Die Schwerter von Zinjaban
mit, aber bei Ungarisch musste er passen.
»Und jetzt tanzen wir!« schrie Fodor. Er holte von irgendwo her eine Geige hervor und kickte einen der Läufer mit solchem Schwung weg, dass er in einer Ecke des Raumes landete. »Was für Tänze spielst du, Attila?« fragte Alicia und stand auf.
»Ich spiel alles, was du willst! Was möchtest du? Walzer? Foxtrot? Khopak? Zulu?«
»Wie war’s mit ’nem Tango?«
»Gern; ich kenne hundert!«
»Das war echt göttlich! Fergus tanzt hervorragend Tango.« Sie wirbelte herum, fasste Reith beim Handgelenk und zog. »Komm, Fergus! Denen zeigen wir’s!«
»Ich bin völlig aus der Übung«, murmelte er. »Außerdem fürchte ich, dass ich mehr getrunken habe, als mir gut tut.«
»Ach, komm schon, stell dich nicht so an! Du wirst das schon hinkriegen!«
Er stand mit wackligen Beinen auf und folgte ihr auf die Tanzfläche. Fodor spielte zuerst Jacob Gades Jalousie und ließ darauf einen von Carlos Gardeis Tangos folgen. Reith vermochte nicht zu sagen, ob es an seinen guten Reflexen lag oder ob Alicia einfach eine so gute Tänzerin war, dass sie selbst dem ungeschicktesten Partner folgen konnte. Jedenfalls schaffte er den Corte und das argentinische Kreuz ohne jemanden anzurempeln, die Balance zu verlieren oder Alicia auf die Zehen zu treten.
Aus dem Augenwinkel bekam er mit, dass Fallon mit Nancy tanzte. Und er sah, wie Gashigi und Michelle versuchten, Jacob White auf die Beine zu zerren, ungeachtet seiner Einwände, er habe nie tanzen gelernt.
Als Fodor zu spielen aufhörte, ließ Reith sich zurück auf seinen Diwan plumpsen. Sofort drängte ihm Fodor einen neuen Drink auf. Da ihm von der Anstrengung ganz heiß geworden war, hatte er den größten Teil davon bereits runtergekippt, als ihm sein prekärer Zustand bewusst wurde. Er stellte den Pokal ab und starrte mit glasigen Augen auf die anderen. Schweißperlen traten ihm auf die Stirn, und er versuchte angestrengt, sich im Griff zu behalten.
»Jetzt zeig ich euch mal einen Tanz!« dröhnte Fodor. »Wer kann Geige spielen?«
»Ich hab’s als Kind mal gelernt«, sagte White und starrte schüchtern auf seine Hände. »Ich versuch’s mal.«
»Kennst du irgendeinen Zigeunertanz? Genau so was will ich euch nämlich jetzt mal vorführen!«
»So ein Zufall! Ich musste nämlich einen ständig üben, Tag für Tag. Also, ich fang mal an!«
White stimmte die Tzigane an, einen Zigeunertanz des Komponisten Milescu aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert. Fodor tanzte solo, wie ein Derwisch stampfend und im Kreis herum wirbelnd. Als White das Stück beendete, hieb Fodor ihm so heftig mit seiner Pranke auf den Rücken, dass der arme Kerl fast in die Knie ging. Dann legte er die Violine weg, stülpte einen Drink und donnerte: »So, und jetzt wird gezockt!«
Fodor holte ein neues Kartenspiel mit den Initialen ›F.A.G.‹ auf der Rückseite hervor und sagte: »Da wir keinen Tisch haben, setzen wir uns einfach im Kreis auf den Boden. Los!«
Er raffte ein paar Kissen vom Sofa zusammen und breitete sie auf dem Boden aus. »Jack, du sitzt da! Fergus, du da! Tony, du da! Die Mädels setzen sich dazwischen.«
»Wo ist Cyril?« fragte White.
»Er ist voll und schläft irgendwo seinen Rausch aus«, brüllte Fodor. »Für ihn spielt Tony mit, obwohl der verdammte Kerl nicht trinkt!«
»So, und jetzt, meine lieben Freunde, veranstalten wir eine Orgie. Eine richtige Orgie. Ihr wisst, was das ist? Ich wette, nicht einer von euch hat je an einer teilgenommen. Deshalb werdet ihr euch für den Rest eures Lebens an diese Nacht erinnern. Wenn einer diese Art Vergnügen nicht mag, dann sollte er sich besser jetzt verkrümeln, bevor es zu spät ist! Okay?«
»Als erstes spielen wir Strip-Poker, so wie ich es neulich in Novo gesagt habe. Hat irgendwer was dagegen?«
Reith schaute sich um; er erwartete, dass Fodors Frauen sich – wie schon neulich – wieder sperren würden. Doch nur Nancy quengelte schüchtern: »Also, ich weiß nicht …« Fodor ignorierte sie einfach. White murmelte irgend etwas wie, es verstoße gegen seine Religion. Fallon grinste voller Vorfreude. Alicia schwieg; sie hatte ihr Pokerface aufgesetzt.
»Kennt jeder die Regeln?« fragte Fodor. »Du auch, Gashigi?«
»Ich habä äs nur einmal gä-scha-pielt«, erwiderte die Schatzkanzlerin. »Ich glaubä, ich kännä die Rägeln.«
»Prima; vielleicht ziehen wir dich als erste aus. Der Wetteinsatz ist jeweils ein Kleidungsstück, verkörpert durch einen Chip. Ist das
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