber er wäre nur eine Belastung gewesen. Jedenfalls drohte die Crew Kostis mit Streik, wenn er versuchen würde, mich daran zu hindern, dich zu suchen. Erst da gab er zähneknirschend nach.«
    Ein Lächeln hellte ihre düstere Miene auf. »Schön zu wissen, dass ihnen meine Rettung das wert war. Aber was mich wirklich überrascht, ist, dass Attila sich auf deine Seite geschlagen hat. Er war immer gegen mich und meine Einflussnahme.«
    »Er hat sich irgendwas von wegen ›Barbarenehre‹ in den Bart gemurmelt; und Cyril liebt dich ja nun seit jeher. Was ist das bloß für eine geheimnisvolle Magie, die du an dir hast, die jeden in Bann schlägt?«
    »Ha!« sagte sie. »Ich versuche nicht, jeden von mir zu faszinieren. Alles, was ich will, ist, meine Forschungen zu betreiben, meine Bücher zu schreiben und meinen Teil dazu beizutragen, dass die Sozialwissenschaften nach mir in besserem Zustand sind als zu meinen Lebzeiten. Hey, ist das nicht Zinjaban da hinten auf der Anhöhe?«
    Auf der hiesigen Seite einer fernen Bergkette reckten zwei an Ölbohrtürme erinnernde Gerüste ihre unansehnlichen Köpfe in die Höhe. Ein paar Minuten später kamen Reihen von Zelten in Sicht. Die Türme waren, wie man jetzt erkennen konnte, aus hölzernen Balken und Streben gebaut und trugen ein verflochtenes Gewirr aus Treppen und Leitern, die zu einer Reihe von Plattformen

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